Deutschland muss Klima-Sofortprogramme vorlegen, die Erneuerbaren sind weltweit auf dem Vormarsch und eine neue Studie zeigt: Klimaschutz spart erheblich an Kosten. Warum es Grund zum Optimismus gibt. Eine Klima-Kolumne.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Elena Matera (RiffReporter) dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Was würden Sie sagen, wenn eine Konferenz zum Thema Nichtrauchen von dem bekannten Tabakkonzern Philip Morris International geleitet wird und als Merch gibt es eine Marlboro-Packung? Ja, die Vorstellung ist absurd. Doch so in etwa kann man sich die aktuelle Situation auf der Weltklimakonferenz COP28 in Dubai vorstellen.

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Seit Jahren mischt die fossile Industrie auf den Weltklimakonferenzen mit. Vergangenes Jahr waren mehr als 600 Lobbyisten für Öl, Gas und Kohle auf der COP27 in Ägypten dabei. Und auch die seit vergangenem Donnerstag stattfindende UN-Klimakonferenz in Dubai hatte von Anfang an einen fossilen Beigeschmack. Denn dieses Mal wird die Konferenz von Sultan Ahmed al-Dschaber geleitet, dem Chef des Ölkonzerns Abu Dhabi National Oil Company (Adnoc).

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Profite sichern auf Kosten des Klimaschutzes

Das Ziel der Lobbyisten aus der fossilen Industrie: Sie wollen die Geschäfte am Laufen halten, Profite sichern und das auf Kosten des Klimas. Bedeutet das jetzt: Bye-bye, Klimaschutz? Nein. Denn eines wird immer deutlicher: Klimaschutzmassnahmen zu blockieren, ist keine Option mehr – und viele Länder haben das eingesehen.

China baut die Erneuerbaren aus wie kein anderes Land der Welt, in Kenia werden bereits mehr als 90 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energieträgern produziert, weltweit entstehen immer mehr Schwammstädte. Klimaanpassungsmassnahmen und nachhaltige Mobilitätskonzepte werden umgesetzt. Die USA und China investieren in Zukunftstechnologien, Elektromobilität nimmt an Fahrt auf. Der Grund ist simpel: Fossile Energien werden allein aufgrund des CO2-Preises immer teurer.

Was ist eine Schwammstadt?

  • Schwammstädte (engl.: "Sponge-City") sind ein Stadtplanungskonzept, bei dem Regenwasser lokal aufgenommen und gespeichert wird, anstatt durch die Kanalisation abgeleitet zu werden. Die Städte nehmen quasi Wasser auf wie ein Schwamm.

Kohlekraftwerke ersetzen lohnt sich

Eine neue Studie zeigt: Bis 2030 könnten fast alle Kohlekraftwerke weltweit durch eine Kombination aus Fotovoltaik, Windkraft und Batteriespeicher ersetzt werden. Ein Umstieg lohnt auch in Deutschland. Laut der Studie könnten die untersuchten 58 Kohlekraftwerke in Deutschland ersetzt und damit erhebliche Gewinne erzielt werden. Nach 30 Jahren Laufzeit würde Deutschland bereits ein Plus von mehr als 550 Milliarden Euro machen. Das Geld könnte man wiederum in Klimaschutzmassnahmen, in die Pflege, in die Bildung oder in nachhaltige Mobilität investieren. Weltweit könnten durch den Ersatz der Kohlekraftwerke durch Erneuerbare pro Jahr gut zehn Gigatonnen CO2 eingespart werden.

Es wird mehr als deutlich: Wer jetzt nicht in Klimaschutz investiert, wird abgehängt. Und wer nicht für Klimaanpassung sorgt, muss mit hohen Kosten aufgrund der zunehmenden Klimaschäden rechnen. Dagegen können auch die fossilen Lobbyisten wenig argumentieren.

Verzögerungspolitik wird verurteilt

Ja, Klimaschutz setzt sich durch – und damit müssen nicht nur Öl-Lobbyisten klarkommen, sondern auch Politikerinnen und Politiker wie Verkehrsminister Volker Wissing (FDP), der in den vergangenen Monaten Klimaschutzmassnahmen im Verkehr gebremst hat, Stichwort: Tempolimit. Das muss sich nun ändern.

Vergangenen Donnerstag hat das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg die Klimaschutzpolitik der Bundesregierung als rechtswidrig verurteilt. Die Kläger waren die Deutsche Umwelthilfe und der Umweltverband BUND. Die Ampel-Koalition muss nun Sofortprogramme für mehr Klimaschutz in den Sektoren Verkehr und Gebäude vorlegen. Ein wegweisendes Urteil, das deutlich macht: Die Bundesregierung muss die einhalten.

Fest steht: "Die Ökonomie ist auf der Seite des Klimaschutzes", sagt auch Klimaforscher Felix Creutzig vom Climate Change Center. In einer neuen Studie hat eine Forschungsgruppe unter Creutzig herausgefunden, dass es mit dem voranschreitenden Ausbau der Erneuerbaren Energien und der Elektrifizierung zentraler Bereiche, wie Heizen und Verkehr, gelingen könnte, das Energiesystem bis 2050 CO2-neutral umzugestalten.

"Günstige erneuerbare Energien, Wärmepumpen und elektrische Zwei-, Drei- oder Vierrad-Fahrzeuge machen die globale Energiewende kosteneffizient."

Klimaforscher Felix Creutzig

Viele der bisherigen Klimastabilisierungsszenarien seien einseitig auf Kohle oder Speicherung von Kohlendioxid im Boden ausgerichtet. Die Ergebnisse der Studie würden zeigen, dass Solar- und Windenergie in der Realität durchweg die Annahmen der Modellierung übertreffen. Auch kleinere Technologien wie Batterien und Wärmepumpen würden sich gut entwickeln.

Eine Kombination aus energiesparenden Technologien und dem Ausbau von Fotovoltaik kann das Energiesystem bis 2050 kohlenstofffrei machen, und das zu geringen Kosten – die Strompreise dürften billiger sein als bei einem Festhalten an fossilen Brennstoffen. "Günstige erneuerbare Energien, Wärmepumpen und elektrische Zwei-, Drei- oder Vierrad-Fahrzeuge machen die globale Energiewende kosteneffizient", sagt Creutzig.

Dies würde eben bedeuten, dass einige Strategien zur CO2-Reduzierung sogar kostensparend und nicht kostspielig seien, wie es fossile Lobbyisten gerne behaupten. Es gibt Grund zum Optimismus, meint Creutzig. Ich stimme ihm zu.

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Verwendete Quellen

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