Mit dem Kurznachrichtendienst Twitter ist der nächste Internet-Riese an die Börse gegangen. Direkt nach dem Debüt auf dem Parkett stieg der Wert der Aktie um 75 Prozent. Doch ist der Hype um die Aktie mit dem blauen Vögelchen berechtigt? Börsenexperte Dirk Müller warnt im Interview vor dem Kauf - und hält den Börsengang für "eine Sauerei".
Ist der Börsengang des Kurznachrichtendienstes Twitter nur eine Mogelpackung? Das sieht zumindest der als "Mr. Dax" bekannte Börsenexperte und Buchautor Dirk Müller so: "Ich lasse von Twitter komplett die Finger, für mich ist das eine Sauerei, was hier passiert."
Der Grund für den Ärger: Für Müller ist der Börsengang ein abgekartetes Spiel. Von ihm würden lediglich die Investoren, die den Kurznachrichtendienst in den vergangenen Jahren mit ihrem Geld gross gemacht haben, profitieren. "Die fast 600 Millionen Aktien von Twitter wurden bereits vor vielen Jahren verkauft – unter der Hand. Da haben die Schönen, Reichen und Mächtigen zugeschlagen – wie Milliardär Richard Branson, Schauspieler oder saudische Scheichs", sagt Müller. "Jetzt haben sie die Anteile in ihren Depots für einen Gegenwert von null Euro – weil es bisher keinen Börsenwert gibt."
Twitter gibt nur noch Aktien-Brösel raus
Kleinanleger seien bis jetzt aussen vor geblieben, dürften sich nun nur noch um die "paar Brösel, die jetzt an die Börse gehen, prügeln." Dahinter steckt ein einfaches System: "Die Kleinanleger werden dazu missbraucht, den Kurs in die Höhe zu treiben, damit die, die Millionen Aktien in ihren Depots haben, anschliessend einen möglichst hohen Bewertungskurs in ihrem Depot stehen haben", schimpft Müller. "Einen solchen Missbrauch der Kleinanleger für Kapitalspielchen der grossen Player halte ich für eine Sauerei."
Die Twitter-Aktie, deren Ausgabepreis bei 26 Dollar lag, hat beim Börsendebüt einen enormen Kurssprung hingelegt, das Papier kostete über 45 Dollar. Doch Müller bleibt skeptisch: "Die Medien werden von einem grossen Erfolg sprechen. Aber es ist keiner."
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