- Facebook ist zum dominierenden Online-Netzwerk mit Milliarden Nutzern geworden.
- Doch Gründer Mark Zuckerberg strebt nach mehr. Seine Firma soll auch die Zukunft des digitalen Zusammenlebens prägen.
- Ein neuer Name für den Konzern untermauert die Ambitionen.
Der Facebook-Konzern gibt sich einen neuen Namen und will die Kommunikationsplattform der Zukunft entwickeln. Die Dachmarke Meta soll künftig über Diensten wie Facebook und Instagram stehen, wie Firmengründer Mark Zuckerberg am Donnerstag bekanntgab. Der neue Konzernname soll den Fokus auf die geplante digitale Welt "Metaverse" lenken, die physische und virtuelle Elemente vereint.
"Wir glauben, dass das "Metaverse" der Nachfolger des mobilen Internets sein wird", betonte
"Wir werden heute als Social-Media-Unternehmen gesehen, aber im Kern sind wir ein Unternehmen, das Menschen verbindet", sagte Zuckerberg. Der Name Facebook habe nicht mehr die ganze Angebotspalette des Konzerns widerspiegeln können.
Das "Metaverse" basiert nach der Vision des Facebook-Gründers zum einen auf der virtuellen Realität (VR), bei der Nutzer mit Spezial-Brillen auf dem Kopf in digitale Welten eintauchen.
Der Facebook-Konzern kaufte bereits 2014 die Firma Oculus, einen Pionier bei Brillen zur Darstellung virtueller Realität. Der Name Oculus auf den Brillen wird nun ausgemustert und durch Meta ersetzt.
Zuckerberg verteilt Seitenhiebe gegen Apple
Als "Metaverse"-Baustein sieht der Facebook-Gründer aber auch die sogenannte erweiterte Realität (AR, Augmented Reality), bei der digitale Inhalte auf Displays oder mit Hilfe von Projektor-Brillen für den Betrachter in die reale Umgebung eingeblendet werden. Unter anderem auch Apple will laut Medienberichten in den kommenden Jahren eine AR-Brille auf den Markt bringen.
Apple bedachte der Facebook-Gründer dann auch mit ein paar kaum verhohlenen Seitenhieben. Den Namenswechsel leitete er mit "One more thing" ein - dem legendären Satz von Apple-Gründer Steve Jobs. Seine Kritik an gebremster Innovation durch wenig Auswahl und hohe Gebühren liegt auf einer Linie mit Beschwerden über Apples App Store. Von einem eigenen "Metaverse" verspricht sich Zuckerberg einen Befreiungsschlag: Er kann hoffen, nicht mehr auf Apple und Google als Betreiber der beiden grossen Smartphone-Plattformen angewiesen zu sein.
Zuckerberg gab am Donnerstag die bisher ausführlichste Beschreibung seines neuen Konzepts. Das "Metaverse" werde eine virtuelle Welt sein, in die man noch tiefer als bisher eintauchen könne, bis hin zum Gesichtsausdruck der Menschen. "Statt auf einen Bildschirm zu schauen, werden sie mittendrin in diesen Erlebnissen sein."
Das Gefühl, vor Ort zu sein, sei das entscheidende Merkmal des "Metaverse", betonte er. "Wenn ich meinen Eltern ein Video meiner Kinder schicke, werden sie das Gefühl haben, dass sie mit uns zusammen sind." Unklar blieb zunächst, mit welcher Technik über die VR-Headsets hinaus dieser Präsenzeffekt erreicht werden könnte.
Der Konzern baut seine virtuellen "Metaverse"-Welten unter dem Namen "Horizon" aus. Zuckerberg kündigte mit "Horizon Home" ein neues, "sozialeres" Zuhause für Nutzer von VR-Brillen an. Der Bereich sieht allerdings dem Startbildschirm, den die Anwender bereits heute vorfinden, sehr ähnlich. Neu ist, dass sie Räume und virtuelle Gegenstände über Grenzen einzelner Spiele oder Events hinaus nutzen können.
