Forscher haben in der Westantarktis Spuren eines 90 Millionen Jahre alten Waldes entdeckt. Damit ist klar: Die Antarktis war zu Dinosaurier-Zeiten eisfrei. Damals war es am Südpol wärmer als heute in Deutschland.
Forscher haben in der Nähe der Westantarktis eine aussergewöhnliche Entdeckung gemacht: In bis zu 30 Metern Tiefe unter dem Meeresboden sind sie auf Spuren von Nadelhölzern und Baumfarnen gestossen. Der gemässigte Regenwald wuchs dort in der mittleren Kreidezeit vor 90 Millionen Jahren, die als Zeitalter der Dinosaurier gilt, wie das Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut (AWI) mit Verweis auf eine Studie mitteilte, die am Mittwoch im Fachmagazin "Nature" erschien. "Der Fund hat uns sehr überrascht", sagte der Erstautor der Studie, AWI-Geologe Johann Klages.
Die Analysen hätten ergeben, dass es in der Antarktis damals im Jahresschnitt zwölf Grad Celsius warm war - zwei Grad höher als in Deutschland 2019. "Damit steht fest, dass die Antarktis eisfrei gewesen sein muss", sagte Klages. Dies sei bislang nicht sicher gewesen. "Wir wussten nur, dass die Kreidezeit eine der wärmsten Zeiten war, aber hatten keine Hinweise aus der Gegend Nahe des Südpols."
Wurzelgeflecht in Proben entdeckt
Bei einer Expedition 2017 hatten Geologen im Küstenbereich der Westantarktis einen Sedimentbohrkern entnommen. Darin wurde mithilfe eines Computertomographen ein dichtes Wurzelgeflecht entdeckt. Die Forscher konnten zudem holzige Zellverbände, Pollen, Sporen von Gefässpflanzen und Spuren von Blütenpflanzen erkennen.
Unklar sei zunächst gewesen, wie auf einer geografischen Breite von 82 Grad Süd mit einer viermonatigen Polarnacht ein gemässigter Regenwald habe wachsen können. Analysen ergaben den Angaben zufolge schliesslich, dass die Konzentration von Kohlendioxid in der Atmosphäre viel höher war als bisher vermutet.
"Die Studie verdeutlicht, welch hohes Potenzial das Treibhausgas Kohlendioxid als Energielieferant besitzt und welche Kühleigenschaft die heutigen Eisschilde haben", betonte Klages. Warum sich später das Klima abkühlte, wissen die Forscher bisher nicht. © dpa
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