Was Nordkoreas Staatschef Kim Jong-un umtreibt, hatte am 16. Juli 1945 seinen Anfang: Die USA testeten im Rahmen des Manhattan-Projekts die erste Atomwaffe - und diese Waffengattung bestimmt seither das Weltgeschehen.

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Es begann imJahr 1938, als die beiden Wissenschaftler Otto Hahn und Friedrich Strohmann auf eine Tatsache stiessen: Lässt man Neutronen in Atomkerne eindringen, werden diese gespalten. Die dabei freigesetzte Energie birgt unter den richtigen Bedingungen eine unbeschreibliche Sprengkraft.

Die Grundlage der Atombombe stand damit in den Büchern der Wissenschaft. Nur sieben Jahre später war es dann soweit: Aus der Entdeckung wurde die zerstörerischste Waffe der Menschheit.

Koste es, was es wolle: Das Manhattan-Projekt

Angetrieben von der Angst, dass Adolf Hitler zuerst im Besitz einer Atombombe sein könnte, empfahl die "National Academy of Sciences" in Washington dem US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt im Jahr 1941 zur "Sicherheit der Nation und der freien Welt" den schnellen Bau atomarer Sprengköpfe.

Daraufhin gründete das US-Staatsoberhaupt das S-1-Komitee und stellte fast unbegrenzte Geldmittel zu Forschungszwecken zur Verfügung. Im Jahr 1942 startete die US-Armee das streng geheime Projekt "Manhattan".

Weltweit führende Physiker und Chemiker wurden dafür in den US-Bundesstaat New Mexico abgezogen. Im Jahr 1945 arbeiteten rund 5.000 Wissenschaftler in dem Atomforschungszentrum.

Trinity - die Dreifaltigkeit - mit grosser Sprengkraft

Am Morgen des 16. Juli 1945 sollte dann eine neue Zeitrechnung der Kriegsführung und auch der Bedrohung der Menschheit beginnen. Der Projektleiter Robert Oppenheimer zündete die Bombe "Trinity" - also Dreifaltigkeit - in der Wüste von New Mexico, nachdem die Detonation zunächst wegen eines Gewitters verschoben werden musste.

Zuvor schlossen die Teammitglieder Wetten ab, ob die Bombe nur New Mexico oder gleich die ganze Welt auslöschen würde.

Die Sprengkraft von 21.000 Tonnen TNT erschütterten die Gegend um Los Alamos in New Mexico, der Blitz war noch fast 300 Kilometer weit zu sehen, der Atompilz türmte sich zwölf Kilometer in den Himmel.

Allen Beteiligten war klar, dass sich mit diesem Test die Welt ändern würde. Der Test-Verantwortliche Kenneth Bainbridge schaute nach der Explosion Robert Oppenheimer an und sagte: "Nun sind wir alle Schweinehunde".

Abwurf und Wettrüsten

Doch ein Umdenken und eine Abkehr von den Einsatzplänen gab es seitens der US-Regierung nicht. Dass die Bombe nicht nur für das Waffenarsenal entwickelt wurde, sondern auch wirklich abgeworfen werden sollte, wurde relativ schnell klar.

Präsident Roosevelt soll Leslie Groves, den militärischen Leiter des Projekts, darüber informiert haben, dass er die Bombe über Deutschland abwerfen solle - wenn der Krieg nicht vor der Fertigstellung beendet sei. Deutschland hatte Glück, denn am Ende warfen die US-Amerikaner Anfang August 1945 die zerstörerischen Exemplare "Fat Man" und "Little Boy" über den japanischen Städten Nagasaki und Hiroshima ab.

Schätzungen zufolge haben über 200.000 Menschen bei den beiden Einsätzen das Leben verloren, die genaue Zahl ist aber bis heute nicht klar, da man die Langzeitschäden nur schwer abschätzen kann.

Projektleiter Oppenheimer wird Atomkraftgegner

Für Projekt-Leiter Robert Oppenheimer war diese Zahl der Todesopfer zu hoch, die Ausmasse der Tests zu verheerend. Trieb ihn anfänglich als deutscher Jude noch die Angst vor Hitler-Deutschland an, wandte er sich schliesslich von der Atomwaffen-Forschung ab.

Er setzte sich als Direktor des Institute for Advanced Studies in Princeton für ein internationales Atomwaffenkontrollprogramm ein und war Gegner der noch zerstörerischen Wasserstoffbombe.

Das führte dazu, dass seine Widersacher ihn als sowjetischen Spion verdächtigten - schliesslich herrschte inzwischen der Kalte Krieg und das militärische Wettrüsten hatte seine Hochphase erreicht.

Bis zu seinem Tod war Oppenheimer ein Gegner der Atombombe. Was hätte er wohl zu den Entwicklungen gesagt, die seine Erfindung ausgelöst hat?

Denn seit dem ersten Test bestimmt das Streben nach "der Bombe" das Weltgeschehen. Waren es anfangs nur die USA, welche über die zerstörerische Technologie verfügten, folgten in schnellen Schritten Russland, Grossbritannien, Frankreich, China, Pakistan, Indien, Israel - und schliesslich Nordkorea.

Man kann nur hoffen, dass Oppenheimers düstere Vision nach dem Trinity-Test nie Realität wird. Nach der Detonation, als er in einem sicheren Bunker den Pilz vor sich aufsteigen sah, sagte er: "Jetzt bin ich zum Tod geworden, der Zerstörer der Welten."

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