Das Leben von Kaiser Maximilian I. hat alles, was eine fantastische Drehbuchvorlage braucht: Er setzte sich für das Rittertum ein, begeisterte sich für Turniere und das Hofzeremoniell, verliebte sich tragisch, führte Krieg und ebnete den Habsburgern schliesslich den Weg zur Weltmacht, in deren Reich die Sonne nicht untergeht.

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Alles beginnt mit dem Hilferuf einer Frau, die zwischen zwei Grossmächten gefangen ist: Herzogin Maria von Burgund. Ihr Reich liegt zwischen Frankreich und dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Es umfasst Gebiete, die heute zur Schweiz, Frankreich, Deutschland und Benelux gehören. Burgund steht für Reichtum und wirtschaftlichen Fortschritt, aber auch für mittelalterlichen Glanz. Herzog Karl der Kühne, Marias Vater, wollte sich mit einer eigenen Königskrone krönen lassen, doch 1477 fällt er in der Schlacht von Nancy.

Die einzige Erbin, Maria von Burgund, gerät in Bedrängnis, da die Grossmächte Frankreich und das Heilige Römische Reich nach dem Erbe greifen. Ihre Berater schlagen Maximilian I. als Ehemann vor, um einen mächtigen Verbündeten gegen Frankreich zu gewinnen. Maximilian, damals noch Sohn von Kaiser Friedrich III., nimmt das Angebot an

Eine Reise ins mittelalterliche Zentrum Europas

Maximilian begibt sich von der Wiener Neustadt, der damaligen Residenz, auf die rund 1.900 Kilometer lange Reise nach Gent im heutigen Belgien. Zu dieser Zeit ist sie die zweitgrösste Stadt Europas und eine pulsierende Metropole. Seit seiner Geburt sieht sich Maximilian als verheissungsvollen Kaiser, beeinflusst vor allem durch seine Mutter Eleonore von Portugal, die ihm die Welt der Ritter näherbringt.

Sein Vater Friedrich III. ist seit Jahrzehnten Kaiser und muss das Reich im Osten gegen die Osmanen verteidigen. Einen Zweifrontenkrieg mit Frankreich kann er sich kaum leisten.

In Gent angekommen, begegnet Maximilian seiner Zukünftigen und ist angetan. Die beiden heiraten schliesslich in der Kapelle des Prinzenhofs in Gent. Der französische König sieht diese Ehe kritisch, da er selbst Burgund beansprucht. Es folgt Krieg.

Krieg und andere Tragödien

Obwohl das französische Heer besser ausgerüstet ist, siegt Maximilian 1479 in der Schlacht bei Guinegate. Dieser Erfolg festigt seinen Ruf als Krieger und Diplomat, den er geschickt für sich zu nutzen weiss. Doch erst knapp 15 Jahre später endet der Konflikt mit dem Frieden von Senlis 1493. Am Ende behält Maximilian nur die Hälfte des Erbes seiner Frau. Das Herzogtum Burgund, das einst kurz vor dem Aufstieg zur Grossmacht stand, ist Geschichte.

Maria von Burgund erlebt das Ende des Krieges nicht mehr, sie stirbt 1482 im Alter von 25 Jahren bei einem Jagdunfall. Sie hinterlässt Maximilian zwei Kinder: Sohn Philipp und Tochter Margarete. Diese Kinder werden für Maximilians Autorität später eine Herausforderung darstellen, denn Philipp ist ein legitimer Erbe der Familie seiner Mutter.

Maximilian schickt Philipp daher nach Gent, damit er dort als Herzog von Burgund anerkannt wird. Um die Beziehungen zu Frankreich zu verbessern, entsendet Maximilian seine Tochter Margarete für zehn Jahre dorthin. Eine Ehe mit Frankreich, die Teil des Vertrags war, wird nie geschlossen. Margarete kehrt später nach Hause zurück.

Endlich wird Maximilian I. Kaiser

Nach dem Tod Friedrichs III. im Jahr 1493 wird Maximilian offiziell zum Regenten des Heiligen Römischen Reiches. Bereits 1486 war er zum römisch-deutschen König gewählt worden und damit Thronfolger. Weil für den Kaisertitel eine päpstliche Krönung notwendig ist, trägt er ab 1508 nur durch eine päpstliche Sondergenehmigung den Titel "Kaiser" – eine Krönung bleibt ihm verwehrt.

Um sich die Unterstützung der Kurfürsten zu sichern, ist Maximilian auf wohlhabende Geldgeber wie Jakob Fugger angewiesen, der zu einer der einflussreichsten Personen im Reich wird.

Maximilian verlegt seine Residenz nach Innsbruck und gestaltet die Verwaltung des Reiches um. Er strebt einen zentralistischen Staat an und legt die Grundlagen für die österreichische Verwaltung. Durch die Gründung des Reichskammergerichts und die Einführung einheitlicher Rechtsnormen bereitet er den Weg für einen modernen Staat.

Doch trotz der Reformen ist Maximilian durchgehend in Kriege verwickelt, um das Reich und den Einfluss des Hauses Habsburg zu vergrössern. Durch Heiratsbündnisse vernetzt er seine Familie in ganz Europa.

Das Reich, in dem die Sonne nicht untergeht

Maximilian I. stirbt 1519 im Alter von 59 Jahren auf einer Reise von Innsbruck nach Linz. Sein Begräbnis hatte er jahrelang vorbereitet und dabei alte ritterliche Traditionen und Zeremonien eingeflochten.

Sein Enkel Karl V. tritt die Nachfolge an und herrscht nicht nur über das Heilige Römische Reich und die ehemaligen burgundischen Gebiete, sondern auch über Böhmen, Ungarn und Spanien. Mit den zahlreichen spanischen Kolonien weltweit ist Karl V. der erste Herrscher der Geschichte, in dessen Reich die Sonne niemals untergeht. Den Weg dahin hat Maximilian geebnet.

Verwendete Quellen