Neue Studien zeigen, wie sich Klimaschäden auf einzelne Unternehmen zurückführen lassen – und dass Temperaturumschwünge durch den Klimawandel an Häufigkeit und Intensität zunehmen. Ausserdem: Wie der Flughafen Spitzbergen durch die Erderwärmung bedroht wird und warum nachhaltiges Einkaufen im Supermarkt schwieriger ist, als es sein müsste. Das sind die aktuellen Klimanews.

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2024 war das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen – und die Auswirkungen der Klimakrise werden spürbarer: Extremwetterereignisse nehmen weltweit zu, ein Negativrekord jagt den nächsten.

Die globale Erwärmung zu bremsen und die Folgen beherrschbar zu halten, ist eine der zentralen Herausforderungen für die Menschheit. In dieser Serie halten wir Sie über die aktuellen Nachrichten und Entwicklungen rund ums Klima auf dem Laufenden.

Studie macht fünf Firmen für acht Billionen Euro Klima-Schäden verantwortlich

Wer einen Schaden verursacht, kann angeklagt werden – so funktioniert es in einem Rechtsstaat. Im Zusammenhang mit der Klimakrise allerdings ist es schwieriger, einzelne Hauptverursacher für lokale Klimaschäden zur Rechenschaft zu ziehen. Das könnte sich nun ändern: In einer neuen Studie haben Forschende vom Dartmouth College in New Hampshire ein Instrument vorgestellt, mit dem sich bestimmte Klimaschäden auf Treibhausgasemissionen einzelner Unternehmen zurückführen lassen.

Das Instrument vergleicht Klimamodelle mit öffentlich zugänglichen Emissionsdaten, um die aktuelle Situation einem Szenario ohne menschengemachte Treibhausgase gegenüberzustellen. Damit konnten die Forschenden berechnen, wie stark die Wirtschaft in verschiedenen Regionen durch extreme Hitze geschädigt wurde – und wie viele dieser Schäden direkt auf den Ausstoss von Treibhausgasen durch bestimmte fossile Brennstoffunternehmen zurückzuführen ist.

Das Ergebnis: Die Emissionen von nur 111 Unternehmen haben zwischen 1991 und 2020 weltwirtschaftliche Schäden von etwa 28 Billionen Dollar (24,6 Billionen Euro) verursacht. Neun Billionen Dollar (acht Billionen Euro) davon gehen der Studie zufolge allein auf das Konto von fünf Unternehmen mit den höchsten Emissionen: Chevron, ExxonMobil, Saudi Aramco, Gazprom und BP. Allein der Ölkonzern Chevron – das untersuchte Unternehmen mit den höchsten Emissionen – könnte demnach für bis zu 3,6 Billionen Dollar (3,1 Billionen Euro) an klimabedingten Schäden von 1991 bis 2020 verantwortlich sein.

Aus Sicht der Studienautoren könnte ihr Modell dabei helfen, die steigenden Klimakosten zumindest teilweise von den hauptverursachenden Unternehmen wieder einzufordern. Bislang werden die Kosten durch Klimaschäden in der Regel von der Allgemeinheit getragen.

Temperaturstürze werden durch Klimakrise häufiger und intensiver

In Griechenland gab es Anfang April einen Wintereinbruch: Über Nacht sackten die Temperaturen um teils über 20 Grad ab. Vielerorts fiel sogar Schnee. Solche raschen Temperaturumschwünge könnten laut einer neuen Studie durch die globale Erwärmung in Zukunft häufiger auftreten.

Eine chinesisch-amerikanische Forschergruppe analysierte Daten von 1961 bis 2023 und erstellte mithilfe eines Klimamodells Prognosen bis ins Jahr 2100. Demnach kam es seit 1961 in über 60 Prozent der Weltregionen häufiger und intensiver zu Temperatursprüngen. Besonders oft komme es zu Abstürzen von heiss zu kalt, wobei Westeuropa, Südamerika, Afrika sowie Süd- und Südostasien am stärksten davon betroffen sind.

Bei sehr hohen Treibhausgasemissionen rechnen die Forschenden für den Zeitraum von 2071 bis 2100 mit sieben- bis achtmal häufigeren Temperaturumschwüngen im Vergleich zu 1961 bis 1990. Diese könnten dann auch zwei bis drei Prozent schneller eintreten und gut sieben Prozent intensiver ausfallen. Das Modell zeigt aber auch: Durch gedrosselte oder kompensierte Emissionen könnten die Temperaturschwankungen begrenzt werden.

