Der versierte Verhandlungsführer Luzius Wasescha war eine treibende Kraft hinter den internationalen Handelsabkommen, welche die Schweiz seit den 1990er-Jahren abgeschlossen hat. Der Verfechter eines ausgeglichenen Freihandels und Sozialdemokrat war überzeugt, dass die Welthandelsorganisation WTO aus der aktuellen Sackgasse herauskommen wird.

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Der hohe Staatsbeamte mit Wurzeln im Kanton Graubünden starb im Alter von 70 Jahren. 1946 in Bern geboren, begann der Doktor in Rechtswissenschaften seine Laufbahn in der Bundesverwaltung im Integrationsbüro (das die Beziehungen zwischen Bern und Brüssel regelt).

Das Mitglied der Sozialdemokratischen Partei (SP) stürzte sich 1987 als Chef der Abteilung Welthandel-GATT beim Bundesamt für Aussenwirtschaft in internationale Wirtschaftsverhandlungen.

In diesem Rahmen nahm er an der Uruguay-Welthandelsrunde teil, ein internationales Freihandelsabkommen, das 1995 zur Gründung der Welthandelsorganisation (WTO) in Genf führte. Eine Organisation, die schnell Kritiker auf den Plan rief – heute nennt man sie Globalisierungsgegner.

Die WTO wurde damals in breiten Kreisen als absolutes Übel und Feind angesehen, vor allem von den Linken.

In der Schweiz musste Luzius Wasescha vor allem mit dem Misstrauen und der Wut der Bauern umgehen, die den Freihandelsabkommen kritisch feindlich gegenüberstanden. Er selbst plädierte immer für eine Reform der Schweizer Landwirtschaft – beispielsweise über Herkunftsbezeichnungen – um deren Zukunft zu sichern.

Unbequeme WTO

Als Delegierter für Handelsverträge und späterer Chef der ständigen Schweizerischen Vertretung in Genf kannte Luzius Wasescha die Leiden der WTO von innen sowie deren Unfähigkeit, ambitionierte Liberalisierungsrunden anzustossen.

Als Kenner ihrer Geheimnisse verwendete der Handelsdiplomat seine ganze Energie darauf, die Organisation aus der Sackgasse zu bringen, besonders als Präsident der Verhandlungsgruppe über den freien Marktzugang für Industriegüter.

Angesichts der immer zahlreicher werdenden regionalen und bilateralen Wirtschaftsabkommen zeigte sich Luzius Wasescha ziemlich zuversichtlich, was die Zukunft der WTO betraf. Früher oder später, so dachte er, würden die Staaten versuchen, die Regeln des Welthandels zu harmonisieren und einen von der WTO empfohlenen Weg einschlagen: eine regulierte Öffnung des internationalen Handels, was allen Ländern nützt.

Die aktuellen Schwierigkeiten, mit denen Freihandelsabkommen derzeit konfrontiert sind, wie jenes zwischen den USA und der EU, lassen darauf schliessen, dass sich Waseschas Prophezeiung bewahrheiten könnten. Ausserdem haben viele frühere WTO-Gegner in den letzten Jahren die Organisation als Wächterin über den Welthandel zu schätzen gelernt, angesichts der entfesselten Interessen der grossen Wirtschaftskräfte.

Übertragung aus dem Französischen: Sibilla Bondolfi

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