Der Streik am Pariser Eiffelturm dauert trotz Vermittlungsbemühungen der Betreiberfirma mit dem Personal wohl bis zum Wochenende an. Man erwarte schriftliche Zusicherungen der Stadt Paris, sagte ein Vertreter der Gewerkschaft CGT am Freitag nach stundenlangen Verhandlungen, wie die Zeitung "Libération" berichtete. Bereits seit Montag ist Frankreichs wichtigste Touristenattraktion nicht für Besucher zugänglich. Das Personal streikt, weil die Stadt aus seiner Sicht zu hohe Millionensummen aus dem Verkauf der Eintrittskarten einstreicht und an der Instandhaltung spart. Der Eiffelturm roste und befinde sich in einem schlechten Zustand, lautet der Vorwurf. Die Stadt bestreitet das.
Erst nachdem Frankreichs mächtige Gewerkschaftsbossin, CGT-Chefin Sophie Binet, am Donnerstagmorgen persönlich beim demonstrierenden Personal am Fuss des Eiffelturms erschien und Bürgermeisterin Anne Hidalgo zu Verhandlungen aufrief, kamen offenbar Beratungen in Gang. Am Abend teilte die Betreibergesellschaft SETE mit, der bis 2030 laufende Vertrag mit der Stadt werde überarbeitet. Beabsichtigt sei, die Geldzahlungen an die Stadt zu reduzieren, um Einnahmeverlusten während der Corona-Pandemie sowie den Mehrkosten bei der Sanierung des Bauwerks Rechnung zu tragen. Die Beschäftigten sollten eine Zusicherung erhalten, dass ihre Arbeitsbedingungen und Bezahlung dadurch nicht beeinträchtigt werden.
Am Samstag sollen die Verhandlungen nun weitergehen, zunächst bleibt der Eiffelturm aber weiter geschlossen. Und wenn die "dame de fer" ("Dame aus Eisen"), wie die Pariser das Wahrzeichen liebevoll nennen, bis Sonntagmittag nicht wieder geöffnet hat, handelt es sich sogar um den längsten Streik in der Geschichte des 1889 fertiggestellten Turms, rechnete "Libération" bereits vor. Fünf Monate vor dem Start der Olympischen Spiele in Paris weckt der Streik am Eiffelturm auch die Sorge vor weiterreichenden Protesten, die die Stadt und die Spiele lähmen könnten.
Unterdessen hat sich eine Erzrivalin der sozialistischen Bürgermeisterin Hidalgo in die Debatte um den Eiffelturm eingeschaltet, die neue konservative Kulturministerin Rachida Dati. Sie ist zugleich Bürgermeisterin des siebten Pariser Stadtbezirks und will Hidalgo bei den Kommunalwahlen 2026 aus dem Spitzenamt im Rathaus verdrängen.
Der Eiffelturm müsse endlich unter Denkmalschutz gestellt werden, dann könne der Staat die technische und wissenschaftliche Kontrolle des Bauwerks übernehmen und notfalls auch von Amts wegen Sanierungsarbeiten vornehmen lassen, meinte Dati am Freitag. Seit 2020 bereits habe sie vor den unrealistischen Finanzprojektionen der Stadt mit Blick auf den Eiffelturm gewarnt. Würde sich der Staat des Eiffelturms annehmen, würde die Zuständigkeit für Frankreichs berühmtestes Bauwerk aus den Händen Hidalgos in die von Dati wechseln. © dpa
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