3.000 Steinhäuser, Tausende von Jahren alt, deren Zweck bis heute niemand kennt: Die von zahlreichen Legenden umrankten Dolmen im Kaukasus bereiten Archäologen Kopfzerbrechen.

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Mehr als 3.000 uralte Megalithbauten stehen in der unwirtlichen Bergregion im Westen des Kaukasus. Sie bestehen jeweils aus vier grossen, aufrecht stehenden Steinen mit einer Deckplatte darüber. Erstaunlich ist aber nicht nur, dass es so viele sind.

Alle Bauwerke sind präzise zusammengebaut, die Steine sind glatt und passen genau zueinander. Manche wurden sogar im 90-Grad-Winkel geformt, um eine Ecke zu bilden. Viele Steine stehen so eng nebeneinander und sind so genau verarbeitet, dass nicht einmal eine Messerklinge dazwischenpasst.

Die Bauten sind sehr regelmässig angeordnet und sehen aus wie kleine Häuser. Und alle haben auf der Vorderseite eine Öffnung, meist eine kreisrunde. Ein genau angepasster Stöpsel dient als Verschluss. Die einzelnen Blöcke wiegen im Schnitt zwischen 15 und 30 Tonnen.

Aber nirgendwo in der Umgebung gibt es Steinbrüche. Und in dem Hochgebirge zwischen dem Schwarzen und dem Kaspischen Meer auf dem heutigen Gebiet von Russland, Georgien, Armenien und Aserbaidschan lebten auch nie viele Menschen.

Alle Häuser sind von steinernen Mauern umgeben. Innerhalb der Anlagen fand man Keramik aus der Bronze- und der Eisenzeit, aber auch menschliche Überreste, Werkzeuge sowie Silber- und Goldschmuck.

Wissenschaftler rätseln über die Dolmen

Dolmen werden diese Bauten genannt. Das Wort stammt aus dem Kornischen (eine keltische Sprache) und bedeutet Steintisch. Die kaukasischen Dolmen stellen Wissenschaftler bis heute vor ein Rätsel: Wie konnten sie in solcher Perfektion errichtet werden - und zu welchem Zweck?

Wie transportierten die Menschen die gewaltigen Blöcke über lange Strecken? Sicher ist: Sie sind Tausende von Jahren alt. Doch die damaligen Menschen kannten keine ausgefeilten Werkzeuge. Zur Arbeit auf den Äckern nutzten sie primitive Hacken, Eisen war noch unbekannt.

Entdeckt wurden die ersten Dolmen in der Region 1818 in der Nähe der Küstenstadt Gelendschik. Dort stehen allein über 100 der Steinhäuser. Nach und nach wurden immer neue gefunden – auch heute noch.

Aus welcher Zeit die Dolmen stammen, weiss bis heute niemand so genau. Archäologen datieren ihr Alter auf 4.000 bis 6.000 Jahre. Allerdings ist das nur eine grobe Schätzung. Denn die Forscher orientieren sich an den Artefakten aus dem Umkreis. Deren Alter kann zwar ungefähr bestimmt werden – aber was, wenn sie erst lange nach Entstehung der Bauten in der Gegend abgelegt wurden? Deshalb glauben andere Experten, dass die Häuser schon vor 10.000 bis 25.000 Jahren errichtet worden sein könnten.

Die kaukasischen Dolmen sind einzigartig

Solche aufrecht stehenden Steine und Bauten finden sich in vielen Teilen der Welt, unter anderem in Frankreich, Tunesien, Indien, England, Irland und Spanien. Aber die Steinhäuser im Kaukasus besitzen einige einzigartige Elemente: Sie sind viel präziser gearbeitet, nicht von Erdhügeln umgeben und vorne geschlossen.

Archäologen gehen davon aus, dass Dolmen oft als Grabstätten genutzt wurden, auch die im Kaukasus. Allerdings handelt es sich dabei ebenfalls nur um Mutmassungen, Beweise gibt es nicht. Die Öffnung auf der Vorderseite war dann wahrscheinlich ein "Seelenloch": Durch dieses konnten die Seelen der Verstorbenen ins Grab hinein- und wieder herausfahren. Vielleicht fanden in den Dolmen aber zugleich auch rituelle und religiöse Zeremonien statt, spekulieren manche Forscher.

Ausserirdische, Riesen oder Sonnendiener als Baumeister?

Weil es fast keine wissenschaftlich beweisbaren Fakten rund um die mysteriösen Dolmen gibt, ranken sich viele Legenden um sie. Esoteriker gehen beispielsweise davon aus, dass die Häuser an Kraftorten mit starken Energiefeldern errichtet wurden. Diese Kräfte können demnach sogar Krankheiten heilen und verborgene Kräfte in jedem Menschen wecken. Die Dolmen sind das Ziel von Pilgern, die dort mit übernatürlichen Kräften in Kontakt treten wollen.

Prä-Astronautiker sind zudem sicher: Ausserirdische halfen dabei, die mysteriösen Bauten aufzustellen.

Die Einheimischen haben eine ganz andere Theorie. Sie erzählen sich eine Sage von Zwergen und Riesen, die einst in friedlicher Gemeinschaft in der Gegend lebten. Die Zwerge waren so winzig, dass sie sogar auf Hasen reiten konnten. Die Riesen errichteten die Dolmen als Wohnhäuser für ihre kleinen Freunde.

Doch die hatten keine Lust, sich für die Hilfe zu revanchieren und verabreichten den Riesen stattdessen bewusstseinsverändernde Kräuter. Die Drogen verwirrten die Giganten so sehr, dass sie den Verstand verloren. Sie rotteten daraufhin nicht nur die Zwerge aus, sondern auch ihre eigene Art. Zurückgeblieben sind nur die Dolmen.

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