Advent, Advent, ein Lichtlein brennt. Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier. So war es schon immer - oder? Nein, nicht ganz: Als der Adventskranz im 19. Jahrhundert erfunden wurde, hatte er nicht nur die vier Kerzen, die wir heute kennen.

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Heute besteht ein Adventskranz meistens aus vier Kerzen, an jedem Adventssonntag wird eine weitere angezündet. Als der Adventskranz im 19. Jahrhundert erfunden wurde, sah er allerdings noch ganz anders aus – und war wesentlich grösser.

Johann Hinrich Wichern
Johann Hinrich Wichern war ein deutscher Theologe (1808-1881). © picture alliance

Johann Hinrich Wichern war ein evangelischer Theologe sowie Erzieher und gründete in Hamburg die diakonische Stiftung "Das Rauhe Haus". Im Jahr 1839 kam der Pastor auf die Idee, den Kindern in seiner Sozialeinrichtung "die Vorbereitungszeit bis zum Heiligabend" mithilfe von Kerzen zu veranschaulichen, wie es auf der Seite der Stiftung heisst.

So bastelte er den ersten Adventskranz aus einem Wagenrad und zahlreichen Kerzen. Aus diesem Grund ist der Adventskranz in seiner Urform auch rund. Mit Tannengrün geschmückt war er allerdings nicht von Anfang an. Diese Tradition entstand erst rund 20 Jahre später.

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Adventskranz wurde mit 22 bis 28 Kerzen bestückt

Der ursprüngliche Kranz hatte für jeden Tag im Advent eine Kerze: Vier grosse, weisse Kerzen für die Sonntage und für jeden Werktag dazwischen jeweils eine kleinere, rote. Wie viele Kerzen es am Ende genau waren, hing ganz davon ab, auf welchen Wochentag der 24. Dezember fiel.

Wichern-Adventskranz
2018 hatte der Wichern-Adventskranz 23 Kerzen, da der 24. Dezember auf einen Montag fiel. © imago/epd/Stephan Wallocha

War Heiligabend an einem Sonntag und damit am vierten Advent, waren es nur 22 Kerzen auf dem Kranz. Fiel der 24. Dezember auf einen Samstag, durften insgesamt 28 Kerzen angezündet werden.

"Als der Advent kam, brachte der Schulmeister einen grossen Kronleuchter in die Stube, worauf so viele Wachslichter steckten, wie es in diesem Jahr Adventstage gab. (…) Am ersten Tag wurde eins der Lichter angezündet, am zweiten Tag dazu ein zweites, am dritten ein drittes und so fort, bis der Lichterkranz immer grösser ward und glänzender strahlte."

vgl. Johann H. Wichern. Sämtliche Werke, Hamburg 1975, Bd. 7, Seite 556

Bei dieser Menge an Kerzen ist es verständlich, dass der Kranz zunächst so gross wie ein Wagenrad war. Die Idee fand nicht nur im "Rauhen Haus" in Hamburg Anklang. Wie die Stiftung schreibt, wollten immer mehr Haushalte ihren eigenen Adventskranz haben.

In seiner Urform war er aber zu gross und hatte zu viele Kerzen für den heimischen Gebrauch. Und so wurde der Adventskranz kleiner. Die Symbolik allerdings besteht bis heute: Die vier Kerzen stehen nach wie vor für die vier Adventssonntage vor Heiligabend.

Verwendete Quellen

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