Ein Hammer in einem 400 Millionen Jahre alten Stein, ein Manuskript, dass bis heute nicht entschlüsselt werden kann oder eine 13 Zentimeter grosse Mumie: Diese Funde lassen die Wissenschaft bis heute rätseln.

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Tagtäglich liefern Forscher spannende Erkenntnisse zu längst vergangenen Zeiten unserer Geschichte. Aus wenigen Überresten ziehen sie erstaunliche Schlussfolgerungen zu untergegangen Völkern und Epochen.

Doch hin und wieder stösst die Wissenschaft an ihre Grenzen und findet Unerklärliches. Denn selbst mit der heutigen Technik und dem Wissensstand stellen manche Stücke die Historiker und Archäologen vor Rätsel.

Wir haben fünf der ungewöhnlichsten Funde der Geschichte zusammengetragen.

Das Voynich-Manuskript

Es ist wohl eines der geheimnisvollsten Schriftwerke der frühen Neuzeit. Genauso mysteriös wie sein Inhalt soll seine Entdeckung gewesen sein.

Wilfried Voynich, ein in London lebender polnischer Antiquar fand es 1912 angeblich in einer Truhe eines alten Schlosses in Europa. Zumindest war dies seine äusserst nebulöse Erklärung.

Erst nach seinem Tod konnte der exakte Herkunftsort bestimmt werden. In der Villa Mondragone, einem Jesuitenkolleg bei Rom, tauchte das Schriftstück auf. Warum es dort war und wer es verfasste, war aber immer noch völlig unklar.

Heute ist man nur wenig schlauer. Eine Sammlung von etwa 100 Blättern, teilweise mehrfach aufklappbar, sind zu einem 262 Seiten starken Werk zusammengeheftet. Über 100 Jahre nach seiner Entdeckung gibt das Schriftstück immer noch Rätsel auf.

Denn was darin steht, weiss bis heute niemand. Code-Experten, Historiker und Kryptologen bissen sich an dem Manuskript die Zähne aus.

Die Buchstaben sind weiterhin unbekannt. Was die bunten Bilder ausdrücken sollen, kann man schwer sagen.

Der Entstehungszeitpunkt liegt vermutlich um 1400. Ein Autor oder ein Titel ist nicht angegeben. 26 unterscheidbare Symbole identifizierten verschiedene Gelehrte. Bis auf dieses Nummer haben die Zeichen jedoch wenig mit dem lateinischen Alphabet gemein.

Indische oder thailändische Schrift scheint den geschwungenen Linien eher als Vorbild gedient zu haben. Nur die Bilder liefern einige Anhaltspunkte. Kräuter, Astronomie, Pharmazeutik und menschliche Anatomie scheinen Themenpunkte zu sein.

Durch das ganze Buch ziehen sich Abbildungen von nackten Nymphen, Rosetten und Fabelwesen. Die gezeichneten Kräuter sind jedoch nicht bekannt, Geräte und Gefässe ergeben keinen Sinn.

Botaniker erkennen in einigen Malereien Sonnenblumen oder Cayennepfeffer. Diese Pflanzen gab es in jener Zeit in der alten Welt aber noch nicht.

Worum geht es also im Voynich-Manuskript? Verfügte der Verfasser über Wissen, das seinen Zeitgenossen verborgen war? Spekuliert wird über eine Anleitung zum Herstellen von Gold oder zum Finden des Steins der Weisen.

Der Hang zu Alchemie und Esoterik in der Zeit der Entstehung ist bisher die plausibelste Erklärung für die wirren Schriften. Die Zukunft wird zeigen, ob das Rätsel je gelöst wird.

Der Mechanismus von Antikythera

1900: Eine Gruppe von Schwammtauchern vor der griechischen Insel Antikythera stösst durch Zufall auf ein Schiffswrack in 42 Metern Tiefe. Als sie hineintauchen, machen sie einen sensationellen Fund.

Zunächst machen vor allem antike Münzen und aussergewöhnlich gut erhaltene Statuen Furore. Erst zwei Jahre später fällt dem Museumsdirektor und Archälogen Varlios Stais ein unscheinbarer Mechanismus auf.

Übriggeblieben waren davon lediglich einige Klumpen aus korrodierten Metallteilen. Viele Fragmente gingen bei der Bergung vermutlich verloren. Trotzdem erkannte der Forscher gleich die Bedeutung des Fundes.

Was er in da in der Hand hielt, war ein analoger Rechner oder auch Computer. Heute würde man ihn am ehesten mit einer astronomischen Uhr vergleichen.

Zahnräder und Ziffernblätter konnten den antiken Griechen astronomisch-kalendarische Zusammenhänge anzeigen.

Erstaunlicherweise würde dies mit dem Gerät viel besser funktionieren als mit Techniken aus dem späten Mittelalter oder der frühen Neuzeit.

Das Rätselhafte daran: Die Funde stammen aus einer Zeit, von der man lange annahm, dass sie vor dem Beginn der technischen Entwicklung lag.

Eine solch grosse Ansammlung an Zahnrädern, die so exakte Ergebnisse liefern, war aus dieser Epoche nicht bekannt.

Schon etwa 70 v. Chr. hätten die Griechen somit eine Technik entwickelt, die Sonnenkalender, Mondkalender, Finsterniskalender und Olympiade-Kalender in nur einem Mechanismus vereint.

