Eingang zur Schatzkammer des Weinkellers
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Das Bremer Rathaus thront auf einem riesigen Weinkeller. In dem Gewölbe befindet sich das weltweit grösste Sortiment ausschliesslich deutscher Weine. "Hier ist Platz für 1,2 Millionen Liter Wein", erklärt Ratskellermeister Frederik Janus. Zumindest theoretisch, heute lagern noch mehrere 100.000 Flaschen Wein im Ratskeller.
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Im schummrigen Kerzenlicht kann man auch einen Blick auf den ältesten deutschen Fasswein erhaschen, der im Keller ausgestellt wird. Der "Rosewein" wurde 1653 in Rüdesheim am Rhein gekeltert. Und wie schmeckt der Tropfen heute? "Das weiss ich nicht, ich habe noch nicht probiert", so Janus.
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Als Ratskellermeister ist er der Einzige, der in den Genuss kommt. Ein Urlauber bot Bremen vor einigen Jahren 125.000 Euro für eine Flasche von dem Weisswein - ein verlockendes Angebot für die klamme Stadt, aber keine Chance.
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Im Weinkeller des Rathauses befindet sich auch eine Schatzkammer, nur der Regierungschef und der Ratskellermeister haben Zugang. Der Schlüssel ist unscheinbar, ganz im Gegensatz zum Schatz.
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Unzählige in Folie eingewickelte Flaschen Trockenbeerenauslese und Beerenauslese, sehr süsse Weine aus verschrumpelten Rosinen, sind hier zu finden. Wegen des hohen Zuckergehalts sind die Flaschen lange haltbar. "Diese Weine machen auch nach hundert Jahren noch Spass", sagt Janus.
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Gleich links der Tür lagert die älteste frei verkäufliche Flasche Wein: der "Rüdesheimer Apostelwein" von 1727. "Man trinkt davon nicht ein Glas zum Geniessen oder gegen den Durst", so Janus. Schon ein Schluck sei sehr intensiv, der Geschmack lege sich über die Zunge. "Das ist ein irres Erlebnis." Die wenigen Flaschen verwaltet der Ratskellermeister selbst, eine kostet 3.000 Euro.
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Vom Weinkeller ins Restaurant unter dem Rathaus: Hier können Gäste ein besonderes Schmuckstück bewundern. Das sogenannte Delfinfass ist ein Prunkfass, das aus dem 18. Jahrhundert stammt. Darauf ist der Bremer Schlüssel abgebildet.
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Hinter dem Delfinfass, gut versteckt, befindet sich die Tür zu einer Geheimtreppe. Der Ratskellermeister kann so von seinem Büro aus direkt ins Restaurant gelangen.
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In einem Séparée des Ratskellers konnten Gäste einst direkt ihre Post abschicken. Auf dem Briefkasten aus Holz ist in verschnörkelter, goldfarbener Schrift zu lesen: "Leerung 3 mal täglich". "Im Lokal wurden früher Postkarten verkauft, die konnten dann gleich verschickt werden", berichtet Janus.
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Nun, verlassen wir den Keller und steigen einige Stufen hinauf. Hier, im ersten Stock, hängt die begehrte Unesco-Urkunde seit dem 2. Juli 2004 an einer Wand - zwischen den Eingängen zur Damentoilette und der Küche im Rathaus.
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Welterbe verpflichtet - auch zum Erhalt und zur Information über die Welterbestätte. Bremen tut sich damit schwer, auch nach 20 Jahren gibt es noch keine Ausstellung über das Rathaus und den steinernen Roland. 2026 soll es so weit sein, dann soll in der Unteren Rathaushalle ein Welterbe-Besucher- und Informationszentrum öffnen.
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In der Oberen Rathaushalle hängen einige Highlights sogar von der Decke: vier prächtige Schiffsmodelle. Zu Ehren besonderer Gäste wurden aus den Kanonen der Modelle Salut gefeuert. Im letzten Jahrhundert wurde diese Praxis aus Sicherheitsgründen allerdings endgültig eingestellt.
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In der Güldenkammer des Rathauses geraten die Geldsorgen Bremens in Vergessenheit. Es ist eines der wenigen noch erhaltenen Zimmer im reinen Jugendstil, die Wände schmückt eine vergoldete Ledertapete aus der Renaissance-Zeit. Das Dekor und die glänzende Innenausstattung hat der Worpsweder Künstler Heinrich Vogeler 1905 entworfen. In dem Prunkstück des Rathauses werden hohe Gäste empfangen.
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Der Senatssaal im Bremer Rathaus ist ebenfalls sehenswert. Interessant: Die Stühle sind nicht für alle gleich. Der Sessel für den Regierungschef hat eine höhere Rückenlehne und seine Armlehnen sind mit Leder gepolstert.
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Und noch ein bisschen höher hinaus: In einem der Türme des Rathauses hat ein ehemaliger Hausmeister eine versteckte Turmbar eingerichtet. Der kleine Turm gehörte zu seiner Wohnung im dritten Stock.
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Die Bar ist immer noch so eingerichtet wie ein Partykeller der 1970er-Jahre: ein Holztresen mit mehreren Barhockern, die Wände tapeziert mit Segelschiffen und Stickern von Werder Bremen, der Boden klebrig vom Alkohol und in der Luft abgestandener Rauch. Seit dem Auszug des damaligen Hausmeisters vor 20 Jahren ist die Bar ungenutzt.
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Bis heute muss der Hausmeister morgens mit der Hand drei waagrechte Masten vom Dachboden herauskurbeln, an denen die Flaggen vor dem Rathaus wehen. "Der Wind weht oft so stark, dass der Hausmeister die Flaggen mehrmals am Tag wieder ein- und ausfahren muss", erklärt Peter Lohmann von der Pressestelle des Bremer Senats.
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Wenn die drei Meter breiten und fünf Meter langen Flaggen nass geworden sind, werden die Tropfen in einer Wanne auf dem Dachboden aufgefangen.
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An der Renaissance-Fassade des Rathauses sind kunstvolle Reliefs zu bewundern. Besonders spektakulär: eine kniende Figur mit einem Papstkreuz im nackten Hintern, auf ihr reitet eine ebenfalls nackte Frau mit Reichsapfel und Löwe. Die Szene spielt auf den Triumph der weltlichen Macht über die kirchliche Macht an.
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Das Rathaus steht im Zentrum der Hansestadt am Marktplatz. Führungen finden mehrmals täglich statt und kosten ab neun Euro pro Person. Anmeldungen sind vorab online unter tourismus.bremen.de möglich.
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Der Bremer Roland wacht seit 1404 über die Freiheit und Rechte Bremens. "Er ist die Freiheitsstatue Bremens", so Lohmann. Mit einer Höhe von mehr als zehn Metern ist der Ritter auf dem Marktplatz die grösste frei stehende Statue des deutschen Mittelalters - und noch dazu eines der bekanntesten Wahrzeichen der Stadt.
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Nationalsozialisten sollen den Roland im Jahr 1938 als Versteck für Dokumente missbraucht haben. Sie sollen eine Kassette mit Lobpreisungen auf Adolf Hitler und die Ideologie eingemauert haben. Handwerker sollen bei einer Restauration 1984 die Schatulle entdeckt, selbst eine Botschaft über die Millionen Todesopfer des Regimes geschrieben und alles wieder in einer Karstadt-Tüte im Roland versteckt haben. Vier Jahre später wurde die Kassette offiziell geborgen, die Dokumente liegen mittlerweile im Staatsarchiv.