Extremregenfälle wie zuletzt in Spanien werden durch den Klimawandel wahrscheinlicher, giftige Metalle in Böden könnten durch die globale Erwärmung aktiviert werden und in unser Essen gelangen - dennoch wird weltweit weiter unvermindert in Kohle investiert. Aktuelle Klimanews im Überblick.

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Die Auswirkungen der Klimakrise sind in den vergangenen Jahren spürbarer geworden: Extremwetterereignisse nehmen weltweit zu, ein Negativrekorde folgt auf den anderen. Die globale Erwärmung zu bremsen und die Folgen beherrschbar zu halten, ist eine der grössten Herausforderungen der Menschheit.

Was ist der aktuelle Stand laut Forschung? Was tun Politik und Wirtschaft dagegen? Und gibt es auch Erfolge zu berichten? In unserer Serie halten wir Sie über die Entwicklungen und Klimanews der vergangenen Woche auf dem Laufenden.

Ist der Klimawandel für die Flutkatastrophe in Spanien verantwortlich?

Die Extremregenfälle und Überflutungen in Spanien im Raum Valencia Ende Oktober haben über 200 Menschen das Leben gekostet, viele weitere werden noch vermisst. Bilder von überfluteten Strassen und von durch die Wassermassen aufeinandergestapelten Autos gingen um die Welt. Während die Aufräumarbeiten weiter andauern, fragen sich viele: Ist der Klimawandel für diese Katastrophe verantwortlich – oder hätte es ein solches Extremwetterereignis auch früher schon geben können?

Einzelne Wetterphänomene direkt auf den Klimawandel zurückzuführen, ist schwierig. Dennoch sind Forschende der World Weather Attribution (WWA) dieser Frage nachgegangen. Die Initiative von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern hat es sich zum Ziel gemacht, Extremwetterereignisse innerhalb kurzer Zeit in sogenannten Attributionsstudien zu analysieren, um Aufschluss über einen möglichen Zusammenhang mit der Erderhitzung zu erhalten.

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Noch liegt die vollständige Studie nicht vor, doch in einem vorläufigen Bericht der WWA heisst es: Der menschengemachte Klimawandel hat die Katastrophe in Spanien verstärkt und wahrscheinlicher gemacht. Demnach schätzen die Forschenden, dass solche Starkregenereignisse heute doppelt so wahrscheinlich und in Bezug auf die Niederschlagsmenge zwölf Prozent intensiver sind als im 1,3 Grad kälteren vorindustriellen Klima.

Der Grund: Mit jedem zusätzlichen Grad Lufttemperatur kann die Atmosphäre etwa sieben Prozent mehr Wasserdampf speichern, was Starkregenereignisse wahrscheinlicher macht. Hinzu kommen die hohen Oberflächentemperaturen des Mittelmeeres, die laut der Schweizer Nichtregierungsorganisation OceanCare im August 2024 einen neuen Rekord verzeichneten. Je wärmer die Wasseroberfläche, desto mehr Wasser verdunstet und landet in der Luft – und kommt als Niederschlag zurück zur Erde.

Der Klimawandel könnte giftige Metalle in Böden aktivieren

Natürlich im Erdboden vorkommende giftige Metalle könnten durch den Klimawandel mobilisiert werden und dadurch verstärkt in die Nahrungskette gelangen. Das haben Forschende der Universität Tübingen und des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung in einer experimentellen Studie herausgefunden.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler liessen dafür landwirtschaftlich genutzte Böden eine Wachstumsperiode unter den prognostizierten Klimabedingungen des Jahres 2100 mit einem Temperaturanstieg von zwei bis vier Grad durchlaufen und untersuchten die Böden auf Cadmium, ein krebserregendes Schwermetall. Cadmium kommt natürlich in Böden vor, allerdings meist in gebundener und damit ungefährlicher Form.

In ihrem experimentellen Szenario stellten die Forschenden fest, dass das Cadmium vor allem in leicht sauren Böden verstärkt mobilisiert wurde (rund 40 Prozent) – was weltweit auf rund zwei Drittel aller Böden zutrifft. Die hohen Cadmium-Konzentrationen störten nach Angaben der Studienautoren nicht nur die Aktivität der Bodenmikroben und damit ganze Ökosysteme, denn Cadmium ist für alle Lebewesen giftig. Darüber hinaus könnte das Cadmium auch von Nutzpflanzen aufgenommen werden und so in unsere Nahrungskette gelangen, was gesundheitsschädliche Folgen für den Menschen haben könnte.

Weltweit wird unvermindert in Kohle investiert

In Grossbritannien wurde im September der letzte noch verbliebene Kohlemeiler vom Netz genommen und auch in Deutschland ist der Ausstieg besiegelt – was aus Klimasicht eine gute Nachricht, denn die Verbrennung von Kohle ist für das meiste CO2 in der Atmosphäre verantwortlich. Doch die Energieform ist noch lange nicht am Ende, wie neue Daten zeigen.

