Die Stadt Haithabu war im Mittelalter ein bedeutender Handelsplatz der Wikinger. Das Danewerk sicherte die Grenze. Die Unesco sieht in den Stätten ein einzigartiges Zeugnis aus dieser Zeit.
Die Wikingerstätten Haithabu und Danewerk in Schleswig-Holstein sind zum Weltkulturerbe der Unesco ernannt worden. Das Welterbekomitee nahm die deutsche Bewerbung am Samstag bei der Sitzung in der bahrainischen Hauptstadt Manama an. Die Stätte sei ein einzigartiges Zeugnis der Wikingerzeit und ihrer kulturellen Traditionen, hiess es zur Begründung. Bei der deutschen Delegation brach nach der Entscheidung Jubel aus.
Damit gibt es in Deutschland nun 43 Unesco-Welterbestätten. Die deutsche Unesco-Chefin Maria Böhmer zeigte sich erfreut: "14 Jahre Arbeit an dieser herausragenden Nominierung sind damit erfolgreich zu Ende gegangen." Jetzt gelte es, Haithabu und das Danewerk als Erbe der Menschheit zu erhalten. "Die Stätte macht deutlich, dass unsere Geschichte seit jeher vom Handel und Austausch über nationalstaatliche Grenzen hinweg geprägt ist", sagte Böhmer.
Wikingerstätten gehören zu bedeutendsten archäologischen Zeugnissen
Die Befestigungsanlage Danewerk und der Handelsplatz Haithabu in Schleswig-Holstein gehören zu den bedeutendsten archäologischen Zeugnissen Nordeuropas. Das Danewerk bestand im Mittelalter aus Erdwällen, Mauern, Gräben und einem Sperrwerk in der Schlei. Das Verteidigungssystem sicherte die Grenze des dänischen Reichs.
Die Wikingerstadt Haithabu bei Schleswig war vom 9. bis 11. Jahrhundert eines der bedeutendsten Handelszentren Nordeuropas. Sie lag zwischen dem fränkischen Reich und dem dänischen Reich auf einer wichtigen Route zwischen Nord- und Ostsee. 1897 wurde sie wiederentdeckt. Die ersten Ausgrabungen begannen um 1900. Die Stätte sei wegen ihrer reichen archäologischen Funde von wesentlicher Bedeutung für die Erforschung der Wikingerzeit, erklärte die Unesco.
Die Wikingerstätten waren in Bahrain mit einer deutschen Einzelbewerbung an den Start gegangen. Einen internationalen Antrag von Wikingerstätten gemeinsam mit Island, Dänemark, Lettland und Norwegen hatte das Welterbekomitee 2015 zur weiteren Überarbeitung zurückgewiesen.
Deutschland hofft auf weitere Auszeichnung
Deutschland hofft in Bahrain noch auf eine weitere Eintragung auf die Welterbeliste. Am Sonntag soll über die Bewerbung des Naumburger Doms in Sachsen-Anhalt entschieden werden. Für die Stätte ist es die dritte Chance. Zweimal war die Aufnahme des Naumburger Doms samt der hochmittelalterlichen Landschaft an Saale und Unstrut vergeblich beantragt worden. Nun soll es eine Bewerbung mit dem Dom allein schaffen. Der Weltdenkmalrat Icomos hatte jedoch in seiner Bewertung keinen aussergewöhnlichen universellen Wert des Bauwerks erkannt.
Der Naumburger Dom St. Peter und Paul wurde im 13. Jahrhundert geschaffen und wird zu den bedeutendsten Kathedralbauten des europäischen Hochmittelalters gezählt. Berühmt sind die vom "Naumburger Meister", einem bis heute unbekannten Steinbildhauer, geschaffenen zwölf Stifterfiguren in der Kathedrale, die zu den wichtigsten Kunstwerken der Epoche gehören.
Am Freitag und Samstag hatte die Konferenz bereits mehrere andere Stätten zum Weltkulturerbe erklärt. Dazu zählten unter anderem das viktorianische und Art-Déco-Ensemble von Mumbai, die archäologische Stätte Thimlich Ohinga in Kenia, die antike Stadt Kalhat im Oman, die buddhistischen Bergklöster in Südkorea und die verborgenen christlichen Stätten in der Region Nagasaki in Japan. © dpa
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