30 Prozent – so hoch ist in Deutschland der Steuersatz für Unternehmen. Eigentlich. Denn zwischen den geltenden Sätzen und den tatsächlichen Abgaben gibt es einer neuen Studie zufolge teilweise grosse Unterschiede. Das gilt für Deutschland ebenso wie für meisten anderen Länder der EU.
Grosse Konzerne zahlen laut einer Studie der Grünen im EU-Parlament fast nirgendwo in der Europäischen Union den gesetzlich vorgeschriebenen Steuersatz.
Es gebe massive Unterschiede zwischen den offiziell geltenden Steuern und der tatsächlich gezahlten Abgabenlast multinationaler Unternehmen, berichtet die "Süddeutsche Zeitung" unter Berufung auf die Studie, die am Dienstag veröffentlicht werden soll.
Demnach gibt es in Luxemburg die stärkste Abweichung zwischen nominalem und effektivem Steuersatz: Offiziell lag dieser Wert in den Jahren 2011 bis 2015 bei 29 Prozent; tatsächlich zahlten Unternehmen durchschnittlich aber nur zwei Prozent.
Grünen-Sprecher fordert mehr Transparenz bei Steuerpraktiken
In Deutschland liegt die Abgabenlast eigentlich bei 30 Prozent; der Untersuchung zufolge führten Konzerne aber tatsächlich nur 20 Prozent an den Fiskus ab. Lediglich in Bulgarien wurde keine Abweichung festgestellt.
Der finanzpolitische Sprecher der Grünen im Europaparlament,
"Die EU-Kommission hat einen guten Vorschlag zur Steuertransparenz grosser Konzerne vorgelegt", sagte Giegold der "Süddeutschen Zeitung". Die EU müsse den Bürgern vor der Europawahl im Mai zeigen, dass sie etwas Wirksames gegen dubiose Steuerpraktiken auf die Reihe bekomme, forderte Giegold weiter.
Toni Hofreiter fordert Eigenverantwortung von Konzernen
Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter setzt dagegen auf die Eigenverantwortung der Konzerne. Er fordert, dass sie "mehr Verantwortung bei der Lösung sozialer und ökologischer Probleme" übernehmen. "Wer in Zeiten von Populismus und brennender ökologischer Krisen nur an die kurzfristige Gewinnmaximierung denkt, der sägt am Ast, auf dem er sitzt", so Hofreiter gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.
"Immer neue Meldungen über millionenschwere Steuertricks, enorme Lohnungleichgewichte oder Umweltschutz ausbremsenden Lobbyismus sind Gift für den gesellschaftlichen Zusammenhalt", warnte Hofreiter. "Dafür fehlt manchen Unternehmensspitzen immer noch das Bewusstsein."
Das Weltwirtschaftsforum (WEF) findet von Dienstag bis Freitag im Wintersportort Davos in den Schweizer Alpen statt. An dem jährlichen Treffen nehmen hunderte Vertreter der globalen Politik- und Wirtschaftselite teil. (afp/dh)
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