Elefanten werden im Circus Knie ab 2016 keine Kunststücke mehr vorführen. Tierschützer jubeln, denn die Dickhäuter führen im Zirkus ein erbärmliches Dasein.
Sumatra, Patma und Siri sind schon gestorben, Dehli und Ceylon bald auch raus aus der Manege. Im Circus Knie werden ab 2016 keine Elefanten mehr auftreten. Warum? Weil der asiatische Elefant vom Aussterben bedroht ist und es schlicht keinen Nachschub mehr gibt. Das erklärte Zirkusdirektor Franco Knie gestern dem SRF. "Nun ist der Schweizer Circus Knie einem eigentlichen Verbot zuvor gekommen und verzichtet freiwillig auf die Verwendung seiner Elefanten zu Zirkuszwecken", sagt Antoine F. Goetschel, Anwalt und Präsident des Global Animal Law Projekts. Er würde ein generelles Verbot von Wildtieren im Zirkus sehr begrüssen – unabhängig davon, ob es Nachschub gibt: "Tiere werden im Zirkus vermenschlicht und unter teils unwürdigen Bedingungen transportiert und gehalten."
Elefanten werden in kleinen Stallwagen gehalten
Peter Höffken, Fachreferent zum Thema Tiere in der Unterhaltungsbranche bei der Peta, pflichtet dem bei: "Elefanten im Zirkus werden jede Nacht ihres Lebens an zwei Beinen angekettet. Das ist eine Tortur für die bewegungsfreudigen Tiere, denn in der Natur laufen Elefanten bis zu 100 Kilometer am Tag".
Neben der Kettenhaltung gibt es noch weitere Möglichkeiten der Unterbringung von Elefanten: Am einfachsten ist die Haltung im Transportwagen. Die Elefanten stehen in einem Anhänger, in dem sie auch von Ort zu Ort gefahren werden. Die meisten dieser Stallwagen sind jedoch sehr eng, die Elefanten können sich dort kaum bewegen. Die Paddockhaltung stellt für Dressurelefanten noch die komfortabelste Lösung dar. Ein Paddock ist eine Art mobiles Freigehege für Zirkuselefanten, die Grenzen sind von einem elektrischen Weidezaun umspannt. So entsteht eine Freifläche, auf der sich die Elefanten ohne Fussketten bewegen können. Aber auch die Freiflächen ersetzen die Freiheit nicht. "Ein eigentliches Elefantenleben zu führen mitsamt den Sozialkontakten in einer grossen Herde in der Wildnis und dem Naturkontakt bleibt ihnen versagt. Und dies aus Gründen der Unterhaltung des Menschen, was ich nicht mehr als zeitgemäss erachte", erklärt Rechtsanwalt Götschel seinen Standpunkt.
Dressur funktioniert nur mit Gewalt
Um das Publikum standesgemäss zu unterhalten, müssen die Tiere eine Show einstudieren. "Die Dressur von Elefanten basiert stets auf der Anwendung von Gewalt und Zwang. Der Trainer ruft den Elefanten immer wieder ins Gedächtnis wer das Sagen hat, denn sonst gehorchen die Tiere nicht", sagt Höffken. Besonders prangert er den Einsatz von sogenannten "Elefantenhaken" an. Der mit spitzen Metallhaken besetzte Stock werde dazu genutzt, den Elefanten Schmerzen zuzufügen, damit sie gehorchen. "Dieses Instrument wird zur Kontrolle der Tiere auch im Circus Knie verwendet", so der Tierschützer. Ein glückliches Elefantenleben kann seiner Meinung nach deshalb nur abseits des Zirkus in der freien Natur stattfinden.
Für die Zirkuselefanten-Damen Dehli und Ceylon beginnt bald die Rente. Tieranwalt Goetschel hofft, dass bald weitere Tiere folgen: "Schliesslich werden Wildtiere in Zirkussen in zahllosen anderen Staaten zu Recht und aus Gründen des Tierwohls und der Tierethik verboten, nennen wir etwa Österreich, Schweden, Dänemark und andere." In Deutschland gibt es zwar noch kein Verbot für Zirkuselefanten, jedoch wurde erst im Juni der Elefantenhalter des deutschen Zirkus Charles Knie wegen Verstoss gegen das Tierschutzgesetz verurteilt, weil die Elefanten bei Ortswechseln bis zu 18 Stunden auf dem LKW eingesperrt waren.
Zoo ist auch nicht artgerecht
In der Schweiz möchte Franco Knie nicht ganz auf seine Elefanten verzichten. Die Elefantenzucht soll sich nun in vollem Umfang auf den Kinderzoo in Rapperswil, St. Gallen, konzentrieren, damit weiterhin eine zuchtfähige Gruppe erhalten bleibt. "Der einzige Grund, warum Tiere im Zoo gehalten werden, ist zur Unterhaltung der Menschen und wegen der Eintrittsgelder – beides keine ausreichenden Gründe, um Tiere einzusperren und sie zu quälen," findet Peta-Fachreferent Peter Höffken. Auch Antoine Goetschel wünscht sich, dass die Übernutzung von Tieren ein Ende nehmen möge: "Hierzu sind Verschärfungen in den Gesetzen nötig und hierfür wiederum Mehrheiten im Volk und in der Politik."
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