Der Weihnachtsbaum ist zum Symbol unserer Weihnachtszeit geworden – mit der über 2.000 Jahre alten Geburtsgeschichte Jesu Christi hat er jedoch rein gar nichts zu tun. Woher kommt also der Brauch der geschmückten Tannen?

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Alle Jahre wieder pilgern zahlreiche Menschen zu einem der zahllosen Verkaufsstände, um sich einen Weihnachtsbaum zu besorgen. Kaum zu Hause angekommen, wird er prächtig mit Kerzen, Kugeln und Lametta geschmückt – nur, um ihn wenige Wochen später auf der Strasse zu entsorgen. Bei näherer Betrachtung ein ziemlich eigenartiger Brauch, den aber viele Menschen pflegen – aber warum eigentlich?

Der Weihnachtsbaum geht auf eine heidnische Tradition zurück

Weihnachten ist das Hochfest der Geburt Jesu Christi – doch in der Bibel sucht man vergeblich nach dem Ursprung des Weihnachtsbaums. Vielmehr geht der Brauch der geschmückten Tannen wahrscheinlich auf eine heidnische Tradition zurück: Bereits in der Antike wurde die Wintersonnenwende unter anderem mit immergrünen Tannenzweigen gefeiert. Als Symbol des Lebens sollten sie die Wintergeister vertreiben.

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Irgendwann im Mittelalter vermischte sich der heidnische Brauch mit dem christlichen – wie genau, ist nicht ganz eindeutig. Die Kirche begann in dieser Zeit, biblische Szenen in Bildern darzustellen, um sie dem Volk näherzubringen, darunter auch die Geschichte von Adam und Eva. Darin spielt der "Paradiesbaum" eine entscheidende Rolle; und dieser sollte immergrün sein, erklärt das Theologenpaar Simone und Claudia Paganini im Interview mit dem NDR. So soll der Nadelbaum ins Spiel gekommen sein. Irgendwann habe sich dann eine Verbindung zur Weihnachtsgeschichte entwickelt und die von einem Apfel symbolisierte "Frucht der Erkenntnis" wurde im Laufe der Zeit durch anderen Baumbehang ersetzt.

Andere Expertinnen und Experten zweifeln jedoch an dieser Entstehungsgeschichte. Der Weihnachtsbaum sei lange Zeit religiös neutral gewesen und eher als Belustigung für die Kinder gedacht.

Auch in der Frage, wo das Geburtsland des Weihnachtsbaums liegt, gibt es unterschiedliche Auffassungen. Gleich mehrere Länder beanspruchen den Ursprung des beliebten Brauchs für sich. Sowohl Estland als auch Lettland erheben diesen Anspruch: Im Jahr 1510 sollen deutschstämmige Kaufleute einen geschmückten Baum durch die lettische Hauptstadt Riga getragen haben. Eine ähnliche Szene soll sich auch in Tallinn abgespielt haben – allerdings schon rund 70 Jahre früher.

Weihnachtsbaum: Tradition mit deutschen Wurzeln?

Der Historiker Gustavs Strenga von der Nationalbibliothek in Riga bezweifelt in der "New York Times" jedoch, dass es sich bei einer der beiden Anekdoten tatsächlich um den Ursprung des Weihnachtsbaums handelt: Weder in Riga noch in Tallinn hätten die Feierlichkeiten etwas mit Weihnachten zu tun gehabt.

Wahrscheinlicher ist, dass die Weihnachtsbaum-Tradition um das 16. Jahrhundert im Elsass ihren Anfang nahm. Die Region in Frankreich gehörte damals noch zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation – der Brauch hätte damit deutsche Wurzeln. Bereits 1539 stand laut Georg-August-Universität Göttingen der erste urkundlich erwähnte Weihnachtsbaum vor dem Strassburger Münster.

In den folgenden Jahren wurde der Weihnachtsbaum in der Region offenbar immer beliebter und ging allmählich ins allgemeine Brauchtum über. Historische Aufzeichnungen belegen laut der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg, dass im Jahr 1605 in Strassburg geschmückte "Dannenbäum" an Weihnachten die Wohnstuben zierten. Die Stadt Freiburg soll schon 1554 das Verbot ausgesprochen haben, Nadelbäume an Weihnachten zu fällen – so gross war offenbar der Hype.

