Buenos Aires (dpa) - Nach dem Fund von zahlreichen Nazi-Relikten in Buenos Aires führt eine Spur zu einem während der NS-Diktatur für die Nationalsozialisten tätigen Waffenunternehmen aus Solingen.
Wie die Deutsche Presse-Agentur vom Besitzer der Gegenstände erfuhr, seien viele Objekte mit dem Fabrikationsstempel des 1865 gegründeten und auf Militärmesser spezialisierten Unternehmens Carl Eickhorn gekennzeichnet, unter ihnen auch ein Reichsadler mit dem Hakenkreuz.
Er könne nicht ausschliessen, dass es sich um Sonderanfertigungen für Nazi-Grössen handele, sagte der heutige Betriebsleiter des Unternehmens Eickhorn, Martin Bardelle, der dpa. "Wenn vom Kunden ein solcher Wunsch kam, wird man ihn wohl erfüllt haben."
Es habe wohl auch Sonderanfertigungen für Adolf Hitler gegeben. Genauso gut könne es sich aber um Fälschungen handeln. "Wir haben die Bilder, die uns in schlechter Qualität vorliegen, mit dem Nachdruck eines alten Katalogs abgeglichen: Das sind keine Standardprodukte von uns." Das Firmenarchiv sei leider nach mehreren Insolvenzen lückenhaft.
Unter anderem wurden Hitler-Büsten, Reichsadler, Pistolen, Degen, Fern- und Vergrösserungsgläser und eine Mundharmonika-Sammlung beschlagnahmt.
Die argentinische Zeitung "Clarin" spekulierte, dass die Gegenstände von einem geflüchteten NS-Verbrecher wie Adolf Eichmann nach Argentinien gebracht worden sein könnten - am La Plata gibt es eine gewisse Tradition, was die Empfänglichkeit für Nazi-Mythen betrifft.
Die Gegenstände wurden in einem Raum in Beccar, einer nördlichen Vorstadt von Buenos Aires, gefunden - Eichmann lebte in der Nähe. 1960 war er von einem Kommando des israelischen Geheimdienstes Mossad entführt und in Israel vor Gericht gestellt worden. Laut "Clarin" wurden auch Fotos bei der Polizeiaktion entdeckt, die Adolf Hitler mit einer Lupe zeigen, die einer in Buenos Aires gefundenen Lupe sehr ähnlich sehe.
Der Antiquitätenhändler sagte der dpa, die 75 Nazi-Relikte bildeten eine seiner knapp 20 privaten Sammlungen, unter ihnen auch eine grosse Erotiksammlung. Die Objekte aus der NS-Zeit habe er im Laufe von 25 Jahren von einem einzigen Verkäufer, einem Argentinier, erworben. Es bestehe keine illegale Handlung. Die NS-Objekte habe er nicht zum Verkauf angeboten, sondern sie seien in seiner Wohnung in einem gesonderten, nicht geheimen Raum, privat ausgestellt worden. Er will sich nicht damit abfinden, dass die Gegenstände beschlagnahmt wurden.
Nach Abschluss der Ermittlungen sollen sie nach Angaben der Regierung in die Sammlung des Holocaust-Museums in Buenos Aires kommen. © dpa
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