Frankreichs Präsident François Hollande und Bundeskanzlerin Angela Merkel treffen anlässlich des 100. Jahrestages der Schlacht um Verdun. Im Beinhaus von Douaumont, in dem sich die Überreste von rund 130.000 nicht mehr identifizierbaren toten Soldaten beider Seiten befinden, werden sie der Opfer gedenken. Bei den Kämpfen um die französische Festung starben im Ersten Weltkrieg mehr als 300.000 Menschen.

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"Urschlacht des Jahrhunderts", "Knochenmühle", "Blutpumpe": Diese und viele andere Namen trägt sie, die "Hölle von Verdun". Diese Schlacht gilt als die schrecklichste im gesamten Ersten Weltkrieg. Der Schauplatz hat bis heute nichts von seiner Grausamkeit verloren.

Was geschah in der "Hölle von Verdun"?

Am 21. Februar 1916 griffen deutsche Truppen die französische Stadt Verdun mit einer Granate an und veranstalteten danach mehr als neun Stunden ein Trommelfeuer mit über 1.200 Geschützen. Die Festung von Verdun galt bis dahin als eine der stärksten in ganz Frankreich - nicht wegen ihrer militärstrategisch guten Lage, sondern vor allem wegen ihrer symbolischen Bedeutung für das französische Volk.

Nur vier Tage später konnten die Deutschen Fort Douaumont einnehmen, die massiv geschützte und grösste Befestigung rund um Verdun. Nur wenige Feinde hatten sich den Soldaten auf ihrem Eroberungszug entgegengestellt, obwohl das Fort als modern und schier unbezwingbar galt.

Mit diesem ersten Sieg über die Franzosen wurde jedoch zugleich das Scheitern der deutschen Soldaten um Verdun eingeleitet, sagt Sven Felix Kellerhoff, Leitender Redakteur für Zeit- und Kulturgeschichte bei der "Welt": Grossbritannien und Frankreich sollen von langer Hand geplant haben, die deutsche Front bei Verdun zu zerschlagen.

Diese hatte durch Douaumont quasi den Startschuss für die Umsetzung einer bereits 1915 auf Feindesseite festgelegten Taktik gegeben. So wurde aus der Eroberung eines Forts ein blutiges Standhalten gegen motivierte, kampfbereite französische Soldaten, das in einer Niederlage der erschöpften deutschen Truppen endete.

Die Deutschen mussten standhalten - um jeden Preis

Obwohl sich bereits im März 1916 gezeigt haben soll, dass ein Durchbruch der Deutschen und eine Einnahme weiterer Gebiete sehr unwahrscheinlich sei, lautet der Befehl: standhalten. Erich von Falkenhayn, Generalstabchef des deutschen Heeres, lässt monatelang weitere Angriffe ausführen, obwohl zu diesem Zeitpunkt bereits klar gewesen sein soll, dass die Deutschen keine Chance mehr auf eine Eroberung hatten.

Im Gebiet um Verdun gab es kaum eine Möglichkeit für die Soldaten, sich zu verstecken. Das Schlachtfeld war flach, nur wenige, von Granaten in den Boden geschlagene Schützengräben konnten die Kämpfer vor ihren Feinden verbergen.

Der französische Soldat Fernand Léger formulierte die Grausamkeit der Schlacht in seinem Bericht folgendermassen: "Man lebt mit den Toten in guter Kameradschaft. Man beerdigt sie längst nicht mehr. Wozu auch? Die nächste Granate gräbt sie wieder aus."

Hinzu kam der immerwährende Durst: Die Wasserstellen wurden unter Dauerbeschuss gehalten und wer nicht verdursten wollte, sammelte die Wasserflaschen der Gefallenen ein oder musste trinken, was immer sich an Flüssigkeiten finden liess. Fahnenflüchtige gibt es trotz aller Sinnlosigkeit der Schlacht kaum: Die französischen Soldaten sind zu stolz - die Deutschen, die den Kampf verweigern, werden hingerichtet.

Der deutsche Historiker Gerd Krumeich fasste den Mythos von Verdun in einem Interview mit Spiegel Online treffend zusammen: "Verdun war der Verrat am Soldaten, Verdun war die nutzlose Aufopferung derjenigen, die bereit waren, für ihr Vaterland zu sterben." Fast die Hälfte aller Soldaten, die in die Schlacht zogen, verloren dabei ihr Leben - auf deutscher wie französischer Seite gleichermassen.

Sinnloses Abschlachten als Kriegsziel

Am 19. Dezember 1916 endete nach 303 Tagen das bis dahin ungeheuerlichste und menschenverachtendste Gemetzel in der Kriegsgeschichte. Falkenhayn behauptete später, es wäre bei diesem Angriff nur darum gegangen, der französischen Armee grösstmöglichen personellen Schaden zuzufügen - nicht um eine territoriale Eroberung. Mit dieser Theorie wollte er vom als misslungen eingestuften Angriff der Deutschen in Verdun, der sogenannten "Blutmühle", ablenken.

Bis heute gilt die Schlacht um Verdun als einer der grausamsten und sinnlosesten Kämpfe des Ersten Weltkriegs. Nie zuvor hatte es eine solche Kombination aus archaischem Mann-gegen-Mann-Kampf und gleichzeitigem Beschuss durch modernste Waffen gegeben.

Der Einsatz moderner Kriegsmittel wie Giftgas und Flammenwerfer sorgte dafür, dass nicht nur Menschen starben, sondern auch die Natur rund um das Kriegsgebiet. Durch den Dauerbeschuss durch Granaten wurden nach Angaben des WDR rund sechs Meter Erdreich abgetragen.

Noch heute birgt das Schlachtfeld Gefahren

Das mehrere Quadratkilometer grosse Schlachtfeld galt noch Jahrzehnte nach den Kämpfen als "nicht begehbar", die Landschaft wurde durch die eingesetzten Kriegsmittel langfristig verseucht.

Die "rote Zone", zu der weite Teile des Schlachtfeldes erklärt wurden, zeigt noch heute den Schrecken der damaligen Zeit: Museen und Denkmäler erinnern ebenso an die Schlacht wie die zerbombte Hügellandschaft, in der zwischen Munition und Sprengstoff die Leichen Hunderttausender Soldaten verwesten.

Täglich wird das Gelände von interessierten Touristen besucht. Diesen ist es jedoch strikt untersagt, aus dem Boden ragende Kriegsgegenstände, Granatsplitter oder auch Knochen als "Andenken" mitzunehmen. Da einige Munitionsreste vor Ort angeblich immer noch scharf sind, bleibt die Gegend bis heute ein gefährliches Mahnmal der Geschichte.

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