Ein elf Kilometer langer Streifen im Outback, urplötzlich aufgetaucht: Das Phänomen stellte die Wissenschaft vor Rätsel. Ein slowenischer Forscher will nun die Ursache für den Strich auf dem Boden gefunden haben.

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Erstmals entdeckt hatte die Narbe in der Landschaft ein Höhlenforscher an seinem Rechner: Auf Google Maps studierte er die Nullarbor-Ebene im Süden Australiens, um neue unterirdische Zugänge zu finden. Was er sah, war allerdings viel gewaltiger – die Satellitenaufnahmen zeigten einen elf Kilometer langen Streifen, bis zu 250 Meter breit, der kurze Zeit vorher noch nicht dagewesen war. Was also war passiert?

Eine überzeugende Hypothese liefert nun der slowenische Geowissenschaftler Matej Lipar: Schon bald nach Sichtung der Bilder habe er den Verdacht gehabt, dass es sich bei der Linie um die Folgen eines Tornados handeln könnte, berichten australische Medien.

Bei einem Vergleich von verschiedenen Satellitenaufnahmen kam er dann zu dem Schluss, dass die Veränderungen auf der Oberfläche zwischen dem 16. und 18. November 2022 geschehen sein mussten, wie aus seiner im "Journal of Southern Hemisphere Earth Systems Science" veröffentlichten Arbeit hervorgeht.

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Auffällige Muster könnten durch Sog eines Tornados entstanden sein

Entlang der Narbe zeigten sich danach blaue kreisförmige Muster, bei denen es sich um Wasserlachen handeln dürfte, die nach Regenfällen entstanden sind. Gestützt würde die Beobachtung von Wetterdaten, laut denen eine Kaltfront mit Regen und starken Winden am 17. November 2022 über die Region gezogen war.

Bei einer Erkundung vor Ort im Mai dieses Jahres stellte Lipar gemeinsam mit Kollegen schliesslich fest, dass die Narbe auf dem Boden noch gut erhalten war, offenbar wegen der nur langsam wachsenden Vegetation in der Ebene. Zudem zeigten sich sogenannte Zykloiden – auffällige Muster, die durch den Sog eines Tornados entstehen können. Das Team folgerte aus den vorhandenen Daten: Offenbar wütete vor Ort ein starker Sturm, der Tornado müsse die Kategorie F2 oder F3 erreicht haben, die Windgeschwindigkeit habe wahrscheinlich mehr als 200 Kilometer pro Stunde betragen.

Lipar schliesst in seiner Studie, die Erkenntnisse könnten zu einem besseren Verständnis zum Auftreten von Tornados in trockenen Regionen beitragen. Dies könne Vorhersagen verbessern und zu verkürzten Warnzeiten führen.  © DER SPIEGEL

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