Für den Körper stellen Temperaturumschwünge eine grosse Herausforderungen dar. Laut einer Studie aus dem Jahr 2016 steigt das Schlaganfallrisiko bei einem Temperatursturz von zehn Grad um fast 38 Prozent. Auch bei Migräneanfällen fanden die Forschenden einen Zusammenhang mit Wetterumschwüngen. Doch nicht nur unsere Gesundheit, auch die Natur leidet unter Temperaturstürzen: Plötzliche Kälteeinbrüche schaden Pflanzen – was die Ernährungssicherheit in Zukunft gefährden könnte – und stellen Jungtiere aller Arten vor einen Überlebenskampf.

Flughafen auf Spitzbergen durch Klimawandel bedroht

In Longyearbyen auf Spitzbergen – rund 1.000 Kilometer vom Nordpol entfernt – liegt der nördlichste Linienflughafen der Welt. Die Landebahn ist auf Permafrost gebaut, einem dauerhaft gefrorenen Boden. Durch den Klimawandel ist die Infrastruktur des Flughafens nun jedoch bedroht – denn der Untergrund taut.

"Im Sommer müssen wir die Landebahn täglich kontrollieren – der Boden kann jederzeit absinken", sagte die Flughafenleiterin Ragnhild Kommisrud im Gespräch mit dem Nachrichtensender CNN. Das stellt nicht nur Nordpol-Reisende, die in den vergangenen Jahren immer zahlreicher wurden, vor ein Problem: Über den Flughafen werden die Menschen auf Spitzbergen auch mit Lebensmitteln und Medikamenten versorgt.

Auf dem Seeweg würde die Versorgung deutlich länger dauern. Von tauenden Permafrostböden sind aber nicht nur die Menschen auf Spitzbergen bedroht: Laut einer älteren Studie sind bis zu drei Millionen Menschen in arktischen Regionen von den Folgen dieser Entwicklung betroffen.

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Die zu Norwegen gehörende Inselgruppe Spitzbergen war selbst lange von Kohle abhängig. Erst 2023 wurde das Kohlekraftwerk in Longyearbyen abgeschaltet und durch ein Dieselkraftwerk ersetzt. Auch wenn Diesel nicht die klimafreundlichste Energiealternative ist, konnten die CO2-Emissionen dadurch doch fast halbiert werden. Noch im Jahr 2025 soll ein Biogaskraftwerk am Flughafen entstehen, das mit erneuerbaren Energien auf dem Festland produziert wird.

Studie: Nachhaltiger Einkauf im Supermarkt? Gar nicht so einfach

Verbraucherinnen und Verbraucher können ihren CO2-Fussabdruck sowie das Tierwohl in der Landwirtschaft durch ihre Kaufentscheidungen beeinflussen. Doch der Griff zu nachhaltigen Produkten ist in deutschen Supermärkten oft noch schwerer als nötig. Das zeigt die neue Studie "Superlist Umwelt Deutschland" des Thinktanks Questionmark.

Zwar gebe es erste Fortschritte – etwa bei Lidl, das als einziges Unternehmen den Anteil an pflanzlichem Protein im Vergleich zu tierischen Proteinquellen bis 2050 auf 60 Prozent steigern möchte. Insgesamt ergreifen die sechs grössten deutschen Supermarktketten Aldi Nord und Süd, Lidl, Kaufland, Edeka und Rewe beim Klimaschutz und bei einer tierfreundlicheren Ernährungsweise nach Ansicht des Thinktanks jedoch bislang zu wenige Massnahmen.

Würden tierische Produkte einen kleineren Teil der Werbung ausmachen und teurer als pflanzliche Produkte sein (was sie angesichts der Folgekosten für die Umwelt sein müssten), wäre es nach Ansicht der Studienautoren für viele Menschen einfacher, pflanzliche Alternativen zu wählen. Im Durchschnitt sind jedoch 92 Prozent der beworbenen Produkte in Prospekten weiterhin tierischen Ursprungs – und zwei Drittel der Fleischportionen im Sortiment deutlich grösser, als von der WHO empfohlen.

Vor allem drei Hebel könnten laut der Studie den nachhaltigen Einkauf erleichtern:

  • gleiche Preise für tierische Produkte und pflanzliche Alternativen (laut ProVeg sind pflanzliche Produkte im Schnitt 16 Prozent teurer)
  • eine prominentere Platzierung nachhaltiger Produkte in den Märkten
  • bessere Verbraucherinformationen

Die Studie macht deutlich, dass Supermärkte eine Mitverantwortung für Fortschritte beim Klima- und Tierschutz tragen. Das Fazit des Thinktanks: Die Verantwortung dafür, dass mehr nachhaltige Produkte gekauft werden, liegt nicht allein bei den Kundinnen und Kunden.

Verwendete Quellen