Ein Zahlungsausfall in den USA wird von Experten nicht mehr ausgeschlossen. Wir zeigen, warum die Schuldenobergrenze so wichtig ist - und was passiert, wenn die Vereinigten Staaten ihre Staatsanleihen nicht mehr zurückzahlen können. Die Folgen für die Welt wären dramatisch.

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"Genauso wie in den 1950er-Jahren ein Nuklearkrieg im Bereich des Möglichen lag, ist auch ein Zahlungsausfall der USA nicht mehr ausgeschlossen", sagt der Devisen-Experte der Commerzbank, Ulrich Leuchtmann. Tatsächlich hätte ein US-Zahlungsausfall für das Weltwirtschaftssystem ähnliche fatale Folgen wie ein Atomkrieg für die Zivilisation. Der Grund für diesen zu erwartenden Dominoeffekt ist die enge Verflechtung der Industriestaaten durch Staatsanleihen.

Welle würde auch gesunde Staaten treffen

Mit Staatsanleihen leihen sich Staaten für eine festgelegte Laufzeit Geld zu einem bestimmten Zinssatz. Die Höhe der Zinsen richtet sich nach der Bonität des sich Geld leihenden Staates. Ist das Risiko eines Zahlungsausfalles gering, muss der Staat für sein geliehenes Geld wenig Zinsen zahlen. Dafür gelten Staatsanleihen von Ländern mit Top-Rating (wie die USA) als krisensichere Anlagen mit garantiertem Gewinn - ein gutes Geschäft für beide Seiten.

Problematisch wird es, wenn der mit einem Top-Rating ausgestattete Staat plötzlich in arge Probleme kommt. Im Falle der Zahlungsunfähigkeit können durch Millionen-Verluste durch nicht zurückgezahlte Anleihen auch Geldhäuser und Konzerne in Staaten in Not geraten, die eigentlich über eine positive Wirtschaftsentwicklung verfügen wie etwa Deutschland. Schon ein nur vorübergehender oder mittelfristig drohender Ausfall zwingt betroffene Geldgeber zur Vorsicht - und zum Sparen. In der Folge werden sie weniger investieren und die Wirtschaft ihres Staates ins Stocken bringen. So verbreitet sich von einem insolventen Staat eine immer grössere werdende Welle auf andere, auch gesunde Staaten aus.

Erste Auswirkungen bereits spürbar

Und wenn schon das kleine Griechenland ganz Europa ins Wanken bringen konnte, ist vorstellbar, was für ein Welle ein auch nur vorübergehender Zahlungsausfall der USA nach sich ziehen würde. Eine Welle, die bereits heute erste Auswirkungen zeigt.

"Je länger sich die US-Streitigkeiten hinziehen, desto bedrohlicher wird die Situation auch für die internationalen Aktienmärkte und den nationalen Rentenmarkt", erklärt Analyst Jan Bopp vom Bankhaus Metzler. Zwar sind herbe Verluste oder grössere Verwerfungen an den Aktienmärkten bislang ausgeblieben. Zum Wochenstart zeigten die Kurven an den Kurstafeln an den meisten Börsenplätzen allerdings bereits nach unten - sowohl in Asien als auch in Europa.

Ökonomen befürchten Weltwirtschaftskrise

"Falls das Thema dauerhaft nicht gelöst werden kann, würde das natürlich die Weltwirtschaft tief erschüttern", erklärte ein Vertreter der Eurozone in Brüssel. Weniger vorsichtig agierende Ökonomen befürchten bei einem US-Zahlungsausfall eine Weltwirtschaftskrise, die weit schlimmer ausfallen könnte als die von 2008.

Der Stichtag für eine Einigung über eine Anhebung US-Schuldengrenze ist allerdings nicht wie häufig zu lesen der 17. Oktober 2013. Zwar werden die USA, sofern bis dahin keine Einigung erfolgt, im Verlauf dieses Tages zahlungsunfähig werden. Allerdings könnte der Staat sich mit Umschichtungen und Finanztricks wohl noch bis Mitte November über Wasser halten.

Mitte November ist die Zeit abgelaufen

Die Zeit für eine Einigung würde also kurz vor Beginn der Vorweihnachtszeit auslaufen. Und solange Obama weiter daran festhält, sich nicht erpressen zu lassen, und die Republikaner ihre Ablehnung einer Krankenversicherung höher bewerten als die Konsequenzen für die Weltwirtschaft, ist keine Einigung in Sicht. Diese aber ist zwingend notwendig, um eine neue Weltwirtschaftskrise abzuwenden.

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