Donald Trump nutzte das Weltwirtschaftsforum in Davos, um die wirtschaftliche Stärke der USA zu betonen und drohte mit Zöllen für Unternehmen, die nicht in Amerika produzieren. Seine Vision: Die USA sollen zur Supermacht in Industrie, künstlicher Intelligenz und Kryptowährungen aufsteigen. Darüber hinaus sprach er auch über seine Pläne für die Ukraine.
US-Präsident
Drei Tage nach seinem Amtsantritt lässt sich der 78-Jährige per Video zum Weltwirtschaftsforum, dem geoökonomischen Spitzentreffen in den Schweizer Alpen, zuschalten. Hier spricht man schon seit Tagen über kaum etwas anderes als den neuen US-Präsidenten, seine Drohung mit Importzöllen auf Waren aus China, Mexiko, Kanada und der EU - und über seinen milliardenschweren Vorstoss für Künstliche Intelligenz.
Trump feiert sich und Amerika
Es ist Trumps erster Auftritt auf international so grosser Bühne seit seinem Amtsantritt - und die Erwartungen sind riesig: "Die Bedeutung der amerikanischen Führungsrolle und Ihrer persönlichen Führungsrolle ist fundamental und überragend", begrüsst der Gründer des Weltwirtschaftsforums, Klaus Schwab, den US-Präsidenten.
Trump spricht fast eine Viertelstunde zu den CEOs und anderen Mächtigen in der übervollen Kongresshalle. Danach stellt er sich ein paar freundlichen Fragen von Unternehmenschefs. Bescheidenheit ist dabei nicht seine Sache: "Sie sagen, seit der Wahl leuchte überall auf der Welt ein Licht", sagt Trump. "Und sogar Länder, mit denen wir nicht besonders befreundet sind, sind glücklich, weil sie verstehen, dass es eine Zukunft gibt und wie grossartig die Zukunft unter unserer Führung sein wird." Die Botschaft: "Amerika ist zurück und offen für Geschäfte."
Ein pointiertes Beispiel liefert er sofort, als er Investitionen in Höhe von 600 Milliarden Dollar aus Saudi-Arabien ankündigt und nachschiebt: "Aber ich werde den Kronprinzen, der ein fantastischer Kerl ist, bitten, die Summe auf etwa eine Billion aufzurunden." Im Gegenzug kann Saudi-Arabien darauf hoffen, dass Trump dem Land seinen ersten Auslandstrip widmet - das zumindest hat Trump selbst ganz ungeniert ins Gespräch gebracht. Vorausgesetzt die Saudis geben genug Geld in Amerika aus.
Öl, Gas, Zölle und Krypto: Wie Trump die USA zur Supermacht machen will
Das Weltwirtschaftsforum will hören, was Trump zur Wiederbelebung der Wirtschaft und zur Bewältigung der globalen Herausforderungen tun will. Schon jetzt seien die US-Amerikaner wirtschaftlich so zuversichtlich wie seit vielen, vielen Jahrzehnten nicht, ist seine Antwort.
Der US-Präsident kündigt an, er werde massiv Öl und Gas fördern. "Dies wird nicht nur die Kosten für praktisch alle Waren und Dienstleistungen senken, sondern die Vereinigten Staaten auch zu einer Supermacht in der Produktion und zur Welthauptstadt für künstliche Intelligenz und Kryptowährungen machen." Zölle würden Hunderte Milliarden und sogar Billionen Dollar in die Staatskasse spülen.
Viele seiner Freunde sässen im Publikum, sagt Trump - und in den kommenden Jahren wolle er eigentlich auch selbst wieder nach Davos kommen. Doch Trump und das WEF, das ist auch eine umstrittene Beziehung. Denn "America first", das ist so ziemlich das Gegenteil dessen, was im Kongresszentrum von Davos seit Tagen propagiert wird. Der Gründungsgedanke des Weltwirtschaftsforums handelt von Globalisierung, offenen Märkten, einer Welt, die zusammenkommt. Die politische Elite hier predigt die Vorteile einer integrierten Weltwirtschaft.
Der Politikwissenschaftler Samuel Huntington hat diesen Menschenschlag einmal "Davos Man" genannt. Donald Trump ist wirtschaftspolitisch kein "Davos Man". Und trotzdem passt er hier rein - nur eben weniger ins Kongresszentrum als auf die Promenade, wo die Wirtschaftselite Ladenlokale zu Mini-Geschäftssitzen umfunktioniert hat. Hier wäre Trump, der selbst ernannte "Dealmaker" mit Instinkt fürs harte Geschäft, eher zu Hause.
