Frankfurt/Main - Hohe Zölle unter US-Präsident Donald Trump könnten deutsche Unternehmen, gerade in der Autoindustrie, schwer treffen und viele Jobs kosten. Doch Simone Menne, Präsidentin der Amerikanischen Handelskammer in Deutschland (AmCham Germany), warnt vor Panik.

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"Schon in der ersten Amtszeit von Trump gab es viele Ankündigungen, längst nicht alle wurden in die Realität umgesetzt", sagte Menne der Deutschen Presse-Agentur kurz vor Trumps Amtseinführung an diesem Montag. "Ich rate zu Gelassenheit. Es besteht kein Anlass zu Hektik."

"Hohe Einfuhrzölle würden zudem Präsident Trump und der US-Wirtschaft selbst schaden", sagte die USA-Expertin. "Dann würden die Preise in den USA steigen, die Inflation zunehmen und der Dollar stärker bewertet werden, was die US-Exporte verteuert. Das wäre nicht gut für die USA. Auch die Unternehmen dort mögen keine Unsicherheit."

Ökonomen alarmiert über Zollpläne

Trump hat gedroht, die Zölle auf Importe aus Europa auf 10 bis 20 Prozent zu erhöhen und für Einfuhren auf China auf 60 Prozent. Schon an seinem ersten Tag im Amt wolle er hohe Importzölle auf alle Waren aus Mexiko und Kanada sowie zusätzliche Zölle auf Waren aus China verhängen. Zum Vergleich: In Trumps erster Amtszeit lag der durchschnittliche Zollsatz der USA einer Commerzbank-Studie zufolge bei etwa 3 Prozent.

Ökonomen fürchten Handelskonflikte und Gegenreaktionen betroffener Länder, die schlimmstenfalls Hunderttausende Jobs in Deutschland vernichten würden. Trumps Zollpläne könnten Deutschland ein Prozent der Wirtschaftsleistung kosten, hat Bundesbank-Präsident Joachim Nagel gewarnt.

Wandern deutsche Firmen in die USA ab?

Kurzfristig könnten deutsche Firmen sogar von hohen US-Zöllen profitieren, meint Menne mit Blick auf eine Studie des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW). Denn wenn andere Länder wie China noch höhere Zölle zahlen müssten, wären deutsche Unternehmen relativ gesehen im Vorteil.

Zölle und Steuern: Trumps Versprechungen könnten sich rächen
Trump hat hohe Zölle auf Importe aus Europa angekündigt. (Archivbild) © dpa / Evan Vucci/AP/dpa

Auch Schreckensszenarien, dass deutsche Unternehmen im grossen Stil in die USA abwandern, um Zöllen zu entgehen und von niedrigen Steuern unter Trump zu profitieren, erwartet Menne nicht. "Grosse Investitionen haben jahrelangen Vorlauf. Aus Deutschland abzuwandern, wäre für Unternehmen mit hohen Kosten verbunden. Einen grossen, umsatzstarken Markt wie Deutschland gibt man nicht einfach auf."

Viele deutsche Konzerne seien bereits stark in den USA präsent, sagte die frühere Lufthansa-Finanzchefin. "Womöglich investieren sie dann vor Ort noch mehr." Der Mittelstand habe es da schwerer. "Viele Firmen sind Weltmarktführer von Deutschland aus, sie können nicht einfach von heute auf morgen ein Werk woanders aufbauen."

"Keine Rezession herbeireden"

Menne warnte vor zu viel Schwarzmalerei. "Wir sind in Deutschland gut darin, Katastrophen an die Wand zu malen. Wir sollten keine herbeireden." Der Standort werde in den USA differenziert betrachtet. "Wir haben einige grosse Investments hierzulande gesehen, und als Absatzmarkt bleibt Deutschland wichtig." Die Steuerlast in Deutschland und vor allem die teure Energie sähen Amerikaner seit Jahren aber kritisch.

Auch die Bürokratie sei eine Riesenlast, aber kein allein deutsches Thema. "Auch in anderen Ländern gibt es viele Vorschriften, aber wir müssen z.B. bei den Genehmigungen viel schneller werden", sagte Menne. In den USA sei die Bürokratie oft anfangs geringer, dafür würde vieles später langwierig und mit hohen Kosten vor Gerichten geregelt. "Manche deutsche Unternehmen haben das schmerzhaft erfahren", sagte Menne. "In den USA ist nicht alles einfacher."  © Deutsche Presse-Agentur

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