• Die Verbraucherpreise steigen und steigen.
  • Einen besonders kräftigen Sprung machte die Inflation jüngst in den USA.
  • Wie ist die Lage in Deutschland und Europa?

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Die Sorge vor der Inflation ist wieder da. In den USA machte die jährliche Teuerungsrate jüngst einen kräftigen Sprung auf 4,2 Prozent, in Europa zieht sie seit Jahresbeginn an.

Eine erste Schätzung, wie sich die Verbraucherpreise in Deutschland im Mai entwickelt haben, veröffentlicht das Statistische Bundesamt an diesem Montag. Umstritten ist, ob sich Verbraucher auf dauerhaft steigende Preise einstellen müssen. Fragen und Antworten im Überblick.

Weshalb steigen die Verbraucherpreise seit Jahresbeginn?

Angetrieben wird die Inflation in Deutschland und im Euroraum aktuell von mehreren Faktoren. Die Weltkonjunktur nimmt wieder Fahrt auf, vor allem die Wirtschaft der Schwergewichte USA und China wächst rasant.

Zudem steigt die Nachfrage nach Rohstoffen wie Rohöl, was die Energiepreise nach oben treibt. Auch ist die in der Coronakrise zeitweise gesenkte Mehrwertsteuer in Deutschland seit Jahresbeginn wieder auf altem Niveau. Und in Europas grösster Volkswirtschaft wird seit Anfang 2021 eine CO2-Abgabe für Verkehr und Heizen erhoben.

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Warum zieht die Inflation in den USA stärker an als in Europa?

Die USA haben wegen der Krise riesige Konjunkturpakete aufgelegt. Allein das im März beschlossene Paket hatte ein Volumen von rund 1,9 Billionen US-Dollar, was fast einem Zehntel der jährlichen Wirtschaftsleistung entspricht.

Zudem ist die grösste Volkswirtschaft der Welt mit ihrer Impfkampagne weiter als die Europäer, weswegen sich das Wirtschaftsleben wieder normalisiert, auch im wichtigen Bereich der Dienstleistungen.

Wie stark steigt die Inflationsrate in den USA?

Die US-Verbraucherpreise legten im April unerwartet kräftig um 4,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu. Es war der stärkste Sprung seit September 2008. Im Euroraum fiel der Anstieg mit 1,6 Prozent vergleichsweise moderat aus.

Am schnellsten zogen in den USA die Preise für Gebrauchtfahrzeuge an - um 10 Prozent, dem grössten monatlichen Anstieg seit 1953. Diese Teuerung war für ein Drittel der Inflationszunahme insgesamt verantwortlich. Für den Rest waren infolge der Lockerungen der Corona-Auflagen unter anderem teurere Flugtickets, Hotels und Urlaubsreisen verantwortlich.

Könnten die Lockerungen die Preise auch im Euroraum anheizen?

Für den Euroraum könne eine vergleichbare Entwicklung erwartet werden, meinen die Volkswirte der Helaba: "Je mehr restriktive Corona-Massnahmen zurückgenommen werden, umso stärker dürfte die Nachfrage im Dienstleistungssektor – insbesondere Tourismus – nach oben schnellen und zu Preissteigerungen beitragen."

Welche Gefahr geht von steigenden Rohstoff-Preisen aus?

Nicht nur der Rohölpreis zieht mit der globalen Konjunkturerholung an. Auch Grundstoffe wie Holz, andere Baustoffe oder Metalle sind teilweise knapp und teuer geworden.

Das wird nach Einschätzung von Commerzbank-Experte Ralph Solveen aber vergleichsweise wenig auf die Verbraucherpreise in Deutschland durchschlagen. Der Warenkorb, der der Inflationsberechnung zugrunde liegt, werde von Dienstleistungen dominiert. Diese machten inklusive der Mieten deutlich mehr als die Hälfte des Warenkorbs aus.

Wie geht es in der Eurozone weiter mit den Verbraucherpreisen?

