Moderne Ausrüstung beschert Alpinisten heute viele Vorteile. Jene die nach Rekorden jagen, verzichten aber oft ganz bewusst auf Hilfsmittel. Einen Namen als Bergsteiger machen kann sich nur, wer alle anderen übertrifft und bestenfalls ein Fernsehteam mit auf den Berg nimmt.
Reinhold Messner ist der wohl bekannteste Bergsteiger unserer Zeit. Der Alpinist feierte kürzlich seinen 70. Geburtstag, was ihn berechtigterweise wieder in den medialen Fokus rückte.
Wer ist der Beste?
Man kann herrlich darüber streiten, wer zu den besten Alpinisten aller Zeiten zählt. Auch darüber, ob die heutigen Rekorde mit jener der Generation von Reinhold Messner zu vergleichen sind. Fundierte Aussagen darüber zu treffen, ist allerdings sehr schwierig. Etwa wenn fulminante Einzelleistungen einer ganzen Laufbahn gegenüber stehen. Wonach sollte man festlegen, ob beispielsweise der Dolomiten-Spezialist und Kletterer Angelo Dibona mit seinen Erstbesteigungen während der 1910er-Jahre besser oder weniger gut war, als Hermann Buhl, der seine beste Zeit gut 40 Jahre später erlebte und als erster Mensch den Nanga Parbat bestieg?
Zudem gab es im Laufe der Epochen zahlreiche Veränderungen bei Bergausrüstung und Funktionsbekleidung. Galt im 18. Jahrhundert ein Wanderstock noch als geschätztes Hilfsmittel, zählen heute bei Profis eher moderne Eispickel zur Grundausstattung. Die Verwendung von Seilen hat sich etabliert und die gesamte Ausrüstung ist viel leichter geworden. "Kaum ein Ausrüstungsgegenstand erlebte so vielfältige Veränderungen wie das Fusseisen", schreibt Historiker Maximilian Schachner, der dem Thema "Alpine Ausrüstung im Wandel" gar eine gesamte Diplomarbeit widmete. Er weist auch darauf hin, dass Ausrüstungselemente wie Leitern, Karabiner, Metallstifte und Seile mehr und mehr in das Gebirge selbst installiert werden - so kann das mitzubringende Equipment möglichst klein gehalten werden. Und während früher zahlreiche Alpinisten dem Risiko zu erfrieren ausgesetzt waren, sorgen die heutigen Materialien der Outdoorbekleidung für ungleich bessere Voraussetzungen.
Ein eigener Weg
Sinnvoll ist es daher, von den besten Bergsteigern ihrer jeweiligen Zeit zu sprechen. Oder wie Reinhold Messner es im Interview mit unserer Redaktion ausdrückte: "Die jungen Bergsteiger klettern besser, als wir es konnten. Sie haben eine bessere Kondition, weil sie mehr trainieren und sie haben eine bessere Ausrüstung. Zudem können sie die Erfahrungen früherer Bergsteigergenerationen übernehmen. Aber die Jungen werden nicht versuchen, uns nachzuäffen."
Eine Herausforderung für die neue Generation von Alpinisten besteht wohl darin, Projekte zu finden, die auf ihre eigene Weise extrem sind und im besten Fall noch von niemandem vorher durchgeführt wurden. Bergsteiger die aktuell einen Bekanntheitsgrad wie Popstars geniessen sind der junge Tiroler David Lama oder die "Huberbuam", also Alexander und Thomas Huber aus dem Berchtesgadener Land. Sie verzichten teilweise ganz bewusst auf moderne Absicherungen, klettern frei und wollen damit neue Rekorde aufstellen. Schwierige Erstbegehungen wie jene Lamas am Cerro Torre oder der "Huberbuam" am Nameless Trango Tower sind es, die für Aufsehen über die Bergsteigerszene hinaus sorgten. Zudem werden die Extrembergsteiger häufig von Kamerateams begleitet. Oft stehen potente Sponsoren und jede Menge finanzielle Mittel hinter den Projekten. Helden, deren Namen weniger oft wahrgenommen werden, sind die Kameraleute. Sie begleiten die aufwändigen Touren, filmen unter extremsten Bedingungen und sorgen dafür, dass auch wir - im Kinosessel sitzend - die Abenteuer in luftigen Höhen miterleben dürfen.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.