Wenn das Ende der Welt kommt oder ein Krieg ausbricht, ist die amerikanische Elite sicher: Unweit von Washington D.C. befindet sich ein streng abgeriegeltes Gelände namens Mount Weather – inklusive einem riesigen, geheimen Atombunker und dem Sitz einer Exilregierung auf Abruf. Offiziell existiert der unterirdische Megakomplex nicht, aber investigative Journalisten und Verschwörungstheoretiker sind von seiner Existenz überzeugt.

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175 Hektar gross ist das Gelände, umgeben von einem drei Meter hohen Maschendrahtzaun und Stacheldraht, beschützt von bewaffneten Wachleuten, abgeschieden im Wald: Mount Weather ist einer der geheimnisvollsten Orte der USA. Er hat keine eigene Postleitzahl und liegt knapp 100 Kilometer oder 20 Helikopter-Minuten westlich von Washington D.C. entfernt. Hier soll die amerikanische Elite Zuflucht finden, wenn der Weltuntergang bevorsteht.

Von oben sieht Mount Weather aus wie ein kleines Dorf mit Funktürmen, unverhältnismässig vielen Antennen, einer Abwasseraufbereitungsanlage und einem Hubschrauberlandeplatz. So viel ist auf Google Maps und offiziellen Fotos zu erkennen. Und doch handelt es sich hierbei um den sichersten Fleck der Vereinigten Staaten. Der tatsächliche geschützte Ort befindet sich allerdings unsichtbar unter dem Erdboden – angeblich.

Eine Kleinstadt im Atombunker

In rund 90 Metern Tiefe und auf einer Fläche von 56.000 Quadratmetern soll hier eine Spezialeinrichtung liegen: ein riesiger Atombunker. Aber das ist noch nicht alles. In der Tiefe existiert eine geheime und autarke Kleinstadt mit Transportwegen, mindestens 20 mehrstöckigen Gebäuden, einem Krankenhaus, Kantinen, riesigen Wassertanks, einer kleinen Sendeanstalt und sogar einem Krematorium. 200 Menschen könnten hier einen Monat lang überleben; Hütten und Kojen stehen allerdings für 2.000 Personen bereit.

Ob all das stimmt, ist nicht bekannt. Time Magazine, Discovery Channel und andere Medien haben diese Details zusammengetragen. Besichtigen kann man die unterirdische Stadt aber nicht, auch Fotos gibt es nicht.

Aber welche Funktion hat der gigantische Bunker? Wahrscheinlich befindet sich dort eine Kommandozentrale des US-Katastrophenschutzes FEMA ("Federal Emergency Management Agency"). Das behauptete der Autor Richard Pollock schon 1976 in seinem Artikel "The Mysterious Mountain". Er recherchierte investigativ, las zahlreiche nicht-öffentliche staatliche Dokumente und führte mehrere vertrauliche Interviews mit ehemaligen Mitarbeitern von Mount Weather.

Untergrund-Hauptstadt der USA

Woher das Geld für die Instandhaltung und Modernisierung der gigantischen Regierungseinrichtung kommt, wusste auch Pollock nicht. Jedes Jahr müssen dafür Millionen Dollar ausgegeben werden. Aber der Autor war sicher, den Zweck von Mount Weather zu kennen: Dort liegt die heimliche Untergrund-Hauptstadt der USA mit einer Exil-Regierung, die auf Abruf bereitsteht. Wenn ein Meteorit oder Atombomben aufs Land fallen oder ein Krieg ausbricht, sollen die USA von hier aus gelenkt werden.

Angeblich üben Soldaten in der Anlage ständig für den Notfall und bereiten sich vor. Gerüchten zufolge werden unter Erde zusätzlich massenhaft Daten von Bürgern, Firmen, Banken sowie Staats- und Regierungseinrichtungen gesammelt. Die geheime Regierung weiss so über alles Bescheid. Glaubt man Verschwörungstheoretikern, überwacht sie ausserdem ständig die politische Lage im Land und aktualisiert die sogenannte "Survivor's List". Nur wer auf dieser Liste steht, bekommt in der Krise Zutritt zum Bunker.

Dazu zählen ausschliesslich Menschen, die für das Überleben des Landes unverzichtbar sind – 6.500 Auserwählte waren es 1976 offenbar. Seltsamerweise sollen auch wertvolle Gemälde unbeschädigt durch eine Mega-Katastrophe kommen. Deswegen arbeitete die National Gallery of Arts in Washington 1981 einen Notfallplan aus. Er beschrieb, wie Kunstwerke per Hubschrauber nach Mount Weather geflogen werden.

Kein Wort über das Tabu

Offiziell gibt es in Mount Weather aber keine Bunker. Die Anlage ist demnach lediglich eine von mehreren Operations- und Trainingszentralen der FEMA. 2006 arbeiteten hier nach Angaben der Behörde 673 zivile Angestellte. Sie verweigern im allgemeinen die Aussage, wenn sie zum geheimnisvollen Ort im Wald befragt werden – genau wie Regierungsbeamte und die Einwohner in benachbarten Orten. Das Gelände ist komplett tabu und abgeriegelt.

1974 stürzte ausgerechnet über Mount Weather ein Flugzeug ab. Zum ersten Mal erfuhr die Öffentlichkeit vom mysteriösen Regierungskomplex. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums erklärte, es sei ihm nicht erlaubt, Angaben über den Zweck der Einrichtung zu machen. Und ein FEMA-Sprecher scherzte einmal: "Ich würde Ihnen liebend gern alles darüber erzählen, aber anschliessend müsste ich Sie umbringen."

Von der Wetterstation zum Versteck des Vizepräsidenten

Die Geheimnisse um den Bunker werden schon lange gut gehütet. Denn in Betrieb ist die Untergrundanlage angeblich bereits seit 1959. Der Bau soll eine Milliarde Dollar verschlungen haben. Die Gebäude an der Oberfläche wurden hingegen erst 1979 fertiggestellt. Seinen Namen hat das Gelände von seiner ursprünglichen Funktion: Mount Weather diente ab den 1890er Jahren als Wetterstation.
Die Einrichtung unter der Erde soll bereits in den 1960er-Jahren mehrfach in Anspruch genommen worden sein: während der Kubakrise, während des Attentats auf John F. Kennedy, während eines grossen Stromausfalls sowie während Antikriegsdemonstrationen. Auch am 11. September 2001 diente die Anlage als Zufluchtsort: Den Gerüchten zufolge flog Vizepräsident Dick Cheney nach den Terrorangriffen direkt nach Mount Weather. Immerhin waren sämtliche Strassen rundherum abgesperrt. Beweise dafür gibt es keine, wohl aber viele Spekulationen im Internet.

Weil alle schweigen und die Fakten fehlen, entstehen die wildesten Gerüchte rund um den mysteriösen Geheimbunker. Eine Café-Besitzerin im Nachbarort erzählte in einem Online-Video, dass sich filmreif eine Bergkuppe öffnet, wenn ein Helikopter angeflogen kommt. Andere glauben, dass es einen unterirdischen Geheimgang vom Weissen Haus bis zum Mount Weather gibt. Der wäre allerdings mit über 100 Kilometern ganz schön lang.

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