Im Zweiten Weltkrieg verschwand in den USA angeblich ein ganzes Schiff mitsamt der Besatzung. Aber wohin – und warum eigentlich? Sogar Wissenschaftler wie Albert Einstein und Nikola Tesla sollen den Test der U.S. Navy begleitet haben. Das "Philadelphia-Experiment" ist eine Legende, für die es sogar einen Augenzeugen gegeben haben soll.
Ein grünes Leuchten im dichten Nebel und ein heller Blitz – plötzlich war der Zerstörer "USS Eldridge" verschwunden. Was blieb, waren seine Spuren im Wasser und ein fassungsloser Augenzeuge. Der 18-jährige Matrose Carl Meredith Allen befand sich auf einem anderen Schiff und glaubte nicht, was er gesehen hatte. 15 Minuten später war er noch verblüffter: Da erschien ein weiterer Blitz am Himmel – und das 93 Meter lange und 11,23 Meter breite Schiff war wieder da.
Ende Oktober 1943 soll diese unglaubliche Geschichte in Philadelphia passiert sein. Aber sie war noch mysteriöser: Denn zeitgleich soll die "USS Eldridge" im Marinestützpunkt in Norfolk gesehen worden sein – 370 Kilometer entfernt. Wie konnte das sein? War es irgendwie gelungen, das Schiff zu teleportieren? Aber von wem – und warum?
Der Legende nach sollen nur 21 der 181 Besatzungsmitglieder den seltsamen Vorfall überlebt haben. Enorme Energien wurden freigesetzt, wodurch viele Männer verbrannt und dann mit dem Schiffsstahl verschmolzen seien, heisst es. Die Überlebenden sollen schwere psychische Schäden erlitten haben. Wenn sie nicht an ihren schrecklichen Leiden starben, haben sie sich den Gerüchten zufolge einfach in Luft aufgelöst.
Die Armee testete angeblich "Tarnkappen-Technik"
Der Augenzeuge Carl Allen überlebte – und machte das merkwürdige Geschehen öffentlich. Später wurde es als "Philadelphia-Experiment" bekannt. Allen behielt seine Geschichte allerdings zuerst einmal für sich. Erst 1955, zwölf Jahre nach dem angeblichen Vorfall, wandte er sich an den Astrophysiker und umstrittenen Ufo-Forscher Morris K. Jessup. Der war überzeugt, dass Ausserirdische auf der Erde aktiv waren und den Menschen Zukunftstechnik beibrachten. Das erklärte er anhand einer von
In weiteren Nachrichten schilderte Allen dann, was und wer seiner Meinung nach hinter dem Philadelphia-Experiment steckte: die U.S. Navy. Bei dem Test haben sie zum ersten Mal die "Tarnkappen-Technik" ausprobieren wollen. Damit sollten riesige Objekte unsichtbar gemacht werden. Die Armee forschte in diesem Bereich, weil sie im Zweiten Weltkrieg Schiffe gegen deutsche Torpedos schützen wollte, die mit Magnetzündern ausgerüstet waren. Diese Meinung vertrat Allen. Die "USS Eldridge" sei dafür in Philadelphia mit riesigen Generatoren ausgestattet worden. Diese sollten für ein starkes magnetisches Kraftfeld und schliesslich für die Unsichtbarkeit des Schiffs sorgen.
Es ist tatsächlich wahr, dass das amerikanische Militär nach einer Waffe gegen Magnetzünder suchte. Laut Allen steckten hinter den Forschungen zwei Genies: Der in Jessups Buch genannte Einstein sowie Nikola Tesla. Während ihrer Versuchsanordnungen seien sie zufällig auf die Möglichkeit zur Teleportation gestossen. Allerdings sei anschliessend das geheime Experiment schiefgelaufen.
Der rätselhafte Tod des Ufologen
In seinem letzten Interview vor seinem Tod 1994 erklärte der Augenzeuge Carl Allen kryptisch: "Es gibt Dinge über das Philadelphia-Experiment, die ich nie sagen werde und mit ins Grab nehme. Die Regierung schützt mich sehr gut." Rätselhaft war aber auch der Tod des Ufologen Jessup: 1959 soll er Selbstmord begangen haben. Laut Polizeibericht sei dieser allerdings ungewöhnlich professionell vorbereitet gewesen.
Einen Tag zuvor soll Jessup seine Unterlagen zum Philadelphia-Experiment zudem einem Kollegen mit folgenden Worten übergeben haben: "Für den Fall, dass mir etwas passiert. Ich habe inzwischen bahnbrechende Erkenntnisse über das Philadelphia-Experiment." Sich nach derartigen Entdeckungen das Leben zu nehmen, ist seltsam.
Fakten, die gegen das Experiment sprechen
Geheime Versuche mit hochrangigen Forschern, die nie öffentlich gemacht wurden: Das klingt nach einem gefundenen Fressen für Verschwörungstheoretiker.
Aber gegen die Theorie des angeblichen Augenzeugen sprechen einige Fakten. Zum Beispiel ist Tesla bereits im Januar 1943 verstorben. Er kann zumindest am Ende des Experiments nicht mehr teilgenommen haben. Und der Pazifist Einstein war auch nie direkt in militärische Projekte involviert.
Warum gab es ausserdem für ein so spektakuläres Grossereignis keine weiteren Zeugen, warum meldete sich nie ein direkt Beteiligter zu Wort? Auch Allen selbst war sich offenbar nicht sicher: Mehrmals widerrief er seine Aussagen. Womöglich war auch Jessups Tod nicht so merkwürdig, wie es zunächst klingt: Seine Scheidung, berufliche Misserfolge und ein quälend langsamer Heilprozess nach einem Autounfall könnten ebenso Auslöser für eine solche Verzweiflungstat gewesen sein.
Was die U.S. Navy zu der Legende sagt
Der U.S. Navy waren die Behauptungen des Carl Allen nach offiziellen Angaben jedenfalls ein Rätsel. Sie bezeichnete den Matrosen als Lügner, der mit seinen phantasievollen Geschichten nur habe Geld verdienen wollen. Die von ihm angesprochenen Generatoren hätten auf dem Schiff gar keinen Platz gehabt, hiess es. Auch Spuren eines derart fatalen Unglücks habe man auf der Eldridge nicht gefunden. Das Schiff war immerhin bis 1951 im Einsatz, bevor es der griechischen Marine überlassen wurde.
Die Navy behauptete: Das Philadelphia-Experiment hat es nie gegeben, es ist frei erfunden. Als Beweis veröffentlichte das "Naval Historical Center" die Logbücher der "USS Eldridge". Daraus ging hervor, dass das Schiff zum genannten Datum nicht in Philadelphia gewesen war. Übrigens soll nicht mal Carl Allen selbst zu dem Zeitpunkt vor Ort, sondern auf hoher See gewesen sein.
Wahnvorstellungen oder verschleierte Teleportation?
Hatte der junge Matrose womöglich Wahnvorstellungen? Kameraden bezeichneten ihn als verwirrt, aber intelligent. Verschwörungstheoretiker allerdings glauben seit vielen Jahren an seine Geschichte. Sie sind davon überzeugt, dass die amerikanische Regierung versuchte, eine neu entdeckte Technologie geheim zu halten. Es stört sie nicht, dass alle angeblichen Indizien dafür widerlegt werden konnten.
Dabei liefert die Physik das wichtigste Argument gegen die Thesen des Matrosen und das Philadelphia-Experiment. Bis heute ist es Wissenschaftlern nicht gelungen, Gegenstände von einem Ort an einen anderen zu teleportieren – erst recht keine riesigen Kampfschiffe.
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