Bislang gibt es in Deutschland ein Taxi-Monopol: Für die Anbieter sind die Bedingungen entsprechend gut, denn Städte und Kreise legen die Preise fest und die Zahl der Konzessionen ist begrenzt. Doch immer mehr spezielle Angebote sagen dem klassischen Taxi-Markt den Kampf an. Und das hat Konsequenzen.

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Das Personenbeförderungsgesetz regelt, wer in Deutschland Taxi fahren darf. Dort steht beispielsweise, wo Taxi-Fahrer Aufträge entgegennehmen und wie sie Passanten befördern dürfen.

Doch seit Konkurrenzunternehmen wie "Uber" ihre Fahrdienste anbieten, flammt immer wieder die Diskussion darüber auf, ob das Monopol noch zeitgemäss ist.

Taxi-Monopol wird fallen

"Langfristig gesehen wird das Taxi-Monopol fallen", glaubt beispielsweise Martin Randelhoff, Herausgeber des Blogs "Zukunft Mobilität" und Student der Verkehrswirtschaft in Dresden.

"Weil sich die Rahmenbedingungen geändert haben. In Zeiten von Navigationssystemen fragt man sich etwa, ob Fahrer wirklich noch Ortskundeprüfungen ablegen müssen", sagt Randelhoff.

Hinzu kommen komplizierte Bestimmungen: Fährt ein Taxi einen Fahrgast beispielsweise über die Landesgrenze, muss es leer zurückfahren – weil es im Gebiet anderer Unternehmen keine Fahrgäste aufnehmen darf.

Nach Angaben des Deutschen Taxi- und Mietwagenverbandes (BZP) sind die Servicegesellschaft "Taxi Deutschland" und der App-Anbieter "Taxi.eu" die Dominatoren in der Branche.

Mehrere Zentralen grosser deutscher Städte haben sich zu "Taxi Deutschland" zusammengeschlossen, hinter "Taxi.eu" stehen Berliner Taxi-Zentralen, die mit grossen Partnern in anderen Städten zusammenarbeiten.

Laut Thomas Grätz, dem Geschäftsführer des Verbandes, geht es in der Branche um rund vier Milliarden Euro Umsatz pro Jahr.

Die neuen Mitbewerber zählt der Verband längst nicht zu diesen Playern: "Von Konkurrenten wie 'myTaxi' sind nur wenige Städte intensiv betroffen", sagt Grätz.

App-Bereich holt auf

Er räumt aber ein: Im App-Bereich sei es den Mitbewerbern "mit massivem Aufwand gelungen, in Berlin und Hamburg vielleicht rund 40 Prozent der per App bestellenden Kunden zu bedienen". Aber das relativiere sich: "App-Bestellungen machen im gesamten Vermittlungsmarkt deutschlandweit allerhöchstens drei Prozent aus."

In diesem, so der Verbandssprecher, seien bislang noch keine grossen Änderungen eingetreten. "In der Branche gibt es schon das Bewusstsein, dass sich etwas ändern wird", beobachtet Martin Randelhoff.

Die Taxi-Unternehmer hätten aber noch das sichere Gefühl, dass kurzfristig erst einmal nichts passieren werde. Für den BZP war besonders der Dienst "UberPop" eine riesige Gefahr: Über eine App vermittelte das Unternehmen private Fahrer mit ihrem Wagen an den Kunden.

Es sei wichtig, so Grätz, keine Privatfahrer ohne entsprechende Lizenzen "auf die Gesellschaft loszulassen". Er zeigt sich erleichtert: "Die Verfahren haben gezeigt, dass so etwas wie 'Uber' juristisch und politisch in Deutschland nicht gewünscht ist."

Gerichte entscheiden unterschiedlich

Dass alteingesessene Taxi-Unternehmen aber auch abseits von "Uber" unter Druck stehen, darauf deuten Prozesse wie zuletzt gegen die Vermittlungsapp "myTaxi" hin. Dahinter steht der Daimler-Konzern. MyTaxi hatte bundesweit Rabatte von bis zu 50 Prozent gewährt.

Ein Preiskampf, den Gerichte nicht einheitlich bewerten. Während eine Taxizentrale im vergangenen Jahr beispielsweise mit einer Klage vor dem Oberlandesgericht in Stuttgart gescheitert war, hat das Landgericht Frankfurt die Rabattaktion jüngst verboten.

Für BZP-Geschäftsführer Grätz ist klar: "Mit derartigen Rabattaktionen wird der Tarif angegriffen, der allerdings ist essentiell für einen funktionierenden Taximarkt." Sharing-Angebote wie "myDriver" und "Wundercar" verstehe der Verband hingegen eher als "Ergänzung". Sie richteten sich nicht an den typischen Taxi-Kunden.

Global gesehen, davon ist Martin Randelhoff überzeugt, ist "Uber" längst ein grosser Konkurrent für Taxi-Unternehmen. Mittlerweile bietet das Unternehmen auch in Deutschland gesetzeskonforme Fahrdienste an.

"Die Taxibranche ist natürlich nicht statisch", betont Randelhoff. Er glaubt jedoch nicht, dass klassische Taxis in Zukunft von den neuen Angeboten verdrängt werden.

Die Diskussion sei aktuell viel zu aufgeladen, findet er. Taxi-Unternehmen könnten stattdessen auch von den neuen Konkurrenten lernen – und ihren Service möglicherweise entsprechend verändern.

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