Russland
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Daniel Biskup (Bild von 1990) hat über ein Jahrzehnt Eindrücke in der russischen Gesellschaft gesammelt und diese mit einmaligen Schnappschüssen dokumentiert. Sein Bildband bietet authentische Einblicke in den Alltag der Menschen zu Zeiten des Wandels und der politischen Umstürze.
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So trist sah der Alltag in Moskau im Februar 1988 aus. Der Zusammenbruch der Planwirtschaft sorgte in weiten Teilen des Landes für leere Regale. Infolgedessen nahm der Groll in der Bevölkerung stetig zu.
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Politiker geizen indes mit Gegenmassnahmen. Treue Kommunisten gibt es auch zu dieser Zeit unzählige - wie die Warteschlange zum Lenin-Mausoleum im Hintergrund beweist.
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Der ganz normale Wahnsinn auf Moskaus Strassen. Überall liegen leere Orangenkisten verstreut. Die Vitamin-C-Lieferanten sind vor allem im Winter sehr begehrt. Pikant: Im Austausch für das Obst erhält Handelspartner Ägypten Waffen.
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So schreibt man übrigens "Pepsi" in kyrillischen Buchstaben. Das Getränk findet bereits in den 70er-Jahren seinen Weg in der Alltag des Landes. Es gilt fortan als Statussymbol und ist an solchen besonderen Kiosken erhältlich.
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So sieht ein Studentenwohnheim in Lwiw (heutige Ukraine) im Jahr 1990 aus. Den begrenzten Platz macht die Sowjetunion mit der Tatsache vergessen, dass solch ein Zimmer für die gesamte Studienzeit kostenlos ist.
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Im August 1991 kommt es zum Putschversuch gegen die Regierung um Michail Gorbatschow. Der spätere, erste Präsident Russlands Boris Jelzin (Mitte) wird zum Symbol des Widerstands gegen die Putschisten.
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Am 22. August 1991 legen die Sieger über die Putschisten diese bis heute verwendete Trikolore als Nationalflagge Russlands fest.
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Der Putsch scheitert. Menschen beginnen, Symbole des Kommunismus zu zerstören - und am Moskauer Manege-Platz findet eine Trauerfeier in Gedenken an die Opfer des Putsches statt.
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Ein Trauerzug gedenkt dreier junger Männer, die ihren Versuch, eine Militärkolonne aufzuhalten, mit dem Leben bezahlen. Sie werden posthum zu Helden der Nation ernannt.
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In der Folge nehmen viele Entwicklungen ihren Lauf, die bis dato in allen ehemaligen Republiken der Sowjetunion komplett vernachlässigt worden waren. Zum Beispiel etabliert sich die Erotik binnen kürzester Zeit in allen Kinos der Nation.
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Insgesamt aber schlittert das Land in eine Krise. In der Staatskasse herrscht gähnende Leere. Sozialleistungen wie Renten oder Stipendien werden nicht mehr ausgezahlt.
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Viele Menschen - wie diese Eisangler aus St. Petersburg - müssen ihre Versorgung mit Nahrungsmitteln selbst in die Hand nehmen.
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Den Tiefpunkt erreicht Moskau im April 1993. Der Konsum von Alkohol steigt unaufhörlich, die Lebenserwartung bei Männern geht auf 57 Jahre zurück. Am Boden liegende Mitbürger werden ignoriert - möge die Polizei sich um so etwas kümmern ...
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Oktober 1993: Erneut kommt es zum Staatsstreich - diesmal gegen Jelzin. Offiziellen Angaben zufolge bezahlen 187 Menschen den Oktoberputsch mit ihrem Leben.
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Sollte nun endlich Ruhe einkehren? Zumindest die demontierten Statuen der ehemaligen kommunistischen Anführer im Moskauer Park der Künste sprechen dafür.
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Nach den schlimmen Erfahrungen der zwei Putsche bleibt das Militär nun den Moskauer Strassen fern. Ausnahme ist eine Parade am 9. Mai 1995. Russland zelebriert die 50-Jahr-Feier zum Sieg über Nazi-Deutschland. Auch Bundeskanzler Helmut Kohl reist zu diesem Anlass in die russische Hauptstadt.
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Und so ändert die Liberalisierung eine Nation: Wo es früher einen Trödelmarkt gab, werben im Jahr 1996 amerikanische Unternehmen mit ihren Produkten.
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Die Jelzin-Regierung ist oft überfordert. Schon Mitte der 90er deutet sich ein Wechsel an. Am letzten Tag des 20. Jahrhunderts ist es soweit: Boris Jelzin übergibt die Regierungsgeschäfte an Wladimir Putin.
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Seine Strategie fusst auf einer Rückkehr zum russischen Selbstverständnis als Weltmacht. Daniel Biskup wird als erstem deutschen Fotografen die Ehre zuteil, Wladimir Putin als russischen Präsidenten zu porträtieren.