- Jahr für Jahr sehen Hellseher Weltuntergänge, Katastrophen-Szenarien, Liebesglück und Beziehungsschmerz vorher.
- In den meisten Fällen liegen sie damit - zum Glück - daneben.
- Auch 2020 hatten die Wahrsager laut einer aktuellen Analyse keine sehr grosse Trefferquote.
US-Präsident
"Hätten Vertreter dieser Zunft Anfang des Jahres in ihren Prognosen Stichworte wie Lockdown oder Maskenpflicht erwähnt, man hätte sie zwar anfangs belächelt, aber bereits im Frühjahr hätten sie stolz auf ihre Prognosetreffer verweisen können", heisst es bei der GWUP. Wie in jedem Jahr hätten sich Wahrsager, Astrologen und Hellseher auf ganzer Linie blamiert.
Vorwurf: Hellseher deuten vage Vorhersagen um - Kritik vom Astrologen-Verband
Dem Mainzer Mathematiker Michael Kunkel zufolge versuchten einige Protagonisten der Szene, ihre Deutungen als Hinweis auf Corona auszulegen. So sei im Januar von einer Wahrsagerin ein "schlimmes Ereignis" prognostiziert worden. "Wenn man einen Prognosetreffer nachträglich wortreich erklären muss, dann kann die Prognose nicht toll gewesen sein."
Eine Kritik, die der Deutsche Astrologen-Verband in Heidelberg so nicht gelten lassen will. Es sei ein "Jahr der Extreme" mit "extremen Massnahmen und Einschränkungen" vorhergesagt worden, sagt der Vorsitzende Klemens Ludwig. Auf die Pandemie sei gleichsam nicht explizit eingegangen worden. "Pluto stand in extremer Verbindung mit anderen Planeten", sagt Ludwig. "Was wir am Himmel sehen, sehen ja alle, sie ziehen nur keine Schlüsse daraus." Pluto habe ganz eng mit Saturn, Jupiter und Mars zusammengestanden. "Das bedeutet nicht unbedingt viel Gutes."
Den globalen Höhepunkt der Pandemie sieht Ludwig mit dem vergangenen November überschritten. "Die Dramatik wie dieses Jahr wird es im kommenden nicht geben. Wir können optimistischer in das nächste Jahr blicken." Ganz massiv würden 2021 Konflikte zwischen Altem und Neuem sein. "Das Thema ist, wo macht Neues Sinn und woran soll man festhalten", sagte er mit Blick zum Beispiel auf Homeoffice und digitalen Unterricht an Schulen.
Mathematikern sind skurrile Vorhersagen lieber - es gebe mehr Unterhaltungswert
Dem Mathematiker Kunkel gefallen indes die skurrilen Prognosen besser, weil sie unterhaltsamer sind. So erschien der Riesenaffe wie im vergangenen auch in diesem Jahr nicht. Weder der Banküberfall eines Roboters noch die zickigen Pinguine in einer Stadt bewahrheiteten sich bislang. Im Boulevard gab es wieder zahlreiche Prognosen über Liebe, Gesundheit, Karriere und royalen Nachwuchs.
Der GWUP zufolge wurden 2020 weit über 100 prognostische Texte aus Büchern, astrologischen Almanachen, Websites, Videos, Blogs oder der Presse ausgewertet. Viel-Vorhersager stellten teils Hunderte Prognosen ins Netz. Bei der Auswertung werden die Prognosen - soweit möglich - wörtlich genommen und es wird berücksichtigt, wie wahrscheinlich ein Eintreffen ist. "Eine echte Vorhersage sollte klar formuliert sein, sollte also enthalten, was wann und wo passieren soll." Dies sei eher selten.
Weltuntergang nach Trumps Wahlsieg bleibt aus - wie Trumps Wahlsieg selbst
"Dass Trump das Ergebnis der Wahl in vielen Bundesstaaten vor Gericht anfechten würde, hat meines Wissens niemand prophezeit", sagt Kunkel. Dagegen blieb der Weltuntergang nach einem Wahlsieg Trumps ebenso aus wie der Sieg selbst. Und entgegen anderer Vorhersagen trat Joe Biden tatsächlich an.
Astrologe Ludwig kündigte im Vorfeld der November-Wahl eine Schlammschlacht an. Im September prognostizierte der Astrologe, dass das demokratische Team gewinnen wird. Anschliessend werde es "unglaublich schmutzig" und es werde nicht schnell zu einem Ende kommen, sagt er in einem Beitrag bei YouTube. "Am Ende ist Trump dann doch eben selber auch am Ende."
Kunkel hat auch ein lobendes Wort über Ludwig. Bei allen Falschvorhersagen anderer hat dieser für 2020 einen Treffer. Ludwig sah ein Abrutschen des DAX unter die Marke von 8.500 Punkten voraus. Kunkel: "Auch wenn es nur an wenigen Tagen war und es in der astrologischen Analyse um langfristige Tendenzen ging - der DAX war unter 8.500 Punkten und die Prognose damit richtig." In der Corona-Pandemie fiel der Aktienindex im März auf 8.441,71 Punkte. (Oliver Pietschmann/dpa/mgb)
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