Noch im Ei endete das Leben des kleinen Titanosauriers, doch sein Tod ist ein Glücksfall für die Forschung: Denn Millionen Jahre später geben die fossilen Überreste des Mini-Dinos Einblicke in das Leben und die Entwicklung dieser Riesen.
Titanosaurier gehören zu den Sauropoden - den charakteristischen Pflanzenfressern mit schwerem Rumpf, langem Hals und einem unverhältnismässig kleinen Schädel. Sie waren die letzten überlebenden Sauropoden und die grössten Landlebewesen, die jemals existiert haben.
Wissenschaftler um Martin Kundrat von der Pavol Jozef Safarik Universität in Kosice (Slowakei) untersuchten nun das fossile Ei eines Titanosauriers und konnten so neue Einblicke in das Leben der einstigen Giganten gewinnen. Ihre Erkenntnisse haben sie im Fachmagazin "Current Biology" veröffentlicht.
Bisher vollständigster Schädel eines Titanosaurier-Embryos
Die Forscher lösten die Eischale mit Säure auf, um den Embryo im Inneren freizulegen. Zudem scannten sie das Ei an der European Synchrotron Radiation Facility in Grenoble (Frankreich) mit einem speziellen bildgebenden Verfahren. Das Fossil sei das bisher vollständigste eines Schädels von einem Titanosaurier-Embryo, schreiben die Wissenschaftler.
Gut erhaltene Embryos im Inneren von Eiern seien extrem selten, sagt Ko-Autor John Nudds laut Mitteilung der University of Manchester. "Stellen Sie sich die riesigen Sauropoden aus 'Jurassic Park' vor und denken Sie daran, dass die winzigen Schädel ihrer Babys, die sich noch in ihren Eiern befinden, nur ein paar Zentimeter lang sind."
Baby-Dinos hatten einen Eizahn und konnten räumlich sehen
Die Untersuchungen zeigten eine Verlängerung an der Schnauze, die die Forscher als eine Art Eizahn zum Aufbrechen der Schale deuten. Nach dem Schlüpfen sei diese wieder verschwunden, ausgewachsene Tiere zeigten kein solches Horn. Auch Vogelküken befreien sich noch heute mithilfe einer Verhärtung an der Spitze des Oberschnabels beim Schlüpfen aus der Eierschale.
Eine weitere Besonderheit der Dino-Jungtiere betrifft das Sehvermögen: Aufgrund der Lage der Augenhöhlen am Schädel gehen die Forscher davon aus, dass die Jungtiere wohl räumlich sehen konnten – eine Fähigkeit, welche den ausgewachsenen Tieren wieder abhandengekommen ist.
Ei wurde ursprünglich illegal aus Argentinien ausgeführt
Das Ei wurde ursprünglich in Patagonien in Argentinien gefunden und illegal ausser Landes gebracht. Mittlerweile ist es zurück in seinem Herkunftsland und wird in einem Museum aufbewahrt.
Erstmals wurden Embryos in fossilen Eiern von Dinosauriern vor etwa 25 Jahren entdeckt, in Auca Mahuevo, ebenfalls in Argentinien. Sie werden Sauropoden zugeschrieben. Das nun untersuchte fossile Ei stammt nicht aus der Region, ergaben weitere Analysen der Forscher. Die Schale des Eis sei dicker, und die geochemische Signatur des Bodens am Fundort eine andere als in Auca Mahuevo. (mgb/dpa)
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