Das Geschäft mit dem Online-Versand boomt wie kaum eine andere Branche. Dennoch erhalten Marktführer wie das Modehaus Zalando jedes Jahr Subventionen in einer Grössenordnung, wie man sie nur aus toten Industrien wie dem Bergbau kennt. Wir erklären, wie es zu der wundersamen Geldvermehrung kommt.
Wer hat, dem wird gegeben. Das gilt offenbar auch für enorm erfolgreiche Online-Versandhäuser, wie heute bekannt wurde. 3,3 Millionen Euro an Subventionen erhielt der Online-Shop Zalando laut Bundeswirtschaftsministerium zwischen 2007 und 2013. Und das, während im selben Zeitraum Anbieter wie Quelle und Schlecker mit tausenden von Arbeitsplätzen vom Markt verschwanden.
Subventionen nur für Unternehmen mit Erfolgsaussichten
Unternehmen wie Zalando kommt zu Gute, dass Subventionen in strukturschwachen Regionen nicht wie früher im Kohlebergbau eine aussterbende Industrie künstlich am Leben halten sollen. Es sind im Gegenteil gerade Unternehmen mit hohen Wachstumsprognosen wie der Online-Versandhandel mit Unternehmen wie Amazon, Otto oder eben Zalando als Investoren gewünscht, weil die Wahrscheinlichkeit grösser ist, dass durch eine langfristige Ansiedelung das investierte Geld über Arbeitsplätze und Steuern wieder an den Staat zurück fliest.
28.000 Euro für einen Arbeitsplatz
Eines seiner grössten Logistik-Zentren eröffnete das Kult-Versandhaus Zalando im Dezember 2012 in der thüringischen Landeshauptstadt Erfurt. Zunächst 800 Arbeitsplätze, übrigens nicht nur für Frauen, entstanden auf über 120.000 Quadratmetern Fläche. 10.000 Pakete werden von Erfurt aus täglich verschickt. Eine grosse Ansiedelung in der strukturschwachen Region, für die sich das Land auch finanziell bedankte. Rund 22,5 Millionen Euro an Subventionen erhielt der Konzern nach ZDF Recherchen als Dankeschön für die neue Filiale, das wären 28.000 Euro für jeden Arbeitsplatz, wenn man spätere Erweiterungen nicht mitrechnet.
"Logistikbranche ist ein Zugpferd"
Eine stolze Summe, die aber ihren Zweck absolut erfüllt habe, erklärt der thüringische Wirtschaftsminister Matthias Machnig: "Die Niederlassung von Zalando in Erfurt ist ein grosser Ansiedlungserfolg für Thüringen." Mit der Schaffung von langfristig bis zu 4.000 Arbeitsplätzen sowie einer Investition von rund 170 Millionen Euro stärke ein solches Unternehmen die Infrastruktur und den Arbeitsmarkt eines Landes. Zudem profitierten weitere Unternehmen indirekt. Damit sei "die Logistikbranche ein Zugpferd für die Thüringer Wirtschaft", meint Machnig.
Pech für Quelle und Praktiker
Für notleidende Unternehmen wie Praktiker und Quelle ist die auf einen langfristigen Erfolg orientierte Subventionspolitik schlicht Pech. Wie einem insolventen Kunden auf der Bank will ihnen niemand mehr Geld hinterherwerfen, weil die Wahrscheinlichkeit gross ist, dass es ohne Gegenleistung verloren ist. Auch wenn die Ungerechtigkeit zum Himmel schreit: Nur wer gesund ist, dem wird geholfen.
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