Von dort breitete sich der Brauch wohl weiter Richtung Rheinland-Pfalz, Hessen und schliesslich in die ganze Welt aus. Offenbar standen die geschmückten Nadelbäume aber zunächst eher in den Häusern evangelischer Familien. Martin Luther soll ihn zum Weihnachtssymbol der Protestanten erklärt haben, während sich die katholische Kirche mit dem Weihnachtsbaum noch viele Jahrhunderte schwertat. Im Vatikan führte erst Papst Johannes Paul II. den Weihnachtsbaum ein - im Jahr 1982.

Bereits 1570 hingegen tauchte der Weihnachtsbaum in Bremen auf, 1765 soll Johann Wolfgang von Goethe in Leipzig darauf gestossen sein. Eine erste literarische Erwähnung fand der geschmückte Nadelbaum in seinem Werk "Die Leiden des jungen Werthers".

Aber erst mit dem Deutsch-Französischen Krieg in den Jahren 1870/71 setzte sich der Weihnachtsbaum deutschlandweit durch. Laut der Georg-August-Universität Göttingen schickte König Wilhelm den Soldaten damals zur Aufmunterung unzählige Fichtenbäumchen an die Front.

Im 18. Jahrhundert verbreitete sich die Tradition der geschmückten Bäume laut FAU dann langsam auch über Deutschland hinaus – wobei der Schmuck damals noch keinen rein dekorativen Zweck erfüllte. Vielmehr bestand der Baumbehang aus Nüssen, Früchten und Gebäck, von denen die Kinder naschen durften. Wobei der Baum aber keinesfalls aufgestellt sein musste: Oftmals hing er von der Decke, mit der Spitze nach unten.

Königin Victoria wird zur Weihnachtsbaum-Trendsetterin

Deutsche Auswanderer, Soldaten und Matrosen brachten die Tradition schliesslich in andere Länder. Eine von ihnen war offenbar auch die englische Königin Charlotte, Ehefrau von König Georg III. und gebürtige Deutsche. Ihr soll Schloss Windsor im Jahr 1800 seinen ersten Weihnachtsbaum zu verdanken gehabt haben.

Doch erst Königin Victoria machte den Weihnachtsbaum in Grossbritannien so richtig berühmt: 1848 veröffentlichte die Zeitung "The Illustrated London News" ein Bild, das die Königsfamilie um einen geschmückten Weihnachtsbaum zeigte – eine Darstellung, die unserem Bild vom Weihnachtsfest heute schon sehr nahekommt.

Die Illustration wurde zwei Jahre später in leicht abgeänderter Form im US-Frauenmagazin "Godey's Lady's Book" veröffentlicht und fachte in den USA den Weihnachtsbaum-Trend an, den Einwanderer bereits über den Atlantik exportiert hatten. Ein Deutscher soll in Ohio erstmals einen Weihnachtsbaum aufgestellt haben. In anderen Quellen gilt Illinois als Standort des ersten "Christmas Tree". Gesichert ist nur, dass 1891 erstmals ein geschmückter Nadelbaum vor dem Weissen Haus in Washington stand.

Im 19. Jahrhundert wurde der Schmuck immer prächtiger: Die Bäume wurden üppig mit Kerzen, Schleifen und Lametta ausstaffiert – so demonstrierte zumindest das Bürgertum damals seinen Wohlstand. Allmählich entwickelte sich der Weihnachtsbaum zu dem, den wir heute kennen. Generell war der Festtagsbaum zunächst vor allem in Städten populär, weniger auf dem Land. Tannenbäume waren in Europa lange Zeit selten und noch dazu sehr kostspielig, weshalb sich nur wohlhabende Menschen einen geschmückten Baum leisten konnten.

Auch Pappfiguren und Anhänger aus Metall kamen im 19. Jahrhundert als Christbaumschmuck in Mode – und dieser Tradition folgen wir mehr oder weniger bis heute.

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