Todeszonen sind bestimmte sauerstofflose Gebiete im Meer, in denen kaum ein Tier oder eine Pflanze überleben kann. An unerwarteter Stelle haben Forscher nun eine weitere nachgewiesen. Die Folgen für die Menschen der Region könnten verheerend sein.
Im Golf von Oman gibt es eine nahezu sauerstofffreie Todeszone von gut der Grösse Schottlands. Das hat eine Analyse mit Tauchrobotern ergeben, die erstmals seit Jahrzehnten Daten aus der politisch instabilen Region lieferten.
"Unsere Untersuchung zeigt, dass die Situation schlimmer ist als befürchtet", berichtet das Team um Bastien Queste von der britischen Universität East Anglia in Norwich. "Der Ozean erstickt." Die Zone liege gefährlich nahe den Regionen, in denen Menschen fischen und zum Lebensunterhalt auf das Meer angewiesen sind.
An den Golf von Oman grenzen im Norden der Iran und Pakistan, im Westen die Vereinigten Arabischen Emirate und im Süden Oman. Piraterie und Konflikte in der Region hätten lange Zeit eine zu grosse Bedrohung für Forschungsmissionen in der Meeresbucht dargestellt, erläutern die Forscher.
Sie nutzten nun zwei unbemannte Tauchroboter, die in dem Gebiet acht Monate lang bis in eine Tiefe von 1.000 Metern den Sauerstoffgehalt und Strömungen erfassten.
Gewaltige Todeszone überrascht Forscher
Wenig Sauerstoff hätten sie erwartet, eine so gewaltige und weiter wachsende Todeszone nicht, so die Forscher. Ihre Daten stellen sie im Fachjournal "Geophysical Research Letters" vor.
In Todeszonen ist der Sauerstoffgehalt des Wassers so gering, dass Fische, andere Meerestiere und marine Pflanzen nicht überleben können.
Bekannt war seit langem, dass es im Arabischen Meer saisonal schwankend die grösste und dickste Sauerstoff-Minimum-Zone weltweit gibt. Neu ist, dass sie bis in den nordwestlichen Arm des Meeres reicht.
Das Phänomen tritt in einigen Meeresregionen weltweit natürlicherweise auf. Eine Ursache sind Algenblüten. Nach dem Absterben sinken die Algen langsam nach unten und werden von Bakterien abgebaut. Diese verbrauchen dabei Sauerstoff und es können sich riesige Zonen in 200 bis 800 Metern Tiefe bilden, in denen es zeitweise kaum mehr Sauerstoff im Wasser gibt.
Begünstigt wird das Phänomen durch wenig Turbulenzen und Strömungen sowie von vornherein vergleichsweise sauerstoffarmes Meerwasser.
Die Ergebnisse liessen eine schlimme Entwicklung befürchten, erläutern die Forscher. Mit dem Klimawandel werde sich das Phänomen noch verstärken, weil sich in wärmerem Wasser weniger Sauerstoff löse. Abwässer und ins Meer fliessender Dünger förderten das Auftreten von Algenblüten. © dpa
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