• 1977 empfing ein Teleskop in den USA ein mysteriöses Radiosignal.
  • Das "Wow!"-Signal wurde nur dieses eine Mal aufgezeichnet und wurde nie wieder gefunden.
  • Bis heute rätseln Wissenschaftler, woher der Ton stammt. Unter Verdacht standen von Anfang an Ausserirdische.

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Nur etwas länger als eine Minute lang ist das Radiosignal, das Astrophysiker und Hobbyastronomen seit mehr als 45 Jahren beschäftigt.

Ein Teleskop an der amerikanischen Ohio State University hatte plötzlich einen merkwürdigen Ausschlag registriert. Aber "Big Ear" (grosses Ohr), wie es auch genannt wurde, war nicht irgendein Teleskop. Es gehörte zu einem SETI-Projekt. "Search for Extraterrestrial Intelligence", abgekürzt SETI, ist die Suche nach extraterrestrischer Intelligenz.

Wissenschaftler auf der ganzen Welt versuchen bei SETI zum Beispiel, mögliche Funksignale aus dem All abzufangen. So wie Jerry R. Ehman: Der junge Astrophysiker arbeitete ehrenamtlich für das Projekt. Das starke Signal verzeichnete das Teleskop am 15. August 1977 um 23:16 Uhr. Ehman entdeckte die Anomalie erst ein paar Tage später, als er die Aufzeichnungen von "Big Ear" überprüfte.

Warum das "Wow"-Signal so besonders ist

Er war so verblüfft von den Ergebnissen, dass er eine Buchstaben- und Zahlenfolge auf dem Computer-Ausdruck einkreiste und "Wow!” daneben kritzelte. Seitdem heisst das berühmte Signal genauso: "Wow"-Signal. Die Zeichenfolge, die er markierte, lautete "6EQUJ5". Sie bezeichnete die Intensität der Radiowellen, und sie war stark. Der Ton auf 1.420 Megahertz war kein bekannter Ton. So etwas hatte das All bislang nicht erzeugt. Zwar werden immer mal wieder Radiowellen aus unbekannten Quellen empfangen, aber nicht in dieser Kürze und Intensität. Die Wissenschaft war elektrisiert.

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Der Radioastronom und Astrophysiker Heino Falcke erklärt warum: "Das Signal schien aus einer bestimmten Himmelsrichtung zu kommen und war nur 72 Sekunden zu empfangen, aber genau bei einer ganz bestimmten Frequenz." Der Professor an der Radboud-Universität in Nijmegen vergleicht den Effekt mit dem Pfiff eines Schiedsrichters: "In einem vollen, lauten Stadion würde man seine Stimme kaum wahrnehmen. Aber wenn er mit voller Kraft in eine Trillerpfeife bläst, dann hört man diesen einen Ton auch gegen das Gebrüll tausender Fans." Das Wow-Signal war so ähnlich, "als würde man einen Pfiff aus den Tiefen des Alls hören", sagt der Experte. Es war 30-mal lauter als das übliche Rauschen im Universum.

Darüber hinaus handelte es sich um einen ganz besonderen Ton: "Er entsprach der Frequenz des Wasserstoffatoms und müsste jeder technisierten Zivilisation bekannt sein", erläutert Falcke. "Man dachte damals, dass es sich als universelles Erkennungssignal für interstellare Kommunikation anböte." Seltsam ist auch, dass das ungewöhnliche Signal nie wieder empfangen wurde. Niemand konnte es seit der ersten Aufzeichnung ausfindig machen, es ist bis heute einzigartig.

Woher kommt das rätselhafte Signal?

Sehr wahrscheinlich stammt das Signal aus Richtung des Sternbilds Schütze, 300 Lichtjahre von der Erde entfernt. Aber wer oder was es ausgesendet hat, ist immer noch unklar. Es gibt viele Theorien rund um die ungewöhnlichen Radiowellen. Dazu gehören unter anderem diese:

  • Ausserirdische haben mithilfe der Radiowellen Kontakt aufgenommen oder untereinander kommuniziert. Merkwürdig wäre dann aber, dass das Signal keine Modulation enthielt, also keinen Inhalt.
  • Das Teleskop könnte Signale eines Pulsars aufgefangen haben. Das ist ein schnell rotierender Neutronenstern, der Strahlung aussendet.
  • Das Signal könnte von der Erde stammen und von Weltraumschrott oder anderen Objekten im All reflektiert worden sein.
  • Der Komet 266P/Christensen könnte den Weltraum-Ton abgegeben haben. Er war angeblich in der Nähe.
  • Es war nur ein Störsignal der Funktechnik.

Keine der Hypothesen konnte bewiesen werden, als widerlegt gilt nur die Kometen-Theorie. "Es könnte alles Mögliche gewesen sein", meint Heino Falcke. "Ich würde nicht ausschliessen, dass es letztlich doch ein Störsignal im System oder aus der Umgebung war. Unsere Radiodaten sind voller Störungen."

Warum der Ursprung nie aufgeklärt wurde – und ob vielleicht doch Aliens die Absender sind

Warum der Ursprung nie aufgeklärt werden konnte, ist eigentlich nicht so erstaunlich. Der Astrophysiker erklärt: "Es war die Anfangsphase der Radioastronomie. Alles, was wir haben, ist der verschlüsselte Ausdruck des Empfängers auf Papier. Das Signal wurde nie wieder gesehen, obwohl man danach gesucht hat. Die Richtungsempfindlichkeit der Antenne war nicht sehr gut. Wir haben einfach nicht genug Informationen."

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Könnten also vielleicht doch Ausserirdische hinter dem Wow!-Signal stecken? Falcke, der sich selbst für SETI-Projekt interessiert, sagt: "Heute gibt es riesige Suchprogramme, die mit ausgefeilten Computerprogrammen nach solchen Signalen suchen und unfasslich viel mehr Daten verarbeiten können." Dennoch hätten wir bis heute keine belastbaren Hinweise gefunden, dass jemand mit uns kommunizieren wolle. "Das heisst nicht, dass es keine ausserirdischen Zivilisationen gibt. Aber wenn es sie gäbe, ist scheinbar keine so verzweifelt, dass sie uns unbedingt kontaktieren möchte. Oder es hat uns noch keiner gefunden – was vielleicht auch für uns am sichersten ist. "

Über den Experten: Heino Falcke ist ein deutscher Radioastronom, Astrophysiker und Autor. Er ist als Professor an der Radboud-Universität Nijmegen sowie Gastwissenschaftler am Max-Planck-Institut für Radioastronomie. 2020 veröffentlichte er das populärwissenschaftliche Buch "Licht im Dunkeln: Schwarze Löcher, das Universum und wir".

Verwendete Quellen:

  • Gespräch mit dem Experten und seine Webseite
  • Sueddeutsche.de: "Das Wow!-Signal"
  • WDR.de: " Wow-Signal: Ausserirdische oder Computerfehler?"
  • ORF: "Nach 40 Jahren: "Wow!"-Signal entschlüsselt"
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