Ökonomen der DZ Bank gehen davon aus, dass die Teuerung im Euro-Raum aufgrund von Sonderfaktoren zunächst deutlich zunehmen wird. "Die stärkeren Inflationsraten 2021 sind aber eher als Ausreisser zu sehen. Schon 2022 dürfte der Preisdruck wieder nachgeben."

Ähnlich sieht das Ifo-Chef Clemens Fuest. "Die höhere Inflation in diesem Jahr ist grösstenteils eine normale Reaktion", nachdem sie im vergangenen Jahr krisenbedingt in Deutschland nur bei 0,5 Prozent gelegen habe, sagte er der "Passauer Neuen Presse".

Nach Einschätzung der Bundesbank könnte die Inflationsrate in Deutschland zum Jahresende wegen Sondereffekten vorübergehend 4 Prozent erreichen. Mit einem anhaltend stärkeren Preisauftrieb rechnen viele Ökonomen jedoch erst, wenn die Löhne merklich anziehen, was sich aktuell nicht abzeichnet.

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Wie sieht es in den USA aus?

In den USA wird in diesem Jahr angesichts des erwarteten hohen Wirtschaftswachstums von gut sechs Prozent weiterhin mit deutlichen Preisanstiegen gerechnet. Arbeitgeber klagen vereinzelt bereits, dass sie Stellen kaum mehr besetzen können, der Immobilienmarkt boomt.

Strittig ist jedoch, ob es sich dabei wegen der Normalisierung des Wirtschaftslebens um einen vorübergehenden Effekt handelt. Viele Analysten rechnen aber inzwischen auch über das Jahr hinaus mit einer höheren Teuerungsrate.

Was sagt die US-Regierung zu den steigenden Preisen?

Die US-Regierung vertritt die Ansicht, dass es sich dabei nur um einen vorübergehenden Effekt handelt. US-Präsident Joe Biden hält an den von ihm vorgeschlagenen Paketen für grosse Investitionen in die Infrastruktur und Sozialleistungen fest.

Diese würden über mehrere Jahre zusammen rund vier Billionen Dollar in die Wirtschaft pumpen. Kritiker warnen den Demokraten, er heize damit die Inflation an.

Wie verhält sich die US-Notenbank?

Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) will auch Phasen einer höheren Teuerungsrate akzeptieren, solange die Rate im Durchschnitt bei zwei Prozent liegen wird. Den aktuellen Anstieg betrachtet die Fed als vorübergehend und will nicht darauf reagieren.

Ziel der Fed ist es, die optimalen Bedingungen für Vollbeschäftigung zu schaffen. Dafür passt die lockere Geldpolitik. Falls die Fed ihre Geldpolitik demnächst straffen wollte, würde sie vermutlich zuerst bei den monatlichen Wertpapierkäufen in Höhe von rund 120 Milliarden Dollar ansetzen.

Sollte die Inflation trotzdem über das Ziel hinausschiessen, könnte die Zentralbank den Leitzins von nahe Null anheben. Die Notenbank hat aber bislang kommuniziert, dass vor 2023 nicht mit einer Anhebung zu rechnen ist.

Wie geht die EZB mit der anziehenden Inflation um?

Auch die Europäische Zentralbank (EZB) sieht den jüngsten Anstieg der Teuerung noch nicht als Grund zum Einschreiten. Sparer im Euroraum, die auf höhere Zinsen hoffen, müssen sich noch eine Weile gedulden.

Auch für eine Diskussion über ein Auslaufen des Notkaufprogramms für Staatsanleihen und Wertpapiere von Unternehmen im Kampf gegen die wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise sei es zu früh, betonte EZB-Präsidentin Christine Lagarde. EZB-Direktoriumsmitglied Fabio Panetta verweist auf unterschiedliche Entwicklungen in den USA und im Euroraum.

"Wir erwarten nicht die gleiche Art von Nachfrageanstieg und angespannte Arbeitsmärkte, was zu stärker anhaltendem Preisdruck führen würde", so Panetta. Europas Währungshüter streben ein ausgewogenes Preisniveau bei einer mittelfristigen Teuerungsrate von knapp unter 2,0 Prozent im gemeinsamen Währungsraum an. (dpa/msc)

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