Beiss-Alarm im bayerischen Allgäu: Alligator-Schildkröte "Lotti" hat einem Jungen die Achillessehne durchgebissen. Seitdem läuft die Suche nach dem aggressiven Tier auf Hochtouren. Das Panzertier im Badesee von Irsee zählt zu einer der grössten und gefährlichsten Schildkrötenarten.

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Anwohner, Tierschützer und Presse sind wegen der Schildkröte an dem bayerischen Badesee von Irsee besorgt. Die Schildkröte, die vergangenen Montag einem kleinen Jungen in den Fuss gebissen hatte, zählt zur Familie der Alligator-Schildkröten, deren Mitglieder sehr gross und aggressiv sind. Bisher konnte allerdings noch nicht festgestellt werden, um welche Art es sich handelt: Schnapp- oder Geierschildkröte.

Schnappschildkröten stammen eigentlich aus Amerika. Sie sind von Kanada bis Ecuador verbreitet. Der natürliche Lebensraum der Geierschildkröten beschränkt sich auf den Mississippi und seine Zuflüsse.

Der Ruf der Alligator-Schildkröten, besonders aggressiv zu sein, wird durch ihre äussere Erscheinung bestärkt. Sie haben einen kräftigen Rückenpanzer und sehen durch die Hörner an ihrem Körper ein wenig wie kleiner Saurier aus. Schnappschildkröten können bis zu 45 Zentimeter gross und 30 Kilogramm schwer werden. Geierschildkröten erreichen bis zu 70 Zentimeter Panzerlänge und ein Maximalgewicht von 100 Kilogramm.

Auf der Suche nach der bissigen Alligator-Schildkröte "Lotti" ist das Wasser im Badesee in Irsee abgelassen worden. Die Vermutung liegt nahe, dass sich das Tier im Schlamm vergraben hat. Alligator-Schildkröten leben bevorzugt im sumpfigen Untergrund. Von dort aus jagen sie nach Fröschen und Fischen, indem sie sich im Sumpf einbuddeln und ihr Maul weit geöffnet halten. Den perfekten Köder für Fische bietet dabei ihre Zungenspitze, die aussieht wie ein Regenwurm. Sobald ein Fisch auf den Trick hereinfällt, schnappt die Schildkröte zu.

Hunderte von Schildkröten werden jährlich ausgesetzt

Besonders die Geierschildkröte ist aufgrund ihrer Grösse und ihrem Hang zu aggressivem Verhalten nicht dafür geeignet, dass sie Privatpersonen halten. Anscheinend sind sich darüber viele Tierhalter im Vorfeld nicht klar. Tierschützer stehen jedes Jahr vor dem gleichen Problem: Wohin mit den ausgesetzten Tieren? Deutschlandweit landen, vor allem in der Sommerferienzeit, rund 70.000 ausgesetzte Tiere in Tierheimen, darunter hunderte von Schildkröten. Wie viele Reptilien insgesamt in deutschen Gewässern ausgesetzt werden, ist nicht bekannt. Zwar sind Schildkröten Allesfresser, dennoch ist eine Aussetzung eine erhebliche Belastung für die Tiere. Unter günstigen Umständen können sie mehrere Winter überleben.

Gefahr für den Menschen

Bereits der Biss einer vermeintlich harmlosen kleinen Schildkrötenart kann für den Mensch äusserst schmerzhaft sein. Alle Schildkröten haben einen richtig scharfen Beissapparat. Vor allem bei grösseren Exemplaren wird es gefährlich: Eine Alligator-Schildkröte kann im Extremfall einem Menschen den Finger oder Zeh abbeissen.

Den Spitznamen der Alligator-Schildkröte von Irsee haben sich die Bewohner selbst ausgedacht. Obwohl "Lotti" etwas zu niedlich klingt für die Schnapp- oder Geierschildkröte aus Irsee, haben die Sucher jetzt wenigstens einen Namen, den sie beim Suchen rufen können. Der Tieraussetzer wird ebenfalls gesucht. Mittlerweile wurde Anzeige gegen Unbekannt erstattet, denn Einfuhr, Verkauf und Nachzucht von Alligator-Schildkröten sind in Deutschland seit 1999 verboten.

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