Verbrennungen, Verätzungen, abgetrennte Gliedmassen: Im Tesla-Werk im brandenburgischen Grünheide kommt es dem Magazin "Stern" zufolge zu ungewöhnlich vielen Arbeitsunfällen. Ausserdem hat der E-Auto-Bauer seit Eröffnung 26 Umwelthavarien gemeldet.

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Im deutschen Werk des amerikanischen Elektroautoherstellers Tesla häufen sich offenbar die Arbeitsunfälle. Das Magazin "Stern" berichtet unter Berufung auf Dokumente von Behörden und Rettungsdiensten, dass in der Fabrik in Grünheide bei Berlin allein zwischen Juni und November vergangenen Jahres 190 meldepflichtige Unfälle passierten - das entspricht fast einem pro Tag. Meldepflichtig sind Arbeitsunfälle in Deutschland, wenn ein Arzt den oder die betroffenen Arbeitnehmer in der Folge mindestens drei Tage krankschreibt.

Gewerkschafter: "Habe Sorge, dass jemand zu Tode kommt"

Aus Unterlagen der Rettungsstellen geht der Recherche zufolge ausserdem hervor, dass im ersten Jahr nach der Eröffnung im März 2022 in 247 Fällen ein Rettungswagen oder Rettungshubschrauber zum Werk gerufen wurde. Zum Vergleich: Das Audi-Werk in Ingolstadt habe im gleichen Zeitraum - umgerechnet auf die Zahl der Mitarbeiter - nur ein Drittel so viele meldepflichtige Unfälle zu verzeichnen gehabt.

Tesla wirbt Soldaten für Fabrik in Grünheide an

Der US-Autohersteller Tesla will für seine Fabrik im brandenburgischen Grünheide Soldaten anwerben. Das Unternehmen sucht der Stellenanzeige zufolge Personen mit einem ganz speziellen "Mindset".

Die Rede ist unter anderem von Verbrennungen, Verätzungen und abgetrennten Gliedmassen. "Ich habe grösste Sorge, dass irgendwann jemand zu Tode kommt", wird der Bezirksleiter der IG Metall für Berlin, Brandenburg und Sachsen, Dirk Schulze, zitiert.

Brand auf illegalem Abfallplatz

Fast schon harmlos erscheint im Vergleich die Nachricht, dass aus dem Werk in den vergangenen eineinhalb Jahren 26 Umwelthavarien gemeldet wurden. Das geht aus Informationen des Brandenburger Landesamts für Umwelt hervor, über die der "Stern" berichtet und die auch der Deutschen Presse-Agentur (dpa) vorliegen. Es geht um ausgelaufene Stoffe wie Lack oder Diesel sowie um Brände.

Im September 2022 wurde laut Landesumweltamt beispielsweise ein Brand auf einem illegalen Abfallplatz durch eine geschredderte Batterie in einer Holztransportbox ausgelöst. Löschwasser sei aufgenommen, der betroffene unbefestigte Bereich ausgekoffert worden. Wenige Tage später gerieten dort Pappe und Holz in Brand. Löschwasser sei versickert, die Bodenproben seien aber unauffällig gewesen.

Werk liegt im Wasserschutzgebiet

Bereits bekannt war eine Havarie vom April 2022 in der Lackiererei mit 15.000 Liter Farbmischung. Die untere Wasserbehörde des Landkreises Oder-Spree ordnete die Flüssigkeit damals als schwach wassergefährdend ein. Sie sei nicht ins Grundwasser gelangt.

Tesla räumt die Vorfälle ein, betont aber, dass es sich in keinem der Vorfälle um einen Störfall nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz gehandelt habe und dass es bei keinem Vorfall zu Umweltschäden gekommen sei. Ein Teil der Fabrik steht in einem Wasserschutzgebiet, wie Umweltschützer immer wieder beklagt haben. Tesla weist Bedenken jedoch zurück.

Verwendete Quellen

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