- Vor über einem Jahr hat eine Elefantenherde ihr Reservat verlassen und streift seitdem durch China.
- Nun könnte sich die Wanderschaft der Dickhäuter langsam dem Ende neigen.
- Wissenschaftler versuchen, die Tiere zurück in ihr Reservat zu lenken.
Die wandernden Elefanten sind die Stars in Chinas sozialen Medien. Die "wahnsinnig süssen" Tiere werden auf ihrer bereits mehr als einjährigen Reise auf Schritt und Tritt verfolgt. Drohnen liefern beeindruckende Bilder der Dickhäuter, wie sie hintereinander friedlich die Landstrasse entlangstampfen oder sie mit ihren jungen Kälbern aneinander gekuschelt, aufgereiht zwischen Bäumen am Boden liegen und friedlich schlafen.
Doch nicht immer sind sie nur niedlich. Auf ihrer Wanderschaft haben sie Felder verwüstet, Ernten geplündert, sind über Strassen durch Dörfer und Städte gezogen. Einige Hundert Zwischenfälle wurden gezählt. Die grossen Tiere, die aggressiv werden können, wenn sie sich bedroht fühlen, werden gelegentlich als gestresst beschrieben. Kein Wunder, wenn sich regelmässig Schaulustige um sie versammeln. Auch Flugkörper mit Kameras kreisen über ihren Köpfen.
Herde wird zurück in Richtung Reservat gelenkt
Bald könnte der ganze Rummel für die Tiere endlich ein Ende haben. So berichtet Professor Chen Mingyong, dass ein wichtiger Erfolg verzeichnet wurde, um die "Harmonie zwischen Elefanten und Menschen" wieder herzustellen. Tausende Helfer waren in den vergangenen Wochen damit beschäftigt, die Tiere Richtung Süden in ihr altes Reservats Xishuangbanna zu locken.
Mit Lastwagen wurden Strassen abgesperrt und Nahrung ausgelegt, um die 14 Elefanten zu leiten. Auch Elektrozäune und künstlich angelegte Strassen halfen dabei, die Herde zu lenken.
Als besonders schwierig erwies es sich, die Tiere zurück über den Yuanliang-Fluss zu leiten. Der Hinweg war für die Herde kein Problem, denn damals herrschte Trockenheit. Doch nun während der Regenzeit sei die Strömung teilweise selbst für die Elefanten zu stark, weshalb die Helfer einen anderen Weg wählten und die Tiere am vergangenen Sonntag erfolgreich über eine alte Betonbrücke führten. Auf der anderen Seite des Flusses herrschen bessere Bedingungen für die Tiere.
Die Route sei "wissenschaftlich geplant" gewesen, berichtet Yang Yingyong, ein Mitglied des Elefanten-Notfallkomitees, stolz von dem Erfolg. Nun soll alles dafür getan werden, dass die Tiere auch die letzten 200 bis 300 Kilometer in ihre alte Heimat ungestört zurücklegen können.
Gründe für Elefanten-Wanderung unklar
Doch ob sie dort auch bleiben werden, ist fraglich. Zwar ist unklar, warum sich die Herde überhaupt auf ihre mehr als 1.300 Kilometer lange Wanderschaft begeben hat. Doch wie so oft spricht vieles dafür, dass der Mensch schuld ist. So sei das Naturreservat in Xishuangbanna um 40 Prozent geschrumpft, berichtet Professor Zhang Li von der Pädagogischen Universität in Peking.
Landwirtschaft und Siedlungen verdrängen den Wald. Besserer Schutz der Elefanten - auch vor Wilderern - hat ihre Zahl in China aber von 180 in den 80er Jahren auf heute 300 steigen lassen. Wie Chinas staatliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtet, haben die Behörden nun den Bau eines neuen Regenwald-Nationalparks für asiatische Elefanten beschleunigt. Und trotzdem: "Die Antwort auf die Frage, ob die Elefanten wieder nach Norden ziehen werden, ist mit ziemlicher Sicherheit 'ja'", glaubt die Elefanten-Expertin Shen Qingzhong. (jwo/dpa) © dpa
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