Berlin - Die Vereinigten Staaten haben China im vergangenen Jahr als grössten deutschen Handelspartner abgelöst. Erstmals seit 2016 handelte Deutschland mehr Waren mit den USA als mit dem Reich der Mitte, wie aus einer unveröffentlichten Studie der bundeseigenen Agentur für Wirtschaftsförderung "Germany Trade & Invest" (GTAI) hervorgeht, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

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Druck auf Deutschland, sich den USA anzuschliessen

Die deutschen Ex- und Importe mit den USA stiegen im Schatten der baldigen Amtseinführung des designierten US-Präsidenten Donald Trump laut den vorläufigen Daten 2024 auf rund 255 Milliarden Euro. Das bedeutet einen Vorsprung von acht Milliarden Euro gegenüber dem zweitwichtigsten Handelspartner China. Auf den weiteren Plätzen folgen die Niederlande, Frankreich und Polen.

Deutschland laufe Gefahr, bei erneuten Zollstreitigkeiten seiner beiden wichtigsten Wirtschaftspartner zwischen die Fronten zu geraten: "Unklar ist bislang, wie stark die USA unter Trump die EU und damit auch Deutschland ins Visier ihrer Handelspolitik nehmen." Zudem droht laut GTAI eine Verschärfung des US-chinesischen Handelskonflikts und entsprechender Druck auf Deutschland, sich den USA anzuschliessen.

Zölle könnten deutsche Unternehmen schwer treffen

Ökonomen fürchten Handelskonflikte und Gegenreaktionen betroffener Länder, die schlimmstenfalls Hunderttausende Jobs in Deutschland vernichten würden. Trumps Zollpläne könnten Deutschland ein Prozent der Wirtschaftsleistung kosten, hat Bundesbank-Präsident Joachim Nagel gewarnt.

Doch Simone Menne, Präsidentin der Amerikanischen Handelskammer in Deutschland (AmCham Germany), warnt vor Panik. "Schon in der ersten Amtszeit von Trump gab es viele Ankündigungen, längst nicht alle wurden in die Realität umgesetzt", sagte Menne der Deutschen Presse-Agentur. Sie rate zu Gelassenheit. Es bestehe kein Anlass zu Hektik.

Simone Menne
Simone Menne, Präsidentin der American Chamber of Commerce in Germany, rät zu Gelassenheit bei Trumps Zollplänen (Archivbild). © dpa / Christian Charisius/dpa

"Hohe Einfuhrzölle würden zudem Präsident Trump und der US-Wirtschaft selbst schaden", sagte die USA-Expertin. "Dann würden die Preise in den USA steigen, die Inflation zunehmen und der Dollar stärker bewertet werden, was die US-Exporte verteuert. Das wäre nicht gut für die USA. Auch die Unternehmen dort mögen keine Unsicherheit."

Wandern deutsche Firmen in die USA ab?

Kurzfristig könnten deutsche Firmen sogar von hohen US-Zöllen profitieren, meint Menne mit Blick auf eine Studie des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW). Denn wenn andere Länder wie China noch höhere Zölle zahlen müssten, wären deutsche Unternehmen relativ gesehen im Vorteil. Auch Schreckensszenarien, dass deutsche Unternehmen im grossen Stil in die USA abwandern, um Zöllen zu entgehen und von niedrigen Steuern unter Trump zu profitieren, erwartet Menne nicht. "Grosse Investitionen haben jahrelangen Vorlauf."

Viele deutsche Konzerne seien bereits stark in den USA präsent, sagte die frühere Lufthansa-Finanzchefin. "Womöglich investieren sie dann vor Ort noch mehr." Der Mittelstand habe es da schwerer. "Viele Firmen sind Weltmarktführer von Deutschland aus, sie können nicht einfach von heute auf morgen ein Werk woanders aufbauen."

Deutscher Aussenhandel insgesamt rückläufig

Noch 2022 lag der Handelswert zwischen Deutschland und China bei fast 300 Milliarden Euro. Besonders auffällig ist nun der Einbruch der Exporte nach China, die 2024 um etwa 6,4 Prozent fielen.

Ein Grund ist laut Germany Trade & Invest die weiterhin schwache chinesische Wirtschaft, während die USA von Investitionsprogrammen und einer robusten Wirtschaft profitierten. Der deutsche Aussenhandel insgesamt war 2024 rückläufig, mit einem Minus von etwa zwei Prozent. Besonders stark betroffen waren Exporte von Kfz, Kfz-Teilen und sonstigen Fahrzeugen nach China.

Deutsche Unternehmen suchen nach Alternativen

"China ist der grösste Kfz-Markt, doch erstens erhöht sich auch hier die Wertschöpfung vor Ort und zweitens haben deutsche Hersteller mit wachsender Konkurrenz chinesischer Autobauer zu kämpfen", heisst es in der Studie. Positiv entwickelten sich hingegen die Exporte von Nahrungsmitteln und Elektrotechnik.

Deutsche Unternehmen suchten zunehmend nach Alternativen zu China, etwa in Vietnam. Dessen Handel mit Deutschland wuchs 2024 um mehr als elf Prozent. Auch Polen konnte sich als wichtiger Markt etablieren, und der Handel mit dem Vereinigten Königreich verzeichnete eine leichte Erholung nach dem Brexit.  © Deutsche Presse-Agentur

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