Nachdem Kevin Mayer im Rennen um den Chefposten bei Disney übergangen wurde, wechselte er in den Spitzenjob bei der aufstrebenden Video-App Tiktok. Noch vor wenigen Monaten wirkte das wie ein grosser Karriereschritt - dann mischte sich Donald Trump ein.

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Tiktok-Chef Kevin Mayer wirft nach nur wenigen Monaten das Handtuch bei der populären Video-App, die unter politischen Druck aus dem Weissen Haus geraten ist. Er hatte das Amt erst seit dem 1. Juni inne.

Die jüngste Entwicklung habe dazu geführt, dass der Chefposten eine andere Bedeutung haben würde, als bei Mayers Verpflichtung geplant gewesen sei, teilte Tiktok am Donnerstag mit. Derzeit verhandelt der Software-Riese Microsoft über einen Kauf des Geschäfts von Tiktok in den USA und mehreren anderen Ländern.

Trump untersagt Geschäfte mit Tiktok

Tiktok-Chef tritt nach wenigen Monaten zurück
Kevin Mayer war Streaming-Chef von Disney, bevor er zu TikTok wechselte. © Damian Dovarganes/AP/dpa

Die Video-App gehört zum chinesischen Bytedance-Konzern. US-Präsident Donald Trump hatte amerikanischen Firmen und Bürgern Geschäfte mit Tiktok untersagt, das Verbot soll Mitte September greifen.

Ohne einen Verkauf droht Tiktok damit das Aus in den USA. Trump bezeichnet Tiktok als Sicherheitsrisiko, weil über die App chinesische Behörden Zugriff auf Daten von Amerikanern bekommen könnten. Demnach könnten mithilfe der App Bewegungsprofile von Bundesbeamten erstellt und Firmen ausspioniert werden.

Tiktok und Bytedance weisen den Vorwurf zurück und zogen diese Woche vor Gericht. Dass Mayer ein in den USA arbeitender Amerikaner ist, betonten sie oft als Beweis dafür, dass Tiktok unabhängig von China agiere.

Mayer galt als Kronprinz bei Disney

Mayer trat den Chefposten bei Tiktok erst vor wenigen Monaten an. Er kam vom Unterhaltungsriesen Disney. Dort war er für das Streaming-Geschäft verantwortlich - und galt insbesondere nach dem erfolgreichen Start des Dienstes Disney+ als Kronprinz.

Doch zum neuen Konzernchef wurde überraschend für viele Branchenbeobachter der zuvor für die Freizeitparks zuständige Manager Bob Chapek berufen. Mayer wechselte daraufhin im Mai zu Tiktok, wo er die globale Expansion anführen sollte.

Als erste hatte die "Financial Times" über Mayers Rückzug berichtet. Die Zeitung zitierte aus einer E-Mail Mayers an die Mitarbeiter. Dort verwies er unter anderem auf die drohende Aufspaltung des Tiktok-Geschäfts. Die Führung solle kommissarisch Vanessa Pappas übernehmen, hiess es weiter.

Tiktok hat weltweit 690 Millionen Nutzer

Tiktok ist die erste global erfolgreiche Online-Plattform eines chinesischen Konzerns, die in der Liga von Facebook und Co. spielt. Nach jüngsten Angaben hat Tiktok weltweit knapp 690 Millionen mindestens einmal im Monat aktive Nutzer. In den USA seien es rund 100 Millionen - von denen rund 50 Millionen täglich auf Tiktok zugreifen.

Trump ordnete Mitte August zusätzlich an, dass Bytedance sich binnen drei Monaten von allen Daten von Nutzern in den Vereinigten Staaten trennen müsse. Auch dürfe Bytedance in den USA danach kein Eigentum mehr besitzen, das für den Betrieb von Tiktok genutzt wird. (dpa/lh)

Trump stellt Ultimatum: TikTok wird verboten oder an US-Unternehmen verkauft

Der US-Präsident macht seine Drohung wahr: Die App TikTok wird in 45 Tagen laut Verfügung verboten. Ausser sie wird zuvor an ein US-Unternehmen verkauft. Vorschaubild: imago images/UPI Photo
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