- Hexenfeuer, Tanz in den Mai oder Maifeuer – in der letzten Aprilnacht wird in weiten Teilen Deutschlands gefeiert und getanzt.
- Viele geheimnisvolle Geschichten ranken sich um die Walpurgisnacht, in der sich angeblich alle Hexen des Landes auf dem Blocksberg trafen, um ihr Unwesen zu treiben.
- Aber wie entstand das traditionelle Volksfest?
Die Walpurgisnacht ist ein traditionelles nord- und mitteleuropäisches Fest, das in der Nacht zum 1. Mai gefeiert wird. Der Sage nach trafen sich Hexen Mitte des 17. Jahrhunderts auf dem Hexentanzplatz bei Thale im Harz, um von dort gemeinsam auf Besen und Mistgabeln zum eigentlichen Schauplatz des Geschehens – dem Brocken oder auch Blocksberg genannt – zu fliegen.
Orgien mit dem Teufel
Auf dem mystischen höchsten Berg des Harz, dessen Spitze 300 Tage im Jahr von Nebel eingehüllt ist, fanden angeblich geheime nächtliche Tänze, obszöne Rituale und Orgien mit dem Teufel statt.
Zudem sollen weise Frauen, sogenannte Hagezussen, in dieser Nacht Auskünfte über die bevorstehende Zukunft gegeben haben. Aus Hagezusse leitete sich vermutlich später das Wort Hexe ab.
Doch tatsächlich liegen die Ursprünge der Walpurgisnacht weit in vorchristlicher Zeit, nämlich in der keltischen Kultur. Die Bewohner des Harz feierten bereits vor tausend Jahren ein Frühlingsfest zu diesem Termin: Die Nacht auf den 1. Mai galt als kalendarischer Wechsel zur Sommerzeit und bedeutete das lang ersehnte Ende des Winters.
Böse Geister suchte man mit Verkleidung, Masken, Schüssen und Feuer zu vertreiben. Mit verschiedenen Opfergaben an den obersten germanischen Gott Wotan und die Fruchtbarkeitsgöttin Freya wurde der Frühling traditionell begrüsst.
Die Namensgeberin der Walpurgisnacht war eine Heilige
Im Hochmittelalter, zwischen 1350 und 1700, waren der katholischen Kirche diese ausgelassenen Feiern ein Dorn im Auge. Im Rahmen der Christianisierung wurde somit das Gerücht verbreitet, dass nur Hexen, also Verbündete des Teufels, daran teilnahmen.
Wer sich am Fest beteiligte, wurde geächtet und mit der Benennung als Hexe und der Verbannung aus der Gemeinde bestraft. Als Hexen galten Frauen, die geheimer dämonischer Künste und Zauberkräfte fähig waren – ihnen wurde nachgesagt, für Krankheiten, Tod und materielle Schäden verantwortlich zu sein. Bei der Hexenjagd und den Hexenprozessen wurden vor allem Frauen mit unglaublicher Brutalität verfolgt, gefoltert und auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Um die Bäuerinnen und Mägde vor den bösen Geistern zu bewahren, wurde die heilige Walpurga (ca. 710 bis 779) von der Kirche als Schutzpatronin ernannt. Die fromme Gelehrte und Äbtissin eines fränkischen Nonnenklosters, deren Heiligsprechung jährlich am 1. Mai gefeiert wurde, war vermutlich auch die Namensgeberin der Walpurgisnacht. Allerdings stand ihr Leben und Wirken in keinem Zusammenhang mit dem teuflischen Treiben der Hexensabbate auf dem Blocksberg.
Ganz im Gegenteil: Sie galt als Vorbild für ein Leben in völliger Keusch- und Reinheit und fungierte als Schutzheilige gegen Pest, Husten und Hungersnot.
Die Walpurgisnacht als modernes Volksfest
Um den Hexen in der letzten Aprilnacht Einhalt zu gebieten, entwickelten sich verschiedene Bräuche wie das Entzünden von Feuern, Läuten von Kirchenglocken, Knallen von Peitschen und das Aufhängen von Misteln, Disteln, dem Walpurgiskraut und Kreuzen an Häusern und Stalltüren.
Teilweise sind diese Traditionen noch erhalten, obwohl die eigentliche Bedeutung des modernen Volksfestes heute kaum noch bekannt ist. Viele der Bräuche sind eng mit dem 1. Mai und der Begrüssung des Frühlings verbunden, wobei der aufgestellte Maibaum das Erwachen und die Fruchtbarkeit der Natur symbolisieren.
Vor allem am Brocken selbst, aber auch in mehr als 20 anderen Orten im Harz, wie Bad Grund, Braunlage, Schierke und Thale, sind die jährlichen Walpurgisfeiern wichtiger Bestandteil des Tourismus.
Verwendete Quellen:
- Harzlife – Der Online-Reiseführer: Walpurgisnacht – Geschichte und Hintergrundwissen
- Harzinfo: Walpurgis, Hexenzauber im Harz
- Schulferien.org: Walpurgisnacht in Deutschland
- Goethezeitportal: Orte kultureller Erinnerung Brocken (Harz): Hexentanz auf dem Brocken, Walpurgisnacht
- Walpurgisnacht und Satanskuss: Die Geschichte der Hexenverfolgung: Hannsferdinand Döbler, 2001
- Feste und Bräuche in Deutschland: Anke Fischer, 2004
- Auf dem Brocken: Hexen, Harz und Heine: Marc Dannenbaum, 2012
- Harz aber herzlich: Wildnis, Weitsicht und Weltkultur: Knut Diers, 2016
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