Uli Hoeness geht ins Gefängnis und tritt von allen seinem Ämtern beim FC Bayern München zurück. Ein persönliches Drama für die gefallene Münchner Lichtgestalt - für den Rekordmeister aber kein Problem.

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Uli Hoeness hat den FC Bayern München gross gemacht. Mit 27 Jahren übernahm er den Posten des Managers, der Münchner Verein war damals mit mehreren Millionen D-Mark verschuldet. 34 Jahre später ist der FC Bayern mit einem Jahresumsatz von über 400 Millionen Euro einer der reichsten Fussballklubs der Welt. Eindeutig das Verdienst von Uli Hoeness. Zu Recht schreibt Hoeness in seiner Rücktrittserklärung: "Der FC Bayern München ist mein Lebenswerk und er wird es immer bleiben."

Weiter schreibt Hoeness, dass er "mit sofortiger Wirkung die Ämter des Präsidenten des FC Bayern München e.V. und des Aufsichtsratsvorsitzenden der FC Bayern München AG" niederlegt. Hoeness weiter: "Ich möchte damit Schaden von meinem Verein abwenden." Das ist nur konsequent. Nach dem Rücktritt fragen sich nun viele, wie es mit dem FC Bayern wohl weitergehen wird. Doch die Fans des Rekordmeisters können beruhigt sein, denn der FCB hat sich längst von Hoeness emanzipiert.

Uli Hoeness hat sein Erbe frühzeitig geregelt

Schon lange bevor die Vorwürfe gegen ihn im April 2013 bekannt wurden, hatte sich Hoeness nach und nach aus dem operativen Geschäft zurückgezogen - auch wenn der Übergang nur langsam vonstatten ging. Bereits 2009 installierte er Christian Nerlinger als seinen Nachfolger. Doch ganz im Hintergrund wollte er damals noch nicht bleiben, demontierte live im TV erst den damaligen Trainer Louis van Gaal und entliess 2012 dann auch Nerlinger. Als Nachfolger setzte der FC Bayern mit Matthias Sammer daraufhin einen Mann mit wesentlich mehr Gewicht in der Fussballwelt ein. Auch wenn Hoeness Sammer bei der einen oder anderen "Motzki"-Attacke medienwirksam zurückpfiff, der Übergang scheint mittlerweile geglückt. Dafür spricht auch, dass Sammer als Verantwortlicher für den Bereich Sport im Vorstand des FC Bayern sitzt.

Das letzte Mal, dass es nicht ganz ohne Hoeness ging, war die Verpflichtung des neuen Trainers Pep Guardiola. Im "Spiegel" war damals zu lesen, dass Hoeness Ende 2012 nach New York flog und den Deal mit Guardiola in dessen Wohnung perfekt machte. Später spielte Hoeness seine Rolle bei dem Wechsel jedoch herunter: "Er wollte mich näher kennen lernen. Ich war ja bei den Verhandlungen nicht dabei", sagte er der "Bild". Auch wenn Guardiola vor seiner Unterschrift offenbar erst noch mit Hoeness sprechen wollte, so hat sich der Spanier wohl hauptsächlich aufgrund der wirtschaftlichen und sportlichen Stärke des FC Bayern für einen Wechsel an die Isar entschieden.

Der FC Bayern als wirtschaftliche und sportliche Grossmacht

Auch wirtschaftlich ist der FC Bayern längst nicht mehr auf Hoeness angewiesen. Gerade eben hat der Verein mit dem Anteils-Verkauf von etwa acht Prozent an die Allianz 110 Millionen Euro eingenommen. Die Schulden wegen des teuren Stadionneubaus Anfang der 2000er Jahre sind damit abgetragen, die wirtschaftliche Aussicht ist besser denn je. Die Medien titelten nach dem Deal "Triple AAA für den FC Bayern": Denn auch Adidas und Audi, die ebenfalls knapp acht Prozent halten, hat der FCB im Rücken. Zudem stehen die Sponsoren in München Schlange. Das ist zu einem grossen Teil Hoeness' Verdienst, aber wieso sollte es - solange es sportlich weiter so gut läuft - ohne ihn anders sein?

Nicht zuletzt wegen des wirtschaftlichen Erfolgs sieht auch die sportliche Zukunft gut aus. Immerhin können sich die Münchner Starcoach Pep Guardiola leisten - mit einem geschätzten Jahresverdienst von angeblich 17 Millionen Euro einer der teuersten Trainer der Welt. Und sie konnten in den vergangenen Jahren nicht nur Millionen-Transfers wie den von Javi Martinez oder Thiago Alcantara stemmen ohne sich dabei zu überschulden, sie konnten auch ihre Leistungsträger mit Weltformat wie Franck Ribery, Philipp Lahm oder Bastian Schweinsteiger mit langfristigen Verträgen ausstatten. Und am Ende steht eben nicht Hoeness auf dem Platz, sondern eine Mannschaft.

Das "Mia-san-Mia"-Gefühl ist längst Gesetz beim FC Bayern

Uli Hoeness ist aber längst nicht nur der wirtschaftliche und sportliche Vordenker des FC Bayern: Er war und ist vielleicht immer noch die Seele des Vereins und verlieh dem Millionen-Konzern ein menschliches Antlitz. Unzählige Male unterstützte er ehemalige Bayern-Spieler, wenn diese in ein persönlich schwieriges Fahrwasser kamen - zuletzt zu beobachten im Fall des wegen Brandstiftung verurteilten Breno, der als Freigänger an der Säbenerstrasse einen Job bekam.

Dieses bedingungslose Zusammenhalten - bekannt als "Mia-san-Mia"-Gefühl - ist mittlerweile so stark im Verein verankert, dass auch das Ausscheiden von Hoeness daran nichts ändern wird - egal ob der Nachfolger als Präsident des Vereins in Zukunft Paul Breitner, Edmund Stoiber oder Franz Beckenbauer heisst. Der momentan interimsweise an der Spitze des Aufsichtsrates stehende Adidas-Chef Herbert Hainer dürfte für dieses Amt ohnehin nicht infrage kommen.

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