Was haben das Rote Meer, die Dominikanische Republik und die Küste Thailands gemeinsam? Die Antwort: Jede Menge Plastikmüll. Immer mehr Strände zeugen von einer der grössten ökologischen Katastrophen in der Geschichte der Menschheit, der Vermüllung der Ozeane durch Plastik.

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Ein Vergleich beschreibt das Ausmass wohl am besten: Bis zum Jahr 2025 sollen auf drei Tonnen Fisch eine Tonne Plastik kommen. 2050 gibt es mehr Plastik als Fisch in den Weltmeeren – vorausgesetzt der Mensch ändert nichts an seinen Gewohnheiten.

Das Thema hat schon eine solche Brisanz angenommen, dass sogar die Politik-Elite beim G20-Gipfel in Hamburg diesen Punkt aufgegriffen hat.

"Zusammen mit der Erwärmung und der Versauerung der Ozeane ist das ein gravierendes Problem für unseren Planeten", sagt Meeresbiologe Markus Lenz vom GEOMAR-Institut für Ozeanforschung in Kiel im Interview mit unserer Redaktion.

Die Gier nach Kunststoff

Fast jeder Mensch kommt jeden Tag mit Plastik in Kontakt. Doch das war nicht immer so. Im Jahr 1960 betrug die weltweite Produktion noch 15 Millionen Tonnen, 2015 waren es 311 Millionen Tonnen. Kunststoffe sind billig und praktisch.

Diese Zahlen hat die "The New Plastics Economy"-Studie 2016 veröffentlicht. Doch die Auftraggeber dieser Arbeit sind nicht etwa Umweltorganisationen, sondern das Weltwirtschaftsforum.

Die Motivation dahinter ist ganz ökonomischer Natur. Ändert der Mensch nichts an seinem Umgang mit Plastik-Müll, werden die entstehenden Kosten durch die Verschmutzung der Meere bald den Profit einer immer so billig gewesenen Plastikproduktion übersteigen. Schon jetzt sind das pro Jahr 40 Milliarden US-Dollar.

Experten der Studie schätzen, dass sich im Moment mehr als 150 Millionen Tonnen Plastik im Ozean befinden. Jede Sekunde kommt ein prall gefüllter Müllwagen dazu.

Was ist an dem Plastik so schlimm?

Deutschland wäre zweimal komplett zugemüllt - von Flensburg bis Garmisch. Gleich zwei grosse Ansammlungen an Plastik mit dieser Fläche treiben alleine im Pazifik - eine vor der Küste der USA, die andere vor Japan. Diese gigantischen Ausmasse zeigen, wie viel Fläche betroffen ist.

Zahlreiche Meeressäuger, Fische und Seevögel halten den Müll für Nahrung oder verfangen sich im Müllwust und verenden dann.

Umso schockierender ist, dass nur ein Prozent des Plastikmülls an der Meeresoberfläche treibt. 95 Prozent liegt auf dem Meeresgrund. Die Auswirkungen auf das Öko-System sind unbekannt.

Die Meeresströmungen verteilen und zersetzen die Kunststoffe, bis es zu Mikro-Plastik wird.

"Plastik wird in der Natur nicht abgebaut, sondern es fragmentiert. Es zerbröselt. Durch Einwirkungen von Licht, Temperatur und Abrieb wird es unglaublich klein.", sagt der Meeresbiologe Markus Lenz.

"Das Material wird sogar so klein, wir sind hier im tausendstel Millimeter-Bereich, dass es im Zellbereich wirken kann. Das kann Entzündungen und Geschwüre auslösen."

Fische und Meeresvögel fressen unfreiwillig Mikro-Plastik. Der Mensch isst die Fische. Wie viel dieser Schadstoffe bereits auf den Menschen übergegangen sind, wird momentan noch untersucht. Ein Einfluss gilt als wahrscheinlich.

Schon jetzt – so schätzten Experten – haben 90 Prozent aller Seevögel Plastik-Fragmente im Organismus. Bei Fischen konnte man das Plastik bisher in den Mägen nachweisen, allerdings noch nicht im Muskelgewebe.

Schwimmbarrieren als Müllsiebe

Verschiedene Projekte arbeiten daran, den Müll aus den Meeren zu entfernen. Das sind zum Beispiel riesige Schwimmbarrieren, wie bei "The Ocen Cleanup". Bis zu 100 Kilometer lange gekrümmte Schläuche sammeln den Müll auf.

Im Gegensatz zu Netzen verfangen sich keine Lebewesen in den Barrieren. Das Projekt stammt von Boyan Slat. Der 22-jähriger Holländer startete mit einer Crowdfunding Kampagne. Mittlerweile sind über zwei Millionen Dollar gesammelt.

Weniger Konsum, mehr Recycling

Meeresbiologe Markus Lenz sieht das allerdings kritisch: "Wir dürfen es erst gar nicht so weit kommen lassen, den Müll ins Meer kommen zu lassen. Der Ansatz ist zwar gut gemeint, aber behandelt nur die Symptome und nicht das Problem."

Die Studie der „The New Plastics Economy“ sieht das ganz ähnlich. Zentral ist es die Effektivität des Recycelns zu verbessern und am besten keinen neuen Abfall mehr zu produzieren.

Aktuell werden nur 14 Prozent des weltweiten Plastik wiederverwertet, und davon nur fünf Prozent nachhaltig wieder aufbereitet.

Die Aussichten, dass die reichen Länder das umsetzten können, sind recht hoch. Die Technik gibt es schon seit Jahrzehnten. Das Problem ist jedoch: Es sind vor allem asiatische Länder, die die Hauptverschmutzer der Ozeane sind.

"Ich bin trotzdem optimistisch, dass die Plastik-Vermüllung in den Griff zu bekommen ist", sagt Meeresbiologe Lenz, "keiner mag Plastik-Müll. Im Gegensatz zur Überfischung und Fangquoten können das Nationen konfliktfrei lösen. Mit einer verbesserten Müll-Infrastruktur kann man Arbeitsplätze schaffen. Das sorgt sogar für Wachstum"

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