Aus England stammt die schöne Tradition, dass der Lohn der harten Plackerei jede Woche in kleinen Tütchen an die Arbeitnehmer und Angestellten ausgehändigt wurde. Die kleinen Kuverts mit dem wertvollen Inhalt drin gibt es heute fast gar nicht, immerhin bleiben die Engländer aber der Zählweise treu, ihre Gehälter in Wochen-, und nicht wie beispielsweise in Deutschland, in Monatszyklen zu taxieren.

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Marco Reus, Fussballprofi beim doch recht deutschen Klub Borussia Dortmund, bekommt sein Salär noch jeden Monat elektronisch auf sein Konto überwiesen. Rund 350.000 Euro werden kolportiert, das macht im Jahr die stattliche Summe von ca. 4,2 Millionen Euro. Nun soll sich der Nationalspieler sogar auf eine satte Erhöhung der Bezüge freuen können, weil ihm sein Klub eine Ausstiegsklausel angeblich Schritt für Schritt abkaufen will. So berichtet jedenfalls die "Sport Bild".

Reus könne sich demnach bald über sechs Millionen Jahresverdienst beim BVB freuen. 500.000 Euro im Monat oder 115.384 Euro und 61 Cent in einer Woche. Es sind Zahlen, die bei einem Normalverdiener schwerste Schwindelgefühle verursachen. In der Welt des hochgezüchteten Profisports sind sie aber allenfalls gehobenes Mittelmass.

Im Profifussball wird jede Menge Geld bewegt, inzwischen ist der Sport zu einem Milliardengeschäft geworden, an dem sich Tausende zum Teil ganz vorzüglich laben. In England hat mit dem Einzug der Premier League vor etwas mehr als 20 Jahren auch der Turbo-Kapitalismus Einzug gehalten.

Das Bosman-Urteil hat die Spieler gestärkt, seit Mitte der 1990er Jahre sind sie zusammen mit ihren Beratern die finalen Entscheider an den Verhandlungstischen. Vom Proletensport hat sich Fussball zum Beispiel in Deutschland nach oben gearbeitet in die höchsten Kreise von Politik und Wirtschaft. Die Umsatzzahlen der Bundesligisten explodieren, in den Bereichen TV-Vermarktung, Hospitality (Hotel- und Restaurantmanagement), Ticketing und vor allen Dingen Merchandising waren die Zuwachsraten in den letzten beiden Dekaden aberwitzig hoch.

Die Klubs profitieren davon allerdings nur partiell. Die grossen Nutzniesser dieser durchaus bedrohlichen Entwicklung sind ganz besonders die Spieler. Über 600 Millionen Euro hat die Bundesliga zuletzt an Spielergehältern ausgeschüttet. Vor 20 Jahren waren es in Deutschlands höchster Spielklasse "nur" rund 140 Millionen. Eine Steigerung um über 400 Prozent.

6,45 Mio Euro für jeden Spieler von Manchester City

Die Bundesliga boomt. Aber sie ist verglichen mit anderen Ligen in anderen Ländern oder anderen Sportarten noch ein Junior Partner. Manchester City hat in der abgelaufenen Saison seinen Spieler im Schnitt 6,45 Millionen Euro pro Jahr ausbezahlt. Der durchschnittliche City-Profi verdient also mehr als 50 Prozent mehr als Marco Reus, eine der ganz grossen Hoffnungen Deutschlands.

Die New York Yankees sind der populärste Baseball-Klub der Welt, sie liegen hinter ManCity auf Rang zwei mit 6,39 Millionen Euro Ausgaben pro Spieler. Auf Rang sechs steht mit den Brooklyn Nets der erste Klub der NBA (5,42 Mio.), erst dann folgt der FC Bayern als erster deutscher Klub mit 5,32 Millionen Euro.

Von den 20 Klubs, die weltweit am meisten Geld für Spielergehälter ausgeben, sind sechs aus der Major League Baseball. Hier ist das Gefälle zwischen den absoluten Spitzenverdienern und dem grossen Rest an Mitläufern aber besonders auffällig. Die Premier League bringt ihre Big Five, also ManCity, Manchester United, den FC Chelsea, den FC Arsenal und den FC Liverpool unter und hat damit in der Spitze mehr Ausgaben als die Klubs der wertvollsten Liga der Welt, der NBA.

In der Forbes-Liste der Grossverdiener des Sports standen fünf Einzel- und fünf Mannschaftssportler in den Top Ten. Inklusive aller Werbeeinahmen ist demnach Cristiano Ronaldo mit einem geschätzten Jahresgehalt von 80 Millionen Euro der bestbezahlte Fussballspieler, vor Lionel Messi mit 64 Millionen.

Erst auf Platz 89 folgt der erste Deutsche: Mesut Özil mit geschätzten 18 Millionen Euro Jahreseinkommen. Unangefochtener Spitzenreiter ist übrigens Boxer Floyd Mayweather Jr. Der hat bei nur zwei Kämpfen in einem Jahr 105 Millionen Euro verdient. Davon können selbst Fussballprofis nur träumen.

In Grossbritannien haben die komplette Öffnung für Investoren jeglicher Couleur, die astronomischen Einnahmen aus der TV-Vermarktung sowie die Globalisierung ihrer Top-Marken die Premier League trotzdem zum finanziellen El Dorado für jeden Spieler werden lassen.

Der gemeine Fan kann sich den schönen Fussball aus der Traumfabrik allenfalls noch im Fernsehen anschauen. Wenn er sich denn die Kosten für das Pay-TV leisten kann. Dass sich das Gros der Arbeiterschicht noch wie vor zehn oder 15 Jahren Karten für die Heimspiele des Lieblingsklubs leisten kann, ist längst vorbei. Der Fussball ist in England längst zu einem exklusiven Gut für Besserverdiener und Stadiontouristen geworden.

"Schuld" daran sind aber nicht die Spieler. Sie nehmen sich, was ihnen angeboten wird. Das System an sich ist in einigen Ligen ausser Kontrolle geraten. Die Spirale, die sich früher noch recht gemächlich gedreht hatte, hat rasant an Fahrt aufgenommen und derzeit gibt es kaum Anhaltspunkte dafür, dass die Entwicklung noch entscheidend aufzuhalten wäre.

Pep Guardiola kassiert angeblich 16 Millionen

Der deutsche Krösus Bayern München hat bis vor einigen Jahren für sich in Anspruch genommen, "diesen Wahnsinn", wie Uli Hoeness es gerne formulierte, nicht mitzumachen. Die Bayern verwiesen zurecht und mit einigem Stolz darauf, dass für sie Transfers im hohen zweistelligen Millionenbereich - und damit auch entsprechende Gehaltsforderungen - nicht in Frage kämen.

Nun nehmen aber auch die Bayern zumindest teilweise am Spiel der Grossen teil. Verpflichtungen wie die von Mario Gomez, Javi Martinez oder Mario Götze sorgten für Aufsehen. Ihren kostspieligsten Angestellten mussten die Bayern aber immerhin nicht teuer auslösen.

Josep Guardiola haben die Münchener umsonst bekommen. Das Problem ist nur, dass Guardiola angeblich 16 Millionen Euro im Jahr verdienen soll. Eine kolportierte Summe, die ihn zum bestbezahlten Trainer der Welt machen würde. Noch vor Jose Mourinho, Carlo Ancelotti oder Louis van Gaal.

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