Eine Gruppe von 51 internationalen Nichtregierungsorganisationen, darunter die deutsche Organisation Urgewald, hat die Geschäfte von über 1.500 Unternehmen der Kohleindustrie analysiert und kommt zu dem Ergebnis, dass die weltweite Kohleproduktion ein neues Allzeithoch erreicht hat.

Vor allem in China, Indien und Indonesien, aber auch in Australien, sollen die Kapazitäten demnach sogar noch erhöht werden. Insgesamt planen Unternehmen weltweit den Bau von Kohleminen mit einer Gesamtkapazität von mehr als 2.636 Millionen Tonnen pro Jahr – ein Anstieg von fast 35 Prozent. Nur rund fünf Prozent der untersuchten Konzerne planen demnach eine Abkehr von der Kohle.

Dabei haben sich die G20-Staaten – zu denen neben Deutschland auch China, Indien, Indonesien und Australien gehören – wenige Wochen vor Beginn der UN-Klimakonferenz COP29 in Aserbaidschan (11. bis 24. November) zur Abkehr von fossilen Brennstoffen bekannt. In einer Erklärung heisst es, man wolle sich "von fossilen Brennstoffen wegbewegen", um "bis 2050 im Einklang mit der Wissenschaft Klimaneutralität zu erreichen".

CO2-Anteil in der Atmosphäre 2023 wieder stärker gestiegen

In den vergangenen 20 Jahren ist die CO2-Konzentration in der Atmosphäre um über elf Prozent gestiegen. Jedes Jahr kommt ein bisschen mehr hinzu. Nachdem der CO2-Ausstoss während der Pandemie zurückgegangen war, fiel der Anstieg 2023 laut der Weltwetterorganisation (WMO) wieder stärker aus: 2023 stieg der CO2-Anteil in der Atmosphäre um 2,3 ppm (parts per million). 2022 hatte der Anstieg 2,2 ppm betragen. Seit 2012 liegt der Wert jedes Jahr über 2 ppm. Der bisherige Rekord wurde 2015 mit über 3 ppm erreicht.

"Wir sind eindeutig nicht auf dem richtigen Weg, um die globale Erderwärmung deutlich unter zwei Grad und möglichst bei 1,5 Grad über vorindustriellem Niveau zu begrenzen", stellte die WMO-Generalsekretärin Celeste Saulo laut "Zeit.de" angesichts der Daten fest. Jeder weitere Anstieg an CO2 habe eine "reale Auswirkung auf unser Leben und unseren Planeten".

Das Treibhausgas CO2 ist massgeblich für den globalen Temperaturanstieg verantwortlich. Neben der Menge ist auch die Lebensdauer von CO2 ein Problem: CO2, das einmal in die Atmosphäre gelangt ist, verweilt dort sehr lange. Nach Angaben des Umweltbundesamts sind nach tausend Jahren noch zwischen 15 und 40 Prozent des Treibhausgases vorhanden.

Das Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu beschränken, wurde bei der Weltklimakonferenz 2015 in Paris festgelegt. Unter Expertinnen und Experten gilt dieser Wert aber als kaum noch erreichbar. Der Weltklimarat IPCC schätzt, dass die Grenze in den frühen 2030er-Jahren überschritten wird.

Bayern essen weniger Fleisch

Schweinshaxe, Weisswurst und halbes Hendl: Gerichte wie diese gehören zum kulinarischen Standard in jedem bayerischen Wirtshaus. Aus der neuen Ernährungsstudie "Was isst Bayern?" geht allerdings hervor, dass in Bayern davon immer weniger auf den Teller kommt.

Demzufolge essen die Menschen in Bayern heute rund 30 Prozent weniger Fleischwaren als bei der letzten Erhebung vor 20 Jahren. Bei Frauen sind es heute demnach 70 Gramm pro Tag, bei Männern 114 Gramm. Zugleich ist der Verzehr von Gemüse in diesem Zeitraum gestiegen: bei Frauen um 26 Prozent, bei Männern um zehn Prozent. Damit liegt der Fleischkonsum im Freistaat allerdings immer noch deutlich über der von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. empfohlenen Maximalmenge von 300 Gramm pro Woche.

Aus Klimasicht ist der Rückgang dennoch zu begrüssen: Tierische Lebensmittel – allen voran Fleisch – verursachen erheblich mehr Treibhausgas-Emissionen als pflanzliche Lebensmittel. Welchen Vorteil Fleischverzicht hat, verdeutlicht auch eine andere aktuelle Studie der New York University.

Demnach könnten durch einen Rückgang der globalen Fleischproduktion um nur 13 Prozent 125 Milliarden Tonnen CO2 aus der Atmosphäre gebunden werden – und damit mehr als die gesamten weltweiten CO2-Emissionen der vergangenen drei Jahre. Denn auf den frei werdenden Viehweiden könnten wieder Wälder entstehen, in deren Bäumen und Böden viel CO2 gebunden werden kann.

Verwendete Quellen

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