Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben in Südafrika mehrere Exemplare des Urmenschen Homo naledi in einem Höhlensystem gefunden. Ihnen zufolge handelt es sich bei der Entdeckung um die älteste Begräbnisstätte der Welt.
Paläontologinnen und Paläontologen haben eigenen Angaben zufolge die älteste Begräbnisstätte der Welt in Südafrika entdeckt. Die vom bekannten Paläoanthropologen Lee Berger geleiteten Wissenschaftler fanden demnach mehrere Exemplare des Urmenschen Homo naledi in 30 Metern Tiefe in einem Höhlensystem nahe Johannesburg. Es handele sich um die "ältesten bisher belegten Begräbnisse" in der Geschichte der Menschenaffen (Hominini), heisst es in einer Reihe bisher nicht durch andere Wissenschaftler geprüfter Artikel, die im Fachmagazin "eLife" veröffentlicht werden sollen.
Den Angaben zufolge sind die Begräbnisstätten "mindestens 100.000 Jahre älter" als die der Gattung Homo sapiens, die bisher im Nahen Osten und Afrika gefunden worden waren. Diese waren etwa 100.000 Jahre alt. Die nun von Berger und seinen Kollegen gefundenen Grabstätten in der Unesco-Welterbestätte "Wiege der Menschheit" würden demnach aus einer Zeit von mindestens 200.000 Jahren vor Beginn unserer Zeitrechnung stammen.
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Homo naledi hatte Gehirn von der Grösse einer Orange
Die Funde stellen das bisherige Verständnis der menschlichen Evolution infrage, wonach erst die Entwicklung grösserer Gehirne komplexe Aktivitäten wie das Begraben der Toten ermöglichte. Der Homo naledi gilt als Bindeglied zwischen Menschenaffen und modernen Menschen. Er hatte ein Gehirn von der Grösse einer Orange und war etwa 1,50 Meter gross, konnte Werkzeuge benutzen und aufrecht auf zwei Beinen laufen. Die Entdeckung dieser Art vor acht Jahren stellte die Vorstellung einer geradlinig verlaufenden Entwicklungsgeschichte des Menschen auf den Kopf.
Bei den jetzigen Funden handelt es sich um ovale Löcher, die den Wissenschaftlern zufolge absichtlich gegraben und anschliessend wieder gefüllt wurden, um die Leichen zu bedecken. Darin wurden mindestens fünf Exemplare gefunden.
Berger ist in der Wissenschaftsgemeinschaft umstritten. Dem 57-Jährigen werden mangelnde wissenschaftliche Genauigkeit und der Hang zu vorschnellen Schlussfolgerungen vorgeworfen. So wurde er dafür kritisiert, dem Homo naledi Fähigkeiten zuzugestehen, für die dessen Gehirn als zu klein galt. Berger weist in der neuen Studie erneut den Gedanken zurück, dass "alles mit diesem grossen Gehirn" zusammenhänge. "Wir sind dabei, der Welt zu erzählen, dass das nicht stimmt." (ff/afp)
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