Der Tecaxic-Calixtlahuaca-Kopf

Einen römischen Terrakotta-Kopf zu finden ist für Historiker und Archäologen schon eine kleine Sensation. Doch ein Stück dieser Art 65 Kilometer von Mexiko-Stadt entfernt zu entdecken, ist mehr als ungewöhnlich.

1933 fanden Forscher bei Ausgrabungen einer intakten Pyramide im Toluca-Tal den Terrakotta-Kopf. Die Figur, die zwischen anderen Grabbeilagen gefunden wurde, hatte verblüffende Ähnlichkeit mit Statuen aus dem antiken Rom.

Die Forscher schätzten das Alter auf 1.800 Jahre. Ein echtes antikes Stück also. Die anderen Beigaben in der Kammer wie Gold, Kupfer oder Keramik stammten aus den Jahren zwischen 1476 und 1510.

In dieser Zeit fand wohl das Begräbnis statt. Die ersten Europäer betraten Mexiko nach bisherigem Wissensstand allerdings erst 1519, also ein Jahrzehnt nach der Bestattung.

Wie ein Gegenstand aus Europa nach Mexiko gelangen konnte, bevor Europäer das Land entdeckten, ist seither Gegenstand wilder Spekulationen.

Geklärt ist das Rätsel bis heute nicht. Eine Theorie geht davon aus, dass es bereits in der Antike transatlantische Beziehungen gab.

Römer, Phönizier und andere Europäer hätten demnach Handel mit der Hochkultur Mexikos betrieben.

Möglich ist aber auch, dass der Kopf aus einem Schiffswrack an der Küste stammen könnte. Demnach wären die Römer zwar erstaunlich weit in den Atlantik vorgedrungen, Handelsbeziehungen müssten dazu jedoch nicht zwingend notwendig sein.

Rätselhaft ist vor allem die Lücke zwischen der Entstehung des Kopfes und dem Begräbnis. Was in den 1.300 Jahren mit ihm passierte, ist nicht geklärt. Auch eine Falschmeldung wurde lange diskutiert.

So sei das Objekt falsch interpretiert worden und stamme gar nicht aus der römischen Antike. Der Archäologen-Streit um den Kopf wird noch andauern.

Der London-Hammer

Für das Ehepaar Hahn war es ein ganz normaler Tag im Jahr 1936. Gemeinsam gingen sie in der Nähe von London im US Bundesstaat Texas am Red Creek spazieren.

Ein seltsamer Stein mit einem darin eingeschlossenen Stück Holz erweckte die Aufmerksamkeit des Paares - sie packten es kurzerhand ein.

Ein ganzes Jahrzehnt sollte vergehen, bis der wahre Kern zum Vorschein kommen sollte. Ihr Sohn Max zerbrach den Stein und fand darin einen alten Hammerkopf.

An sich nichts Besonderes, der Hammer entsprach der Form und Zusammensetzung eines typischen amerikanischen Werkzeuges aus dem späten 19. Jahrhundert.

Doch eine Frage stellte die Wissenschaft vor ein Rätsel: Wie gelangte dieser von Menschenhand geschaffene Hammer in einen 400 Millionen Jahre alten Stein?

Noch heute kann darüber nur spekuliert werden. Verschwörungstheoretiker wollen darin gar einen Beweis für Aliens sehen, die schon Millionen Jahre vor dem Menschen unseren Planeten bewohnten.

Aller Wahrscheinlichkeit nach ist die Lösung aber deutlich einfacher. Vermutlich wurde der Hammer von hochlöslichen Mineralien im alten Kalkstein umschlossen.

Dazu bräuchte es wohl keine Jahrmillionen, sondern höchstens ein paar Jahrzehnte.Die chemische Untersuchung würde dem Stein aber dennoch ein hohes Alter bescheinigen.

Der Atacama-Humanoid

Mitten in der Atacamawüste gelang 2003 ein besonders rätselhafter Fund. Bis heute ist der Finder unbekannt. Vermutlich befand er sich in der Nähe eines Friedhofes und war dort mit Schaufel und Hacke zu Gange.

Während seiner Arbeiten stiess er auf einen kleinen Körper, der in einem weissen Tuch eingewickelt war. Das Wesen mit übergrossem, extrem in die Länge gezogenen Schädel und den riesigen Augenhöhlen wirkte wie aus einem Science-Fiction-Film.

Mit gerade einmal 13 Zentimetern Grösse und dem seltsamen Aussehen vermutete der Finder zunächst die Mumie eines Ausserirdischen.

Neugeborene messen üblicherweise 50 Zentimeter. Selbst die kleinsten lebensfähigen Frühchen sind mehr als 20 Zentimeter gross. Was also war die Mumie?

Eine DNA-Analyse gab Aufschluss über die Herkunft. 90 Prozent der DNA stimmten mit der gewöhnlicher Menschen überein.

Doch die seltsame Form und Grösse geben weiter Rätsel auf. Bis heute streiten Wissenschaftler, ob es sich um einen totgeborenen Fötus handelt, oder ob das Kind bis zu acht Jahre alt wurde.

Vor allem das Fehlen zweier Rippen war bislang unbekannt. Normalerweise hat der Mensch zwölf davon, in seltenen Fällen elf.

Keine bekannte Klasse von Störungen oder Syndromen kann die Anomalien erklären. Mit 13 Zentimetern wäre es der kleinste Mensch, der je gelebt hätte.

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