Die Coronakrise macht die Schwachstellen der Lebensmittelversorgung in europäischen Städten deutlich: Durch die Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie kann es zu Engpässen bei der Versorgung mit Obst und Gemüse kommen. Britische Forscher zeigen mit kreativem Ansatz, wie die nachhaltige Versorgung urbaner Gebiete mit Frischware langfristig gesichert werden kann.

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Hunger ist in Deutschland durch die Coronakrise nicht zu befürchten. Die Versorgung etwa mit Milchprodukten, Weizen und Schweinefleisch sei gesichert, betont das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Das gilt aber nicht für alle Lebensmittel. Insbesondere bei frischem Obst und Gemüse sind Engpässe denkbar, warnte unter anderem Bundesministerin Julia Klöckner.

Um Versorgungsprobleme durch störungsanfällige Lieferketten in der Zukunft zu vermeiden, suchen Wissenschaftler nach Wegen, um die Lebensmittelversorgung verstärkt regional oder sogar lokal zu organisieren. Ein britisches Forscherteam zeigt in einer aktuellen Studie auf, dass selbst Grossstädte ein ungeahntes Potenzial für den Gartenbau bergen.

Coronakrise zeigt: Versorgungswege von Obst und Gemüse nicht sicher

Die Versorgung mit frischen pflanzlichen Erzeugnissen ist in der aktuellen Situation besonders empfindlich. Die Produzenten in Deutschland sind auf Saisonarbeiter aus dem Ausland angewiesen. Aufgrund der geltenden Einreisebeschränkungen fehlen diese aktuell.

Mit einem Massnahmenpaket will die Bundesregierung drohenden Ernteausfällen entgegenwirken. Dieses sieht unter anderem Sondergenehmigungen für die Einreise von Saisonkräften und arbeitsrechtliche Erleichterungen vor.

Diese Massnahmen versuchen, die Auswirkungen der Coronakrise auf die einheimische Lebensmittelproduktion zu lindern. Bei Obst und Gemüse liegt der Selbstversorgungsgrad aber unter 40 Prozent. Der weitaus grössere Anteil wird aus dem Ausland importiert. So stammt Obst grösstenteils aus Spanien, das meiste Gemüse wird aus den Niederlanden importiert.

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Lange Lieferketten haben viele Schwachstellen

Die Einfuhr von Lebensmitteln kann durch die aktuelle Krise an mehreren Stellen eingeschränkt sein. Eine verringerte Produktion in den Ursprungsländern, fehlende LKW-Fahrer bei den Speditionen und lange Wartezeiten an den Grenzen durch stärkere Kontrollen hemmen den üblichen Warenfluss in die deutschen Supermärkte.

Lange Lieferketten haben auch ausserhalb von Krisensituationen Nachteile. Sie sind anfällig für Störungen und sie schaden ausserdem der Umwelt – insbesondere durch Schadstoffemissionen beim Transport.

Kreativer Ansatz für nachhaltige Versorgung

Jede Krise birgt Chancen zum Umdenken und für Verbesserungen. Einen Denkanstoss für eine möglicherweise nachhaltigere Lebensmittelversorgung wollen britische Forscher mit einer aktuellen Studie geben. Darin versuchen sie, den vermeintlichen Widerspruch zwischen Urbanisierung und dem lokalen Bezug von Obst und Gemüse aufzulösen.

Der in der Fachzeitschrift "Nature Food" veröffentlichten Untersuchung zufolge haben selbst Grossstädte ein bedeutendes Potenzial für den Anbau von Obst und Gemüse. Die Wissenschaftler nutzten Geoinformationssysteme, um am Beispiel der englischen Stadt Sheffield zu ermitteln, wie viel Fläche für den Nutzpflanzenanbau geeignet ist.

Und ihre Ergebnisse lassen aufhorchen: Auch wenn nur ein kleiner Teil der potenziell geeigneten urbanen Flächen im Vereinigten Königreich für den Gartenbau genutzt würde, würde sich die heimische Obst- und Gemüseproduktion vervierfachen.

100 Quadratmeter Gemüsegarten pro Einwohner

Aktuell werden 1,3 Prozent der Grünflächen Sheffields als Gemüsegärten genutzt. Die Wissenschaftler identifizierten ein grosses zusätzliches Potenzial. Würden alle Möglichkeiten ausgenutzt, stünden pro Einwohner ganze 100 Quadratmeter für den Obst- und Gemüseanbau zur Verfügung.

Die Forscher unter der Leitung von Jill Edmondson identifizierten nicht nur Landflächen als potenzielle Gärten. Viele Flachdächer von Gebäuden seien ebenfalls für den Zweck geeignet. Für manche Pflanzenarten wie etwa Tomaten seien die Bedingungen auf Gebäudedächern besonders gut geeignet.

"Mit einer sorgfältigen Verwaltung der Grünflächen und der Nutzung von Technologie, um Vertriebswege zu schaffen, könnten 'smarte Food-Städte' entstehen, in denen lokale Gärtner ihre Gemeinden mit frischen, nachhaltigen Lebensmitteln versorgen können", sagt Duncan Cameron, Co-Autor der Studie, laut einer Mitteilung der Universität von Sheffield.

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Verwendete Quellen:

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