Digitale Avatare für Arbeit und Freizeit
Physische Gegenstände werde man einscannen können, damit sie auch im "Metaverse" präsent sind, sagte der Facebook-Gründer. Im Gegenzug werde man sie als Hologramme auch in die reale Welt projizieren können. Nutzer würden für Arbeit und Freizeit verschiedene digitale Avatare einsetzen.
In fünf bis zehn Jahren werde vieles davon zum Alltag gehören, meinte Zuckerberg, der in den Dialogen mit seinen Mitarbeitern oft selbst mit der Natürlichkeit eines Avatars agierte.
Der Konzern hofft, zum Jahr 2030 eine Milliarde Nutzer im "Metaverse" zu haben - und dort hunderte Millionen Dollar umzusetzen. Allein in diesem Jahr kostet die Entwicklung zehn Milliarden Dollar.
Nicht alle teilen die Ideen. Das Abtauchen in künstliche Welten sei der falsche Weg, warnt der Chef des "Pokémon Go"-Entwicklers Niantic, John Hanke. Stattdessen müsse es darum gehen, die Realität digital zu verbessern. "Die echte Welt wird gewinnen", sagte er zu Zuckerbergs Ankündigung. "Weil sie relevanter für uns ist."
Noch am Donnerstag meldete der Konzern bei der US-Börsenaufsicht SEC die Namensänderung von Facebook, Inc. zu Meta Platforms, Inc. an. Das Facebook-Logo mit dem gehobenen "Like"-Daumen vor dem Hauptquartier wurde gegen die neue gebogene Schleife vom Meta ausgetauscht. Das Börsenkürzel der Aktie soll zum 1. Dezember in Anlehnung an das "Metaverse" von "FB" zu "MVRS" umgestellt werden.
Keine Änderung im Umgang mit Daten
Facebook betonte auch, die Ankündigung ändere nichts am Umgang des Unternehmens mit Daten. Der Konzern war in den vergangenen Wochen stark unter Druck geraten durch interne Unterlagen, die von einer ehemaligen Mitarbeiterin öffentlich gemacht worden waren. Frances Haugen wirft Facebook vor, Profite über das Wohl seiner Nutzer zu stellen.
Im US-Kongress, der gerade die Tech-Industrie ins Visier nimmt, kam Zuckerbergs Vision schlecht an. "Meta wie in "wir sind Krebs für die Demokratie, der in eine globale Überwachung und Propagandamaschine für autoritäre Regime metastasiert"", schrieb die demokratische Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez. Und der einflussreiche Senator Richard Blumenthal, auch ein Demokrat, warnte den Konzern, man könne sich mit der Namensänderung nicht aus der Verantwortung stehlen.
Im Netz sorgte der neue Name für einige Scherze. So verkündete die Burgerkette Wendy's bei Twitter die Namensänderung in Meat (Fleisch). Das neue Logo von Meta wurde mit dem einer US-Brezelkette verglichen.
Facebook ist nicht der erste Silicon-Valley-Konzern, der seinen Firmennamen ändert, um zu signalisieren, dass sich die Ausrichtung des Unternehmens erweitert hat. So setzte Google 2015 eine neue Holdinggesellschaft mit dem Namen Alphabet über den Konzern.
Der Internet-Riese wollte damit signalisieren, dass er nicht nur eine Suchmaschine und ein Cloud-Geschäft betreibt, sondern auch Ambitionen bei fahrerlosen Autos und auf anderen High-Tech-Spielfeldern hat. Allerdings werden fast alle Erlöse von Alphabet nach wie vor bei Google erwirtschaftet, und die anderen Firmen schreiben unterm Strich nur Verluste. Google-Chef Sundar Pichai führt inzwischen auch Alphabet. (fte/mss/dpa)
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