KI-Branche bezüglich Trump zuversichtlich
Auch wenn er dieses Mal nur per Video zuschaltet ist: Trump weiss, wie Davos tickt. Als Unternehmer war der Immobilienmogul zwar nie eingeladen zum Weltwirtschaftsforum. Er schimpfte damals angefasst über die elitären Zirkel, die Jünger der Globalisierung, die sich auf Kosten des amerikanischen Arbeiters die Taschen füllten. Als US-Präsident nahm Trump aber bereits zwei Mal an dem prestigeträchtigen Treffen im Schweizer Wintersportort teil: 2018 und 2020.
In diesem Jahr ist die Stimmung in den Konferenzsälen und Hinterzimmern zwiegespalten, wenn das Gespräch auf Trump kommt. Die KI-Branche ist hier allgegenwärtig, ob Google, Microsoft, Palantir oder Dutzende Entwickler und Firmen aus Asien. Hier hat man weniger Angst vor Zöllen, als dass man sich Vorteile durch Steuersenkungen und den Abbau von Vorschriften erhofft. Unter dem Strich werde das "Paket Trump" ein gutes sein, heisst es.
Droht ein Handelskrieg unter Trump?
Ganz anders ist der Ton von Politikern: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen warnte Trump gleich zum Auftakt vor einem Handelskrieg mit Europa. Auf Trumps Importzölle würde die EU voraussichtlich mit Gegenzöllen antworten. Der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck mahnte, die EU müsse dringend unabhängiger von den USA werden und die eigene Wirtschaft in Gang bringen.
"Oberflächlich betrachtet ist Trump gut für die Wirtschaft", analysierte Trumps früherer Kurzzeit-Kommunikationsdirektor im Weissen Haus im Interview mit "Politico". Anthony Scaramucci kennt den Präsidenten, auch wenn er 2017 nur für wenige Tage sein Kommunikationschef war. Und er erinnert sich, in seiner ersten Amtszeit habe Trump die meisten Entscheidungen "buchstäblich durch das Prisma des Aktienmarktes getroffen", so der einstige Wallstreet-Banker, der sich heute gegen Trump positioniert.
Doch die Zeiten haben sich geändert. Nicht zuletzt Trumps territoriale Ambitionen der USA in Kanada, Grönland und Panama sorgen auf den Märkten, in den Chefetagen - und auf den Fluren des Weltwirtschaftsforums - für Zweifel und Unsicherheit.
"Dann würde der Krieg sofort aufhören": Wie Trump den Ukraine-Krieg beenden will
Neben seinen wirtschaftlichen Zielen sprach der neue US-Präsident in Davos auch über den Ukraine-Krieg: Trump will den Krieg durch einen niedrigen Ölpreis beenden und mit der Opec und Saudi-Arabien über eine Senkung der Kosten reden. «Wenn der Preis sinken würde, dann würde der russisch-ukrainische Krieg sofort aufhören», sagte Trump. "Im Moment ist der Preis hoch genug, damit der Krieg weitergeht", so Trump weiter. "Ich werde Saudi-Arabien und die Opec bitten, die Kosten für Öl zu senken." Der Preis müsse fallen.
Die Energiegrossmacht Russland finanziert ihren Angriffskrieg etwa mit dem Verkauf von Öl an Indien und China. Alle bisherigen Versuche des Westens - von einem Embargo für russisches Öl in den USA über einen Preisdeckel in der EU bis hin zu Sanktionen gegen Tanker - brachten nicht den von der Ukraine erhofften Erfolg, eine der wichtigsten Finanzierungsquellen für Moskaus Krieg auszutrocknen.
"Man muss den Preis senken, so kann man den Krieg beenden", sagte Trump. Er selbst hatte zuvor auch erklärt, die Ölproduktion in den USA deutlich hochzufahren. Ein höheres Angebot auf dem Weltmarkt würde die Preise fallen lassen.
Ukraine begrüsst Trumps Vorschlag
Trump erklärte mehrfach, auch bald mit Kremlchef Wladimir Putin über eine Beendigung des Kriegs sprechen zu wollen. Bisher hat er keinen Plan präsentiert, wie er zu einem Frieden in dem komplexen Konflikt kommen will. Putin selbst hatte sich bereiterklärt zu einem Dialog und auch von möglichen Kompromissen gesprochen.
«Wir unterstützen US-Präsident Donald Trump in seinem Wunsch, den Ölpreis zu reduzieren. Als Folge dessen wird Russlands Fähigkeit, den Krieg zu finanzieren, zusammenbrechen», teilte der Leiter der ukrainischen Präsidialverwaltung, Andrij Jermak, in seinem Kanal bei Telegram mit. Ziel müsse es sein, den Preis für ein Barrel Öl auf 30 US-Dollar zu drücken. Ein harter Preisfall sei auch der Weg zu einer "globalen Sicherheit", sagte Jermak. Aktuell kostet ein Barrel der US-Sorte WTI mehr als 74 Dollar, Opec-Öl mehr als 80 Dollar je Barrel. Die Ukraine verteidigt sich seit fast drei Jahren mit westlicher Hilfe gegen den russischen Angriffskrieg. (dpa/bearbeitet von br)
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