In vielen Ländern ist die Wirtschaftslage angespannt: Russland und Brasilien stecken in einer Rezession, in China crashte die Börse und die Abwertung der dortigen Währung bringt weltweit die Märkte gehörig unter Druck. Droht eine globale Wirtschaftskrise?

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BRICS - diese fünf Buchstaben standen vor einiger Zeit noch für starkes Wirtschaftswachstum, für rosige Konjunkturaussichten. Hinter BRICS verbergen sich Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika. Länder, die vor allem nach der Finanzkrise 2009 zu Boom-Ländern mit zweistelligen Wachstumsraten wurden, nun aber zum Teil ernsthafte Probleme haben - mit weitreichenden Auswirkungen.

Besonders deutlich wurden diese Auswirkungen jüngst durch die wirtschaftlichen Turbulenzen in China. Die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt hat hohe Schulden und ein Wachstum, das so niedrig ist wie zuletzt vor 25 Jahren. Zudem erlebte China im Juni einen Börsencrash, der Leitindex verlor binnen drei Wochen mehr als 30 Prozent an Wert. Weil ausserdem Chinas Export schwächelt, hat die chinesische Regierung die Landeswährung Yuan abgewertet. Daraufhin gingen weltweit die Börsenkurse nach unten.

"Die Weltwirtschaft ist nicht gesund"

Offenbar treibt viele Anleger die Sorge vor einer globalen Rezession um. Sie wird noch geschürt durch die schlechten Konjunkturdaten aus anderen grossen Volkswirtschaften: Russlands Wirtschaft ist von April bis Juni um fünf Prozent geschrumpft, die Inflationsrate liegt bei 15 Prozent. Auch Brasilien steckt ist in einer Rezession, der Konsum ist eingebrochen, auch hier ist die Inflation hoch.

"Die Weltwirtschaft ist nicht in einem gesunden Zustand", sagt Klaus-Jürgen Gern, Experte für internationale Konjunktur am Institut für Weltwirtschaft (IfW). Es gebe seit einigen Jahren nur ein mässiges globales Wirtschaftswachstum - und das trotz der von wichtigen Zentralbanken verordneten niedrigen Zinsen, die der Wirtschaft eigentlich einen starken Schub geben sollten. Dass das nicht so ist, sei ein Hinweis darauf, dass einige Länder tiefergehende wirtschaftliche Probleme haben.

Dafür gibt es auch noch einen weiteren Indikator: die niedrigen Öl- und Rohstoffpreise. Sie könnten nach Meinung einiger Experten darauf hinweisen, dass die Nachfrage vor allem aus den grossen Schwellenländern sinkt - weil dort weniger produziert wird.

China ist wichtig für die deutsche Wirtschaft

So bedenklich die Entwicklungen in China, Russland und Brasilien auch sind: Anzeichen für eine dräuende globale Rezession sieht Klaus-Jürgen Gern nicht. Dazu seien andere Volkswirtschaften wie die der USA und des Euroraums derzeit zu stark. "Selbst wenn es in China zu einer handfesten Finanzkrise käme: Die Wirtschaft in den Industrieländern ist im Moment so robust, dass sie nicht in eine Rezession hineingezogen würde."

Das heisst aber nicht, dass Deutschland die Probleme der anderen Länder nicht zu spüren bekommen wird - oder schon zu spüren bekommt. China etwa ist nach Frankreich, den USA und Grossbritannien der viertwichtigste Handelspartner für Deutschland. 2014 wurden Waren im Wert von 74,5 Milliarden Euro dorthin exportiert, vor allem Maschinen und Autos. Mehrere Branchen merken bereits, dass die Nachfrage nach ihren Produkten aus China, Russland und Brasilien nachgelassen hat - oder rechnen damit, dass es bald so sein wird.

Dazu passt auch eine aktuelle Prognose der US-Ratingagentur Moody's für die grossen Industrienationen: Ihre Wirtschaft soll 2015 bei 2,7 Prozent liegen und 2016 bei "etwa drei Prozent". Das ist weit weniger als in den Jahren vor dem Beginn der weltweiten Finanzkrise 2008. Damals waren es 4,5 bis 5,2 Prozent.

"Dieses Umfeld birgt Gefahren"

Auch wenn eine neue weltweite Finanzkrise derzeit nicht wahrscheinlich ist: Wenn sie doch käme, würde sie in einem Umfeld geschehen, das es vorher so noch nicht gab - nämlich mit den historisch niedrigen Zinsen. "Dieses Umfeld birgt Gefahren", sagt Klaus-Jürgen Gern. Denn da es mit den Zinsen in vielen Ländern gar nicht mehr weiter nach unten gehen könnte, gäbe es dann auch keine Möglichkeit, der Wirtschaft kurzfristig auf die Sprünge zu helfen.

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