- Forschende haben in Kenia fast drei Millionen Jahre alte Tierknochen und Steinwerkzeuge entdeckt.
- Noch unklar ist, wer genau die Werkzeuge hergestellt und verwendet hat.
- Bislang war man davon ausgegangen, dass Vormenschen dazu nicht in der Lage waren.
- Die Funde könnten diese Sichtweise verändern.
Frühe Verwandte des Menschen dürften bereits vor fast drei Millionen Jahren Nilpferde und anderes Grosswild mit Werkzeugen zerlegt haben. Das legen Funde von Tierknochen und bearbeiteten Steinen im Südwesten von Kenia nahe.
Fachleute um Rick Potts vom National Museum of Natural History in Washington datieren die Objekte im Fachblatt "Science" auf ein Alter von etwa 2,9 Millionen Jahren. Eine Expertin vom Leipziger Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie bezeichnet die Erkenntnisse als "sehr aufregend".
Der Fund ist einer der ältesten von Steinwerkzeugen überhaupt. Die Objekte gehören zur sogenannten Oldowan-Kultur. "Das ist eines der ältesten, wenn nicht das älteste Beispiel für Oldowan-Technologie", heisst es in einer Mitteilung des Museums. Die Erkenntnisse deuteten darauf hin, dass die Kultur schon in ihrer Frühphase verbreiteter war als gedacht.
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Wurden Steinwerkzeuge schon von Vormenschen benutzt?
Nicht abschliessend geklärt ist jedoch, wer genau die Werkzeuge genutzt hat. Die Forscherinnen und Forscher gruben am Fundort auch zwei Backenzähne von Paranthropus-Vormenschen aus - einer Seitenlinie jenes Primatenzweigs, der letztlich zum Homo sapiens führte. Aber haben diese entfernten Vettern die Werkzeuge auch gefertigt und benutzt?
"Lange Zeit haben Forscher angenommen, dass nur die Gattung Homo - zu der der Mensch gehört - in der Lage war, Steinwerkzeuge herzustellen", sagt Potts. Der Fund der Paranthropus-Zähne in der Nähe der Werkzeuge werfe die Frage auf, wer diese bearbeitet habe. Eventuell waren mehrere Vormenschen-Gruppen in der Lage, diese Art von Werkzeugen herzustellen.
Tracy Kivell, Direktorin an dem Leipziger Max-Planck-Institut und nicht an der Studie beteiligt, sieht die Funde als weiteren Hinweis darauf, dass die Herstellung von Steinwerkzeugen nicht auf Homo-Arten beschränkt war. Dies nachzuweisen sei allerdings schwierig. Sie geht davon aus, dass die gefundenen Werkzeuge hauptsächlich für Pflanzen benutzt wurden, weil relativ wenig Schnittspuren auf den Nilpferdknochen gefunden wurden.
Die Werkzeuge stellen eine Art Set aus verschiedenen Geräten dar, bestehend unter anderem aus einem Hammer- oder Schlagstein und einem Schneidestein. "Mit diesen Werkzeugen kann man Dinge besser zerkleinern, als es der Backenzahn eines Elefanten kann - und man kann besser schneiden, als es der Eckzahn eines Löwen kann", sagt Potts. Mit der neuen Technologie hätten diese Vormenschen ein grösseres Nahrungsangebot in der afrikanischen Savanne gehabt.
Ostafrika sei ein "kochender Kessel an Umweltveränderungen" gewesen, mit Wolkenbrüchen und Dürren, sagt Potts. Das Nahrungsangebot habe sich ständig geändert. "Die Oldowan-Geräte könnten alles geschnitten und zerstossen haben. Dadurch halfen sie den frühen Werkzeugmachern, sich an neue Orte und Möglichkeiten anzupassen, sei es ein totes Nilpferd oder eine stärkehaltige Wurzel."
An der Nyayanga genannten Fundstelle fanden die Forscherinnen und Forscher unter anderem unvollständige Überreste von Nilpferden, deren Knochen Schnittspuren aufweisen. Ausserdem wurden Antilopenknochen gefunden, die Hinweise liefern, dass Fleisch abgeschabt wurde und Knochen zertrümmert wurden, um ans Knochenmark zu kommen.
Die Nahrung wurde noch roh verzehrt
Das Team untersuchte auch die Abnutzungsmuster auf den Werkzeugen. Diese wurden wohl sowohl zum Schaben als auch zum Schneiden und Hämmern benutzt. Da Frühmenschen erst deutlich später mit Feuer umgehen konnten, sei die Nahrung roh verzehrt worden. Möglicherweise sei das Fleisch zu einer Art rohem Nilpferd-Hack verarbeitet worden, um es leichter schlucken zu können.
Das Team betont, dass an einer anderen Fundstelle in Kenia zwar noch etwas ältere Werkzeuge gefunden worden waren. Diese seien aber deutlich gröber gearbeitet. Oldowan-Werkzeuge waren bis vor etwa 1,7 Millionen Jahren die dominierenden Arbeitsgeräte. Exemplare wurden unter anderem im Norden Afrikas und entlang der Ostküste des Kontinents gefunden. (dpa/cze)
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