Die majestätischen Alpen sind ein Naturparadies im Herzen Europas - noch. Bedingt durch den Klimawandel verändert das Gebirge sein Gesicht seit Jahren. Im Winter fällt immer weniger Schnee und auch in den Sommermonaten zeigen sich die Alpen von einer neuen Seite.
Von München ist es nur eine kurze Fahrt in die Berge. In den warmen Monaten locken hohe Gipfel, grüne Wiesen und glasklare Seen zu Wanderungen mit schönstem Bergpanorama, im Winter laden schneebedeckte Pisten zum Skifahren und Snowboarden ein.
Fast scheint es so, als sei die Zeit hier stehengeblieben und die Landschaft direkt aus einem alten Heimatfilm entsprungen. Doch der Schein trügt: Längst balancieren die Alpen auf einem schmalen Grat zwischen Massentourismus und Bergidylle. Sowohl der Klimawandel als auch der Mensch hinterlassen deutliche Spuren.
Skifahren im Winter? Nur mit Kunstschnee
Viele Wintersportorte der Alpen leben vom Tourismus. Um Touristen anlocken und ihnen ein unvergessliches Wintersporterlebnis bieten zu können, werden vielerorts schwere Geschütze in Form von Schneekanonen aufgefahren. Denn bedingt durch den Klimawandel, gibt es immer weniger natürlichen Schnee in den Alpen und die Schneefallgrenze steigt.
Durch die Erderwärmung fällt der winterliche Niederschlag immer häufiger als Regen statt als Schnee. Laut dem "Deutschen Alpenverein" wird inzwischen mindestens die Hälfte der 100.000 Hektar Pistenfläche in den Alpen im Winter künstlich beschneit.
Die Alpenregion reagiert empfindlich auf den Klimawandel und fungiert wie eine Art Frühwarnsystem für Europa. Anhand von Radarmessungen und historischen Berichten hat ein Team aus österreichischen Geologen ermittelt, dass die Fläche der Gletscher in Österreich heute nur noch 44 Prozent der Fläche von 1850 beträgt. Auch in den übrigen Alpenländern schrumpfen die Gletscher rapide.
Berge ohne Schnee
Eine aktuelle Studie des Instituts für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) in Davos warnt infolge des Klimawandels vor einem deutlichen Schneerückgang in den Alpen bis zum Ende des Jahrhunderts. Selbst wenn es gelänge, die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen, werde die Schneemenge um 30 Prozent sinken, erklärt das Forscherteam.
Wird das Klimaziel verfehlt und der CO2-Ausstoss bleibt auf demselben Niveau wie heute, dann könnten bis zum Ende des Jahrhunderts 70 Prozent weniger Schnee liegen.
Besonders Höhen unterhalb von 1.200 Metern seien betroffen, so die Wissenschaftler. Hier werde es bis zum Ende des Jahrhunderts kaum noch eine geschlossene Schneedecke geben.
Wasserknappheit in den Alpen
Mit ihren Seen, Gletschern, Quellen und Flüssen versorgen die Alpen rund 170 Millionen Menschen mit Wasser. Durch weniger Schneefall wird auch das Schmelzwasser weniger.
Wenn das vorhandene Wasser dann auch noch zur Erzeugung von Kunstschnee verwendet wird, könnte das Trinkwasser knapp werden.
Folgen für Flora und Fauna
Nun ist der mangelnde Schnee für den Wintersport die eine Sache. Es stellt sie aber auch die Frage, welche Konsequenzen der Klimawandel für Flora und Fauna der Alpenregion hat und haben wird.
In den Alpen herrscht eine grosse biologische Vielfalt. Ob Steinböcke, Gämse, Steinadler, Murmeltiere oder Pflanzen wie die Alpen-Nelke: Rund 30.000 Tier- und 13.000 Pflanzenarten finden hier laut dem WWF (World Wide Fund For Nature) einen einzigartigen Lebensraum.
Alpine Tiere und Pflanzen brauchen es kühl
Eines haben viele alpine Tiere und Pflanzen gemeinsam: Sie brauchen es kühl. Steigen die Temperaturen in den Alpen weiter, werden viele Pflanzen und Tiere versuchen, in höher gelegene Regionen auszuweichen. Einige von ihnen werden diese Anpassung innerhalb kürzester Zeit nicht leisten können.
Insgesamt kann sich der Vegetationsgürtel so um 400 bis 700 Meter nach oben verschieben. Doch dort gibt es weniger Lebensraum für alle und die Artenvielfalt steht auf dem Spiel.
Aus der Ferne betrachtet thronen die Berge ruhig und gebieterisch über der Landschaft. Tatsächlich gehen dort jedoch bedenkliche Veränderungen vor sich. Findet der Mensch nicht zu einem bewussteren Umgang mit der Umwelt zurück, werden die Folgen des Klimawandels hier bald noch deutlicher zutage treten.
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