Sich zu gruseln, ist nicht jedermanns Sache. Doch bot Halloween auch so manchen romantischen, wenn auch sehr verrückten Brauch. Nicht alles bietet sich zum Nachmachen an.
Heute gehen an Halloween traditionell Kinder schaurig verkleidet von Tür zu Tür und sammeln Süssigkeiten. Doch bei dem Tag, den Menschen inzwischen vor allem mit Spuk, Spinnen und ausgehöhlten Kürbissen in Verbindung bringen, ging es nicht immer nur ums Gruseln. Noch bis ins 20. Jahrhundert hinein spielten auch Traditionen rund um die Partnerfindung, das sogenannte Matchmaking, eine Rolle - erste Überlieferungen dazu stammen aus dem Irland des 18. Jahrhunderts.
Alte Postkarten erinnern an Spiele rund um die Liebe, die an Halloween gespielt wurden. Beispielsweise versteckte jemand Ringe in einer Schüssel voller Kartoffelbrei. Wer sie in seiner Portion fand, würde der Legende nach als nächstes heiraten - ähnlich dem heutigen Brauch des Brautstrausswerfens.
Woher kommt Halloween?
Der Halloween-Spuk hat seine Wurzeln wohl in der keltischen Mythologie. Der Überlieferung nach treiben im Herbst Geister und Dämonen ihr Unwesen. Gefeiert wird heutzutage am Abend vor Allerheiligen ("All Hallows' Eve"), dem Festtag, an dem Katholiken der Verstorbenen gedenken.
Bei Vollmond mit Spiegel rückwärts gehen: Wer wird mein Zukünftiger?
Sowohl der Grusel als auch die Brautschau-Traditionen kamen mit Auswanderern aus Irland in die Vereinigten Staaten. Aus dem frühen 20. Jahrhundert sind viele Zeitungsbeiträge und ebenfalls Postkarten erhalten, in denen die Matchmaking-Rituale genauer beschrieben sind.
Tradition war es zum Beispiel, bei Vollmond mit einem Spiegel in der Hand rückwärts durch die Nacht zu gehen, wie 1914 der "Evening Public Ledger" schrieb, eine Zeitung aus Philadelphia. Angeblich sollte sich dann der oder die Zukünftige über der eigenen Schulter in der Reflexion zeigen. Empfohlen wurde, dabei etwa diese Verse zu wiederholen: "I pray you, sweet stars, now show to me / This night who my future husband will be!" ("Ich bitte euch, süsse Sterne, zeigt mir jetzt / In dieser Nacht, wer mein zukünftiger Ehemann sein wird!")
Daneben gab es auch eine nicht ganz ungefährliche Form der Partnersuche an Halloween: Man sollte ein grosses Glas Weinbrand in eine Schüssel geben, die Flüssigkeit anzünden und dann kandierte Früchte und Nüsse hineinwerfen. Der Gast, der es schafft, die meisten Süssigkeiten aus der brennenden Spirituose zu fischen, sollte seinen zukünftigen Partner oder seine Partnerin innerhalb eines Jahres gefunden haben.
Geplatzte Nuss als schlechtes Zeichen für die Beziehung
Auch einige bekannte Kindergeburtstagsspiele scheinen ihren Ursprung in dieser Matchmaking-Tradition zu haben: So nutzte man Anfang des 20. Jahrhunderts das "Apfel-Fischen" noch dazu, um herauszufinden, wer als nächstes seine grosse Liebe finden würde. Dabei versuchten die Gäste, Äpfel mit ihrem Mund aus einer Schüssel voll Wasser zu holen, wie etwa die US-amerikanische Autorin Diane Arkins in einem ihrer Bücher über die romantische Tradition an Halloween erklärte. Äpfel gelten seit jeher als Symbole der Liebe.
Doch nicht nur für Singles sollte Halloween eine Nacht der romantischen Erkenntnis sein. Der "Ogden Standard" aus Utah beschrieb 1915 auch einen Brauch für Liebespaare: Zwei Nüsse sollten im Abstand von wenigen Zentimetern auf einen Rost gelegt werden. Bewegten sie sich aufeinander zu und brannten hell, wurde die Beziehung als stabil interpretiert und einer Heirat stand nichts im Wege. Doch sprang eine Nuss oder platzte gar, dann galt einer der beiden als flatterhaft.
Mit feministischen Erfolgen wie dem Wahlrecht für Frauen in den USA im Jahr 1920 fanden die Matchmaking-Bräuche zu Halloween langsam ihr Ende: Frauen wollten sich nicht länger auf ihre Rolle als Ehefrau oder Partnerin reduzieren lassen. (dpa/af)
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.